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Personal gesucht. Allein im Berliner Verwaltungsdienst sind derzeit 104 Stellen frei.
© Wolfgang Kumm/dpa

Karriere im öffentlichen Dienst: Im Einsatz für Berlin

Während viele Firmen ihre Beschäftigten in Kurzarbeit schicken, stellt der öffentliche Dienst Mitarbeiter ein. Die sitzen oft erst mal im Homeoffice.

Theo Radke, 28, Volkswirtschaftler, begann seinen neuen Job als Personalverantwortlicher im Zentralen Bewerbungsbüro beim Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf am 1. April. Einige Tage vorher bekam er einen Anruf von seinem neuen Chef. „Er hat darin angekündigt, dass in den ersten Tagen und Wochen nicht alle Kollegen gleichzeitig im Büro sein werden. Auch ich sollte mich darauf vorbereiten, erst einmal viel in Heimarbeit zu erledigen“, erzählt Radke. Tatsächlich habe er dann erst einmal zwei Wochen im Homeoffice verbracht.

Während in Berlin bis Mitte April mehr als 30 000 Betriebe Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt haben, sind die Hauptstadt-Behörden auf der Suche nach Personal. 250 Stellen finden sich derzeit (Stand: Donnerstag) auf dem Bewerbungsportal des Landesverwaltungsamtes, wo Angebote von Bund, Land und Stadt zusammenlaufen. Gesucht sind vor allem Verwaltungsangestellte, die Bandbreite gefragter Qualifikationen ist aber groß, auf dem Bewerbungsportal sind Stellen etwa für Ärzte, IT-Fachleute oder Ingenieure ausgeschrieben (siehe Kasten).

Jahrelanger Einstellungsstopp, eine demografische Schieflage beim Personal, viele Beschäftigte, die in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen, das ist die derzeitige Lage: „Um das abzufedern, stellen wir nun wieder vermehrt ein. Daran hat auch die Corona-Pandemie bisher nichts geändert“, erklärt Nicole Kulawinski. Sie ist im Personalbereich des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf unter anderem für das Rekrutieren von Nachwuchskräften verantwortlich. Theo Radke gehört zu den letzten, die noch vor der Corona-Krise eingestellt wurden. Nachdem die Bewerbungsverfahren Mitte März coronabedingt kurzfristig ausgesetzt wurden, haben die Gespräche jetzt wieder begonnen, berichtet Kulawinski. Personal wird wieder eingestellt.

Der Chef gibt den Zeitplan vor

Doch was erleben derzeit Einsteiger in einen Job im öffentlichen Dienst? Für Theo Radke war es kein Problem, seine ersten Wochen beim neuen Arbeitgeber zum großen Teil im Homeoffice zu verbringen. Er habe die Zeit effektiv genutzt, etwa um sich mit Lehrbüchern in die theoretischen Grundlagen seines Jobs einzuarbeiten. „Spezielle Begriffe, Abkürzungen oder rechtliche Fragen haben mich als Quereinsteiger natürlich gefordert“, berichtet er. „Meine Fragen konnte ich aber immer durch eigene Internetrecherche oder in Gesprächen mit meinem Chef klären.“ Um seinem Arbeitstag eine Struktur zu geben, machte ihm sein Chef, mit dem er regelmäßig telefonierte, zeitliche Zielvorgaben. So habe er etwa zu Hause einen Fragenkatalog für Auswahlverfahren erstellt.

In der Abteilung von Theo Radke ist wegen der Kontaktvermeidung nur noch ungefähr die Hälfte der Belegschaft gleichzeitig in den Büros. Die anderen arbeiten im Homeoffice. „Für das soziale Einleben haben die Sicherheitsmaßnahmen natürlich eine gewisse Einschränkung bedeutet“, sagt Radke. „Selbst wenn ich im Büro Kollegen getroffen habe, mussten wir natürlich auf Distanz bleiben.“ Nach einigen Wochen Rotation hat er aber inzwischen alle Kollegen gesehen und ein wenig kennen gelernt.

Besprochen wird mit Sicherheitsabstand

Auch die Personalabteilung von Nicole Kulawinski musste ihre Abläufe anpassen. „Größere Veranstaltungen wie Teambesprechungen oder Begrüßungsrunden können derzeit natürlich nicht stattfinden“, sagt Kulawinski. Hier haben die Nachwuchskräfte normalerweise die Möglichkeit, Anliegen vorzutragen, bekommen Neuerungen mitgeteilt und können sich kennenlernen. Sie betont aber auch: „Das Meiste klappt weiterhin.“ Einzelbelange werden nun per Telefon geklärt, kleinere Besprechungen können mit ausreichendem Sicherheitsabstand in den Räumen des Bezirksamtes stattfinden.

Für Kulawinski hat eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst gleich mehrere Vorzüge. Sie selbst kam nach der Insolvenz ihres letzten Arbeitgebers, Air Berlin, zum Bezirksamt. Die Arbeitsplatzsicherheit empfindet sie als großen Vorteil des öffentlichen Dienstes im Vergleich zur Wirtschaft. „Außerdem gibt es verschiedene Arbeitszeitmodelle, sodass Familie und Beruf gut miteinander vereinbar sind“, sagt sie. Natürlich müssten auch Mitarbeiter von Behörden Überstunden leisten, wenn es die Lage erfordere. Die Anzahl sei in der Regel jedoch verhältnismäßig und könne individuell, in Form eines Zeitausgleiches, abgebaut werden.

Theo Radke hat sich beim Bezirksamt beworben, weil er sich sehr an Steglitz-Zehlendorf gebunden fühlt und seinen Heimatbezirk unterstützen wollte. Er ist hier aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat hier studiert. „Für mich ist es eine sehr ehrenvolle und erfüllende Aufgabe, den Menschen hier Hilfe und Ansprechpartner zu sein.“

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