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Der Himmel über Berlin. Baukräne gehören auch in gewachsenen Quartieren zum Stadtbild.
© Marc Gruninger

Neue Bauprojekte: Aufsteigende Neubauten

Immer mehr Menschen zieht es nach Berlin. Da Wohnraum knapp ist, sorgt die Stadt für mehr Platz. Ein Überblick der Bauprojekte.

Berlin wächst, um mehr als 40 000 Menschen im Jahr. Die Neubürger brauchen ein Dach über dem Kopf, und so wird überall gebaut. Der Stadtentwicklungsplan Wohnen 2025 des Senats sieht vor, dass jährlich 10 000 neue Wohnungen fertiggestellt werden. Viel zu wenig, meint der Verband Berlin Brandenburger Wohnungsbauunternehmen. Wo aber entstehen die neuen Siedlungen?

Eine der größten Neubausiedlungen soll auf dem rund 100 Hektar großen Areal des ehemaligen amerikanischen Truppenübungsplatzes „Parks Range" zwischen der Osdorfer Straße und der Landesgrenze in Lichterfelde-Süd entstehen. Die Groth-Gruppe, die das Gelände 2013 erworben hat, will hier voraussichtlich ab 2016 mit dem Bau von rund 2500 Wohneinheiten beginnen. Das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd fordert dagegen eine Beschränkung auf 1500 Wohnungen. Jetzt hat das Bezirksamt ein Bürgerbegehren in dieser Sache zugelassen.

Im Rahmen eines städtebaulichen Workshops wurde der Entwurf des niederländischen Architektenbüros Casanova + Hernandez als Grundlage für den Masterplan ausgewählt. Er sieht einen Stadtteil mit geringem motorisierten Individualverkehr vor, der überwiegend durch Rad- und Fußwege erschlossen wird. Viele Landschaftsflächen sollen erhalten bleiben, ein sogenannter Pufferpark soll ausreichenden Abstand zwischen die Bebauung und die „Grüne Mitte" des Viertels bringen.

Geplant sind insgesamt sechs Quartiere, die durch „grüne Finger" voneinander getrennt sind. Vorgesehen sind rund 600 Reihen- und Doppelhauseinheiten, 500 geförderte und 300 freifinanzierte sowie 600 Eigentumswohnungen und etwa 500 Wohnungen für Genossenschaften und Baugruppen.

Frauenklinik-Umbau in Neukölln geht endlich voran

Eine ähnlich große Zahl von Wohnungen soll – verteilt auf diverse Einzelprojekte – im Bereich der Wasserstadt Spandau beiderseits der Oberhavel entstehen. 2007 hatte sich der Senat aus den Entwicklungsgebieten zurückgezogen und die Planungsgesellschaft aufgelöst. Deshalb wurden bisher nur rund 3800 der geplanten 7500 Wohneinheiten verwirklicht, davon 200 in Form von Eigenheimen. Diverse Bauflächen sind in dem insgesamt 206 Hektar großen Areal vorhanden. Den Auftakt macht der Maselakepark im Spandauer Ortsteil Hakenfelde, wo in Kürze mit dem Bau von mehr als 400 privat finanzierten Wohnungen begonnen wird.

Bei der geplanten Umwandlung der ehemaligen Frauenklinik am Mariendorfer Weg in Neukölln geht es jetzt auch voran. Im Januar hat die britische Comer Group als bisheriger Investor das Objekt an die Avila-Gruppe veräußert, zu der auch die katholische Wohnungsgesellschaft Petruswerk gehört. Spätestens im Herbst soll hier mit dem Bau von rund 1100 Wohnungen, einem Seniorenheim, einer Kindertagesstätte und Tiefgaragen begonnen werden. 2017 sollen sie fertig gestellt sein.

In Pankow scheitert der Bau von mehr als 700 Wohnungen auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs bisher an einem parallel dazu von dem Investor Kurt Krieger geplanten Einkaufszentrum. Dessen Notwendigkeit ist im Bezirk umstritten. Fortschritte gibt es dagegen bei dem Bau der Wohnsiedlung „La Vie“ auf dem Gelände der ehemaligen Fahrbereitschaft des Ministerrates der DDR an der Straßburger- Ecke Saarbrücker Straße.

Die WGF-AG errichtet hier 363 Wohnungen mit eineinhalb bis fünf Zimmern und 282 Tiefgaragenplätze. Auf dem rund 31 000 Quadratmeter großen Areal befand sich zuletzt eine Brache, die zum Teil von Kfz-Werkstätten und Speditionen genutzt wurde. Mit den fünf- bis siebengeschossigen Neubauten, die sich in die historische Stadtteilarchitektur einpassen, wird die bestehende Lücke in der Blockrandbebauung geschlossen.

Rund 900 Wohnungen sind in Friedenau geplant

Heftig umstritten ist dagegen die Bebauung des in Mitte nördlich an den Mauerpark angrenzenden Gebiets, das ebenfalls der Groth-Gruppe gehört. Nachdem Anwohnergruppen fordern, das Gelände komplett dem Park zuzuschlagen und mit einem Bürgerbegehren auf Bezirksebene drohten, hat Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) das Verfahren kürzlich „aus dringendem Gesamtinteresse Berlins“ an sich gezogen.

