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Treffen sich zwei. Heidi Hetzer, hier mit Autohandtasche, und der neue Besitzer Uwe Dinnebier erläutern am Dienstag die Einzelheiten des Verkaufs.
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Opel-Händlerin hört auf: Heidi Hetzer fährt jetzt um die Welt

93 Jahre lang hat die Familie Hetzer in Berlin Fahrzeuge verkauft. Und 43 Jahre lang war Heidi Hetzer die Chefin im Hause. Dass nun Schluss ist, hat vor allem familiäre Gründe.

Berlin – Wer über den Berliner Stadtring fährt, kennt das Emblem: Eine schöne Frau mit Rennfahrerhaube lächelt von einem Gebäude, daneben prangen das Opel-Logo und der Schriftzug „Hetzer“. Die Inhaberin des Autohauses, Heidi Hetzer, hat durch ihre schillernde Art der Automarke in Berlin über Jahrzehnte hinweg ein Gesicht gegeben. Jetzt verkauft die 75-Jährige ihre beiden Autohäuser in Charlottenburg und Steglitz an den Konkurrenten Uwe Dinnebier.

93 Jahre lang hat die Familie Hetzer in Berlin Fahrzeuge verkauft; anfangs Motorräder, später Autos der Marke Opel. Und 43 Jahre lang war Heidi Hetzer die Chefin im Hause. Die Autoliebhaberin fährt bis heute Rennen, schenkt jedem Enkel zur Geburt einen Oldtimer und tritt gerne mit autoförmigen Handtaschen auf, die ihr Firmenlogo zieren. Die Marke Opel trägt sie seit 13 Jahren um den Hals, ein befreundeter Zahnarzt hat das Logo in Gold für sie fertigen lassen. „Mit fünf Brillis drauf, und das von einem Schwaben!“, ruft Hetzer, und wünscht sich von ihrem Sohn Dylan Mackay ein Segway als Fortbewegungsmittel für die Berliner Innenstadt, wo es doch so gut wie keine Parkplätze gebe.

Besagter Sohn hat den Verkauf der Autohäuser wohl maßgeblich beeinflusst. Im Frühjahr 2009 stieg der gelernte Ingenieur für erneuerbare Energien ins Familienunternehmen ein, das zu diesem Zeitpunkt in großen finanziellen Schwierigkeiten war. „Wir haben gekämpft und wir haben überlebt“, sagt Heidi Hetzer. Dann entschied der 40-Jährige, sich wieder seinem alten Beruf zuzuwenden. Und da Hetzers Tochter in Eckernförde gerade ihr drittes Kind erwartet, war eine familieninterne Nachfolge nicht mehr möglich.

Zum 1. August übernimmt nun die Autohausgruppe Dinnebier die Geschäfte. Geschäftsführer Uwe Dinnebier, der dann in insgesamt neun Autohäusern der Region die Marke Opel verkaufen wird, gibt sich regelrecht demütig: „Ich habe vor der Entscheidung von Frau Hetzer hohen Respekt und hoffe, dass ich in diese Fußstapfen treten kann“. Für Hetzer war es wichtig, an einen Familienunternehmer zu verkaufen, der die Belegschaft komplett übernimmt. Das sagte Dinnebier zu und bekam den Zuschlag. Damit wächst die Belegschaft des 1987 gegründeten Unternehmens auf knapp 1000 Mitarbeiter, die in 28 Autohäusern deutschlandweit arbeiten. Am Standort in der Charlottenburger Knobelsdorffstraße will der neue Inhaber das Großkunden- und Transportergeschäft ausbauen. Die Charlottenburger Immobilie bleibt im Besitz der Familie Hetzer.

Der Abschied vom Autohaus „tut wahnsinnig weh“, gibt die Seniorchefin zu. „Ich hätte gern die 100 Jahre voll gemacht“, sagt Heidi Hetzer, und nimmt einen Schluck Wasser, weil sie ihrer Tochter doch versprochen hat, nicht zu emotional zu werden. Natürlich geht Heidi Hetzer nicht in den Ruhestand. Sie will mehr Charity machen und für die Gleichberechtigung der Frauen kämpfen. Und sie plant eine Weltreise im Auto, der Kopilot ist schon gefunden. Und vielleicht eröffnet sie einen Oldtimer-Handel. Und ihre Lebensgeschichte will sie auch noch aufschreiben. Dann fordert sie Volker Hoff, den Chef-Lobbyisten von Opel, auf, denen bei General Motors mal die Meinung zu sagen, damit die deutsche Marke sich erholt. Aber eigentlich könnte sie das auch selbst machen.Constance Frey

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