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Eric Schweitzer (50 Jahre alt) wurde mit 38 zum bis dahin jüngsten Berliner IHK-Präsidenten gewählt.
© Mike Wolff

Wer folgt auf Eric Schweitzer?: IHK Berlin sucht: Präsident (m/w)

Eric Schweitzer, Miteigentümer und Chef des Recyclingkonzerns Alba, steht seit 2004 an der Spitze der Berliner Industrie- und Handelskammer. Spätestens 2017 ist Schluss – vielleicht aber auch schon deutlich früher.

Mitte vergangener Woche saß Eric Schweitzer wieder mal länger in einem seiner vielen Büros. Diesmal bei seinem Unternehmen Alba. Nach der Sitzung stand er am Abend vor der Wahl: Ab nach Hause? Oder nach Friedrichshain in die Mercedes-Benz-Arena zum Basketball-Eurocup-Spiel seiner „Albatrosse“? Am Ende landete er im KaDeWe beim traditionellen Bierabend der Unternehmensverbände Berlin Brandenburg.

„Am liebsten bin ich doch bei meinen guten Freunden. Es macht ja auch Spaß“, grinste er bübisch – und ließ sich auf ein Viertelstündchen in einen Sessel neben Innensenator und CDU-Chef Frank Henkel fallen.

Nein, wirklich amtsmüde wirkt Schweitzer noch nicht. Allerdings ist es auch schon elfeinhalb Jahre her seit jenem Sommer 2004. Da war der Unternehmer mit damals 38 Jahren zum bisher jüngsten Präsidenten der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) gewählt worden. Heute steht er auch dem Dachverband der Kammern, dem DIHK, als Präsident vor, was Kräfte bindet – wie etwa am kommenden Sonntag beim G-20- Gipfel der Staats- und Regierungschefs.

Die Faustformel, wonach ein Präsident im Charlottenburger Ludwig-Erhard-Haus alles in allem etwa zwei Tage die Woche im Dienste der Hauptstadt-IHK steht, kann er so kaum aufrechterhalten. Und im Milliardenkonzern Alba gibt es ja auch noch etwas zu tun.

Ein vorzeitiger Abgang hätte für den Nachfolger Charme

Schweitzers Zeit als Präsident der Berliner IHK läuft ab – spätestens nach der Wahl der neuen Vollversammlung im Juni oder Juli 2017. Ein Mal darf sich ein Präsident laut Satzung auf weitere fünf Jahre wiederwählen lassen. Da Schweitzer das Amt damals in der laufenden Legislaturperiode von Werner Gegenbauer übernommen hatte, kommt er auf maximal zweieinhalb Amtszeiten. Schweitzer könnte das Amt vor Ablauf abgeben. Das hätte für den Nachfolger oder die Nachfolgerin den Charme, dass er oder sie sich im Amt noch profilieren könnten, um sich dann im Rahmen der Wahl zur Vollversammlung von der gesamten Berliner Unternehmerwählerschaft indirekt legitimieren zu lassen.

Ein Haken bei vorzeitigem Abtritt: Ein Kandidat muss gemäß Satzung aus den Reihen der IHK-Vollversammlung kommen – also aus dem relativ überschaubaren Kreis der derzeit 98 Mitglieder. Erschwerend kommt hinzu, dass die prominentesten Unternehmensvertreter in diesem Gremium kooptiert sind. Das heißt, sie wurden nachträglich hinzugewählt und nicht von allen wahlberechtigten Unternehmern der Stadt in regulärer Wahl. Ein im Sommer ergangenes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts setzt diesem Wahlprinzip enge Grenzen. Es wäre also nicht nur politisch fragwürdig, sondern rechtlich äußerst riskant, wenn die Kammer ein kooptiertes Mitglied zu ihrem Präsidenten wählte.

Chefs von Charité oder Visit Berlin kommen kaum infrage

Die meisten dieser prominenteren – kooptierten – Mitglieder der Vollversammlung wie Karl Max Einhäupl (Charité) oder Burkhard Kieker (Visit Berlin) führen zudem nicht ihre eigenen Unternehmen, sondern sind Manager auf Zeit bei Berliner Landesunternehmen. Es gilt heute als unwahrscheinlich, dass Berlins Unternehmer einen abhängig Beschäftigten an ihre Spitze wählen.

In der Vollversammlung sitzen auch Vorstände und Miteigentümer größerer Unternehmen, zum Beispiel Andreas Eckert vom Medinzintechnikunternehmen Eckert & Ziegler. Er hätte sicher das Format und wäre mit Mitte 50 nicht zu alt für dieses Ehrenamt. Allerdings hat er erst Ende 2014 den Aufsichtsratsvorsitz der Berlin Partner übernommen. Diese beiden Ämter vertragen sich schlecht.

Ein Vertreter der Gründerszene. Besser: Eine Vertreterin

Aus Sicht der Kammer spräche also einiges dafür, dass Schweitzer bis Mitte 2017 durchhält. Er könnte zum gegebenen Zeitpunkt einen externen Kandidaten vorschlagen – das haben zumindest seine letzten Vorgänger so gemacht. Schweitzer selbst möchte sich da noch nicht in die Karten schauen lassen. Es liegt aber auf der Hand, dass ein jüngerer Vertreter der boomenden Gründerszene der Kammer gut anstehen würde.

Kandidaten dieser Gruppe sind oft zwischen Ende 20 und Anfang 40 Jahre, haben daher aber noch keine erwachsenen Kinder, die es ihren Eltern leicht verzeihen, wenn diese ihre knappe Freizeit bei der IHK verbringen. Außerdem: Sie haben naturgemäß noch unreife Unternehmen, die auch noch viel persönliche Fürsorge brauchen. Es dürfte also schwierig werden, einen Präsidenten aus diesem Segment zu finden – oder eine Präsidentin!

Eine Frau an der Spitze wäre bei dieser Kammer, deren Geschichte bis ins Jahr 1901 zurückreicht, eine Premiere. „Berlin hat eine Reihe junger und spannender Unternehmen. Und auch der Anteil der Unternehmerinnen wächst. Deshalb könnte ich mir auch eine Präsidentin sehr gut vorstellen“, sagt der hauptamtliche Hauptgeschäftsführer Jan Eder, der seit zwölf Jahren das operative Geschäft führt, dazu.

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