Auf dem 3,5 Hektar großen Grundstück nördlich des Gleimtunnels zwischen Brunnenviertel und Prenzlauer Berg sollen rund 700 neue Wohnungen entstehen, darunter 120 geförderte für die städtische Gewobag und 122 frei finanziert. Dazu kommen 194 Eigentumswohnungen sowie 219 Wohneinheiten für Studenten und 43 für Senioren. Auch eine Kindertagesstätte mit 80 Plätzen ist geplant.

Rund 900 Wohnungen sind auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Wilmersdorf in Friedenau geplant. Ein Viertel davon wird durch eine landeseigene Gesellschaft im geförderten Wohnungsbau errichtet werden. Kürzlich hat die zuständige Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg die Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplanes beschlossen. Neuen Schwung haben auch die Pläne für eine Wohnbebauung des ebenfalls stillgelegten Güterbahnhofs Grunewald, zwischen Avus und Halenseestraße, bekommen. Im Rahmen der Überlegungen über die Zukunft des ICC wird an eine Entwicklung des gesamten Areals gedacht. Ursprünglich hatte Eigentümer Kurt Krieger hier zwei Möbelhäuser errichten wollen, war jedoch am Widerstand von Bezirksverordneten und einer Bürgerinitiative gescheitert.

Baldein Anblick mit Seltenheitswert. Immer mehr Baulücken werden mit Neubauten geschlossen.
Baldein Anblick mit Seltenheitswert. Immer mehr Baulücken werden mit Neubauten geschlossen.
© Imago

Auch in Karlshorst drehen sich die Kräne

Im Februar hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg der Bauwert Investment Group die Baugenehmigung für das Freudenberg-Areal an der Boxhagener Straße erteilt. Auf dem Gelände befanden sich einst die VEB-Gummiwerke und dann die Freudenberg Dichtungs- und Schwingungstechnik, die ihren Standort 2011 nach Adlershof verlegte. Danach wurde das alte Fabrikgebäude abgerissen und der kontaminierte Boden saniert. Hier sollen jetzt 560 Miet- und 90 Eigentumswohnungen entstehen.

125 Wohnungen sowie eine Kita mit 90 Plätzen wurden an die städtische Wohnungsbaugesellschaft Howoge verkauft und werden staatlich gefördert. Während die bauvorbereitenden Arbeiten bereits begonnen haben, hat eine Bürgerinitiative, die eine Halbierung der Wohnungszahl fordert, Klage eingereicht und ein Bürgerbegehren gestartet.

Dort wo sich zu Mauerzeiten die Deutschlandzentrale des KGB befand, entsteht an der Zwieseler Straße in Lichtenberg der erste Bauabschnitt der Gartenstadt Karlshorst. Bis 2030 sollen hier rund 750 Wohneinheiten entstehen. An der Treskowallee in Karlshorst werden gerade dort, wo sich das Studentenwohnheim der DDR-Hochschule für Technik und Wirtschaft befand, die Treskower Höfe zu Ende gebaut. Die Howoge errichtet hier 414 Mietwohnungen einschließlich zweier Senioren-Wohngemeinschaften.

Zwei Projekte am Alex sind noch ungewiss

Auf dem Gelände des ehemaligen Kinderkrankenhauses Lindenhof an der Gotlindestraße in Lichtenberg wird die Howoge im kommenden Jahr mit dem Bau von rund 410 Wohneinheiten beginnen. Dabei wird die bestehende, denkmalgeschützte Struktur aufgenommen und durch drei weitere Wohnhöfe mit verschiedenen Gebäude- und Wohnungstypen ergänzt. Nördlich des Ostbahnhofs wachsen seit dem vergangenen Jahr nach Plänen des Architekten Tobias Nöfer die beiden 86 und und 95 Meter hohen Türme Max und Moritz in die Höhe. Gemeinsam mit siebengeschossigen Flügelbauten werden die Gebäude mit 23 und 26 Stockwerken insgesamt 463 Wohnungen sowie Büros und Geschäfte beinhalten. Das Projekt der Wohnkompanie soll 2017 fertiggestellt sein.

Auch auf dem Grundstück der ehemaligen Frauenklinik an der Pulsstraße in Charlottenburg-Wilmersdorf entstehen neuen Wohnungen. In die seit 2005 geschlossenen, denkmalgeschützten Krankenhausgebäude werden 195 Wohneinheiten integriert, 463 weitere Wohnungen entstehen daneben in Form von Neubauten. „Joli Coeur" (schönes Herz) haben die Investoren ihre Siedlung getauft, in Anspielung darauf, dass sie im „Herzen des Berliner Westens erblüht“, wie es auf der Investoren-Website heißt.

Noch ungewiss ist die Planung von zwei Großprojekten am Alexanderplatz. Der amerikanische Entwickler Gerald Hines plant hier ein 150 Meter hohes Gebäude mit rund 300 Eigentumswohnungen. Er konnte sich aber mit der BVG bisher nicht über die Sicherung des darunter verlaufenden U-Bahn-Tunnels einigen. Gleich daneben will der russische Baukonzern Monarch ein vergleichbares Gebäude errichten, hat seine Pläne allerdings noch nicht konkretisiert.

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