zum Hauptinhalt
In der Hotelbranche gibt es einen enormen Fachkräftemangel.
© dpa

Tourismus in Deutschland: Hoteliers klagen - trotz guter Zahlen

Rekordumsätze, so viele Gäste wie noch nie - eigentlich könnte die Hotelbranche zufrieden sein. Warum sie es trotz eines Rekordjahres nicht ist.

Eigentlich könnte die Hotelbranche in Deutschland zufrieden sein: Im vergangenen Jahr zählte sie 272 Millionen Übernachtungen. So viele wie noch nie. Der Nettoumsatz stieg um 4,2 Prozent auf 24,1 Milliarden Euro. Wegen der robusten Konjunktur, der Konsumfreude und der Reiselust der Deutschen sollen Umsatz und Gästezahlen auch in diesem Jahr steigen. So weit, so gut. Wären da nicht der enorme Fachkräftemangel und Airbnb.

Das Vermietungs-Onlineportal erschwert das Geschäft der Hotels und Hostels vor allem in Berlin. Wenn es so weiter ginge, herrschten hier bald Zustände wie in anderen europäischen Großstädten, hieß es am Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz des Hotelverbandes Deutschland (IHA). "In Paris gibt es schon so viele Sharing-Angebote wie Hotels, in Barcelona doppelt so viele", sagte Hauptgeschäftsführer Markus Luthe.

Er befürchtet, dass "diese Art des Tourismus die Grundlage des Geschäfts kaputt macht." Mit lauten Rollkoffern, mit Wohnungen, die für Gäste aus Spanien statt für Familien aus Kreuzberg freistünden, würde die Akzeptanz für Touristen stetig abnehmen. Dabei lebe die Stadt von ihnen.

Immer mehr Gäste aus dem Ausland

Nach wie vor kommen mehr Urlauber aus Deutschland, doch die Zahl der Gäste aus dem Ausland steigt. Konkret heißt das: 2015 übernachteten 16,6 Millionen Menschen aus zum Beispiel München oder Mainz in Berlin und 13,7 Millionen etwa aus Mailand oder Madrid. Bundesweit waren es 207,1 Millionen inländische und 64,9 Millionen ausländische Gäste. Beliebt sind vor allem Kultur- und Wellnessreisen, Städtetrips und der Besuch von Tagungen und Kongressen.

Auf Grund der Nachfrage erhöhten sich die Zimmerpreise: In Berlin stiegen sie im Schnitt um 2,8 Prozent auf 89,50 Euro, deutschlandweit um 2,7 Prozent auf 90 Euro. Damit lagen sie unter der europäischen Wachstumsrate von 3,2 Prozent, Was einem Zimmerpreis von über 94 Euro entsprach.

Mehr Beschäftigte, mehr offene Stellen

Das gute Geschäftsjahr wirkte sich auch auf die Beschäftigung aus: 292 473 Menschen waren in der Branche im vergangenen Jahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt - ein Zuwachs von 3,3 Prozent. Gleichzeitig gab es 12 000 offene Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit. Wegen des demografischen Wandels gibt es immer weniger Schulabgänger. Gleichzeitig wollen viele lieber studieren als eine Ausbildung zu machen. Und wenn doch eine Ausbildung in Frage kommt, dann schreckten der Schichtdienst, die Arbeit in der Nacht und am Wochenende von der Lehre im Hotel ab.

Weil der Bedarf an Fachkräften weiter zunehmen werde, seien die Flüchtlinge eine große Chance. Voraussetzung sei, die deutsche Sprache zu lernen und hier geltende Werte zu akzeptieren. Die Politik müsse die Vorrangprüfung abschaffen und garantieren, dass Geflüchtete während der Ausbildung und zwei Jahre danach in Deutschland bleiben könnten. "Je weniger Bürokratie anfällt", sagte Dreesen, "desto mehr geflüchtete Menschen werden wir ausbilden und beschäftigen können."

Das Arbeitszeitgesetz soll reformiert werden

Um die Arbeit in der Branche attraktiver zu machen, verlangte Dreesen, das "antiquierte Arbeitszeitgesetz" zu reformieren. Statt der täglichen Höchstarbeitszeit soll es eine maximale Wochenarbeitszeit geben. Mehr Flexibilität sei gefragt. Zwei weitere Probleme seien die Bettensteuer und Online-Buchungsportale. Immer weniger Gäste rufen beim Hotel an oder buchen direkt auf ihren Internetseiten. Stattdessen nutzen viele Urlauber Portale wie Booking.com. Diese seien der zweite Konkurrenzmarkt, neben Airbnb.

Zur Startseite