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Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts (das Bestandsgebäude in der Mitte) gepaart mit den modernen „Spindler Towers“ sollen die Wasserstadt Spindlersfeld zu etwas Besonderem machen.
© Abbildung: Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur

Neubau: Auf der Suche nach der idealen Stadt

Wie Architekt Klaus Theo Brenner 2000 Wohnungen im Osten Berlins plant.

Kaum sind die Details der geplanten 700 Wohnungen am Ufer der Dahme in Grünau bekannt geworden, rücken weitere Großprojekte im Osten Berlins in den Fokus. In Spindlersfeld (Bezirk Treptow-Köpenick) und in Karlshorst (Bezirk Lichtenberg) sollen nach Plänen des Berliner Architekten Klaus Theo Brenner zusammen rund 2000 Wohnungen entstehen. Dabei befinden sich in Spindlersfeld die Planungsarbeiten schon im entscheidenden Stadium: „Wir sind dabei, die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans vorzubereiten“, sagt Ulrike Zeidler, Amtsleiterin für Stadtentwicklung im Bezirk Treptow- Köpenick.

Unter dem Namen Wasserstadt Spindlersfeld sind etwa 770 Wohnungen geplant, teils in denkmalgeschützten Gebäuden wie dem imposanten Ringbau, teils in Neubauten. Damit erhält ein zehn Hektar großes Grundstück eine neue Funktion, das jahrzehntelang als Standort für Großwäschereien diente: zunächst für die 1873 gegründete Spindlersche „Anstalt zur chemischen Reinigung, Wäscherei und Färberei“, zuletzt für den VEB Rewatex. Bereits vor drei Jahren präsentierte die Unternehmensgruppe Eisen, die das Vorhaben über die WPK Grundstücksentwicklungsgesellschaft plant, das Konzept. Den Baubeginn stellte sie damals für 2012 in Aussicht, die Fertigstellung für 2015. Das war allerdings viel zu optimistisch gedacht: Brenner rechnet jetzt damit, dass der Bebauungsplan im Frühjahr 2015 verabschiedet wird und dann die Bauarbeiten beginnen können.

Behördenvertreterin Zeidler ihrerseits will sich nicht auf einen Zeitplan festlegen. Grundsätzlich aber begrüße sie das Vorhaben „außerordentlich“, sagt sie: „Aus meiner Perspektive ist die Wasserstadt eine tolle Ergänzung von Spindlersfeld. Es handelt sich um eine hoch attraktive Lage am Wasser und in der Nähe der Altstadt Köpenick.“ Als „Wertmutstropfen“ bezeichnet Zeidler allerdings, dass sich die Anwohner der Ottomar- Geschke-Straße künftig auf mehr Verkehr einstellen müssen.

Bauherr, Planer und Behörden müssen sich auf eine Vision einigen

„Wir sind dabei, mit dem Vorhabenträger einen städtebaulichen Vertrag abzuschließen“, sagt Zeidler weiter. Dieser Vertrag wird nach ihren Worten den Projektentwickler unter anderem dazu verpflichten, die als Folge der neuen Wohnungen nötigen Kita- und Grundschulplätze zu schaffen und die Zufahrtsstraßen auszubauen. Eine Pflicht zur Errichtung von günstigen Mietwohnungen ist hingegen nicht vorgesehen. Darüber hinaus werde der Bezirk genau auf die städtebauliche Qualität bei der Umsetzung des Vorhabens achten, verspricht die Amtsleiterin.

Die Gartenstadt Karlshorst (rechts) entsteht auf einem zirka 270 000 Quadratmeter großen Areal. Insgesamt sind rund 750 Wohneinheiten vorgesehen.
Die Gartenstadt Karlshorst (rechts) entsteht auf einem zirka 270 000 Quadratmeter großen Areal. Insgesamt sind rund 750 Wohneinheiten vorgesehen.
©  Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur

Das ist ganz im Sinne von Architekt Brenner, der den Masterplan entworfen hat. Denn ihn treibt eine Sorge um: Wie kann es gelingen, eine hochwertige Planung so umzusetzen, dass die architektonische und städtebauliche Qualität nicht leidet? „Was wir eine gute, schöne Stadt nennen, ist immer eine Übereinkunft von Politik, Kapital und den handwerklichen Fähigkeiten der Architekten“, sagt er. Um ein Projekt erfolgreich umzusetzen, so seine These, müssen sich also Bauherr, Planer und Behörden auf eine Vision einigen – und das, sagt Brenner, sei bei seinen Masterplänen in Spindlersfeld und auch in Karlshorst geschehen.

„Wie aber garantiert man, dass in der Umsetzung die Regeln eingehalten werden?“, fragt Brenner. Grundsätzlich sei nicht auszuschließen, „dass diese Gebiete mit drittklassiger Architektur gefüllt werden“. Zwar steht die WPK Grundstücksentwicklungsgesellschaft laut Brenner voll hinter dem anspruchsvollen Konzept. Sie wird das Großvorhaben aber nicht im Alleingang realisieren, sondern einzelne Bauabschnitte an andere Investoren weiterreichen. Diese sind dann nicht an die von Brenner vorgegebenen gestalterischen Details gebunden.

In Karlshorst schwebt Brenner das „Idealbild einer Gartenstadt“ vor

Dabei will Brenner ein „qualitätsvolles Stadtviertel“ realisieren, „dessen Bau bestimmten Regeln und Ausführungsstandards folgt“. Den Begriff Stadt verwendet er ganz bewusst, grenzt er doch sein Konzept vom Siedlungsbau auf der grünen Wiese ab. Stadt definiert sich für Brenner als Anordnung von Häusern, Plätzen, Straßenkreuzungen und öffentlichen Grünflächen, während der Siedlungsbau auf der grünen Wiese eher „eine Art größere Wohnwagensiedlung“ darstellt. Abschreckende Beispiele für diesen Siedlungsbau sieht Brenner, der auch einen Lehrstuhl für Entwerfen und Stadtarchitektur an der Fachhochschule Potsdam innehat, im Bornstedter Feld und im Villenpark Groß-Glienicke in Potsdam, wo es seiner Ansicht nach an einem übergeordneten Gesamtkonzept fehlt.

Den Qualitätsanspruch hält Brenner auch bei seinem zweiten Großprojekt in Berlin hoch, für das er nicht nur den Masterplan, sondern auch die Entwürfe für alle Haustypen geliefert hat: bei der Gartenstadt Karlshorst. Der Begriff knüpft an das Gartenstadt-Modell an, das Ebenezer Howard 1898 formulierte. In Karlshorst schwebt Brenner das „Idealbild einer Gartenstadt“ vor, die sich in Erweiterung eines gewachsenen Stadtviertels um Baudenkmale herum gruppiert.

Auf dem 24 Hektar großen, bis 1994 militärisch genutzten Gelände in der Zwieseler Straße sollen künftig rund 3000 Menschen in 1200 Geschosswohnungen sowie Einfamilien- und Reihenhäusern wohnen. Auch in diesem Fall fungiert die WPK Grundstücksentwicklungsgesellschaft als Projektentwicklerin. Im nördlichen Bereich des Areals („Am Biesenhorster Sand“) haben die Bauarbeiten bereits begonnen; den dafür gültigen Bebauungsplan verabschiedete der Bezirk Lichtenberg 2012. Den Abschluss des Bebauungsplanverfahrens für den südlichen Bereich erwartet Brenner für Mitte 2015.

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