GM-Chefin Barra vor US-Kongress: „Ich bin sehr betrübt“
Wegen einer tödlichen Pannenserie bei General Motors wurde die neue GM-Chefin Mary Barra vor den US-Kongress zitiert. Verbraucherschützer gehen von 300 Toten aus. Derweil gibt es weitere Rückrufe.
General Motors (GM), der nach Toyota und Volkswagen drittgrößte Autobauer der Welt und Mutterkonzern von Opel, steckt erneut in einer Krise. Millionenfache Rückrufe defekter Fahrzeuge haben dem Autokonzern eine Untersuchung des US-Kongresses, einen Millionenschaden und eine beginnende Klagewelle eingebracht. GM-Chefin Mary Barra musste am Dienstag und Mittwoch vor einem Senatsausschuss Rede und Antwort stehen und sich für eine tödliche Pannenserie wegen defekter Zündschlösser entschuldigen. Fünf Jahre, nachdem der Konzern mit Milliardenspritzen der US-Regierung gerettet werden konnte, rechnen Analysten jetzt mit roten Zahlen – zumindest im ersten Quartal.
Knapp vier Millionen Autos hat GM seit Februar zurückgerufen, in dieser Woche kamen weitere 1,5 Millionen Wagen hinzu. Insgesamt muss GM also Reparaturen an 6,3 Millionen Autos ausführen und für entstandenen Schaden einstehen. Opel ist von dem neuesten Rückruf nach Konzernangaben nicht betroffen, von den früheren aber sehr wohl, wenn auch nur in kleinem Umfang.
Verbraucherschützer gehen von 300 Toten aus
Wegen einer Ungenauigkeit beim Zündschloss kann in einer ganzen Reihe von Modellen der Autoschlüssel wieder auf Startmodus drehen. In der Folge funktionieren weder Airbag noch Bremskraftverstärkung oder Servolenkung. 13 Unfälle verliefen für die Fahrer tödlich. Verbraucherschützer gehen von weitaus mehr Opfern aus, sie nannten kürzlich die Zahl von 300 Toten. Die Fälle werden noch untersucht.
Mary Barra muss in der Kongressanhörung erklären, wie ein solch schwerwiegender Defekt an Millionen von Autos über Jahre nicht öffentlich gemacht und nicht korrigiert wurde. Denn der Fehler ist offenbar seit dem Jahr 2001 bekannt. Am Abend vor der ersten Anhörung traf sich Barra mit Angehörigen der Opfer. Barra empfing 15 Familien in GMs Washingtoner Niederlassung, sie hörte deren Geschichten zu und sah sich Fotos an.
Barra sagte, sie könne nicht erklären, warum es Jahre gedauert habe, um einen Sicherheitsdefekt zu benennen und bekannt zu geben. „Aber ich kann Ihnen sagen, wir werden es herausfinden“, fügte die Konzernchefin an. „Ich bin zutiefst betrübt.“ Sobald sie die Antwort auf die Fragen wisse, werde GM dem Kongress, der Regulationsbehörde und den Kunden alles offenlegen. Barra wies persönliche Fehler zurück. „Sobald ich von dem Problem erfahren habe, haben wir ohne Zögern gehandelt“, sagte sie. „Wir haben der Welt erklärt, dass es ein Problem gibt, das gelöst werden muss.“ Der Konzern werde, egal welche Fehler GM in der Vergangenheit gemacht habe, sich nicht vor seiner Verantwortung drücken. „Es tut mir sehr leid.“
Schwere Vorwürfe an den Opel-Mutterkonzern richtete dagegen der amtierende Chef der US-Verkehrssicherheitsbehörde, David Friedman. „GM besaß kritische Informationen, die geholfen hätten, den Defekt zu identifizieren“, sagte er laut einer vorab veröffentlichten Erklärung. Diese Informationen seien bei seiner Behörde jedoch nicht angekommen.
Der US-Kongress hat jedoch nicht nur GM im Blick. Auch die Verantwortung der Aufsichtsbehörde soll geklärt werden. Immerhin wussten offenbar auch die Regulatoren schon länger von dem potenziell tödlichen Problem. In seiner Erklärung schob Friedman die Schuld einseitig GM zu.
GM schätzt die Kosten der Rückrufaktion auf 750 Millionen Dollar. Ein GM-Sprecher hatte am Wochenende gesagt, die notwendigen Reparaturen an allen Autos würden Monate dauern. Vor dem jüngsten Rückruf nannte er eine Zeitspanne bis August. Diese dürfte sich jetzt deutlich verlängern.
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