Schattenwirtschaft in Deutschland und Berlin: Hauptstadt der Schwarzarbeit
Schwarzarbeit lohnt sich in Deutschland immer weniger. Dank der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt nehmen viele Menschen lieber einen regulären Job an - nur nicht in Berlin. Hier wird noch immer viel illegal gearbeitet.
Die Berliner Baustellenläufer waren wieder erfolgreich. Im vergangenen Jahr beobachteten sie 334 Baustellen und meldeten dann in 44 Prozent der Fälle einen Verdacht auf Schwarzarbeit an den Zoll. „Berlin ist und bleibt die Hauptstadt der Schwarzarbeit am Bau“, meinte die mittelständische Fachgemeinschaft Bau in Berlin und Brandenburg am Mittwoch. In der Bundesrepublik insgesamt ist die Schattenwirtschaft leicht rückläufig. So „führten die günstige Arbeitsmarktentwicklung und das kräftige Wachstum dazu, dass die Schattenwirtschaft zwischen 2010 und 2012 um neun Milliarden Euro gesunken ist“, schreiben die Universität Linz und das Tübinger Wirtschaftsinstitut IAW in einer Studie. 2013 werde das Volumen der Schwarzarbeit um schätzungsweise 2,7 Milliarden Euro auf gut 340 Milliarden Euro sinken.
Eine Ursache der Arbeit am Fiskus und den Sozialkassen vorbei sind hohe Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Die Senkung der Rentenbeiträge zum 1. Januar 2013 von 19,6 auf 18,9 Prozent „vermindert den Anreiz, in die Schattenwirtschaft auszuweichen“, heißt es in der „Schattenwirtschaftsprognose 2013“, die jetzt vorgestellt wurde. Eher gering ist dagegen die Wirkung höherer Verdienstgrenzen bei Minijobs (von 400 auf 450 Euro). Würde die Politik aber die Minijobs abschaffen, also die volle Steuerpflicht für geringfügige Arbeitsverhältnisse einführen, führte das vermutlich zu einem Zuwachs der Schwarzarbeit um sieben Milliarden Euro. Vergleichsweise harmlos wäre dagegen ein bundesweiter Mindestlohn, der die Stundenverdienste von 5,79 Millionen Personen auf 8,50 Euro anhebt: „Durch diese Maßnahme würde sich die Schattenwirtschaft um 900 Millionen Euro erhöhen, da sich für die Unternehmen ein Anreiz ergäbe, die Regulierung durch das Ausweichen in die Schattenwirtschaft zu umgehen.“
Wie groß der Schaden der Schwarzarbeit alles in allem ist, lässt sich nicht präzise sagen. Im Jahr 2011 – für 2012 wird Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Zahlen erst demnächst vorstellen – überprüften die 6500 Zöllner der „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ bundesweit 524 000 Personen und 68 000 Arbeitgeber und deckten dabei Schäden von 660 Millionen Euro auf. Aufgrund der Ermittlungen des Zolls verhängten die Gerichte dann Freiheitsstrafen von insgesamt 2100 Jahren und Geldbußen von 49 Millionen Euro.
Am weitesten verbreitet ist die Schwarzarbeit auf dem Bau und im Bauhandwerk, wo mehr als ein Drittel am Fiskus vorbei erwirtschaftet wird. Es folgen Gast- und Kfz-Gewerbe mit jeweils rund 17 Prozent und haushaltsnahe Dienstleistungen (Putzen, Nachhilfe, Babysitten) mit 15 Prozent. „Das sind Bereiche, in denen man relativ leicht arbeiten kann, weil man nichts anderes als seine eigene Arbeitskraft braucht“, erläuterte der Linzer Schwarzarbeitsforscher Friedrich Schneider. Er schätzt, dass rund acht Millionen Personen hierzulande ab und zu als „Nebenerwerbs-Schwarzarbeiter“ tätig sind. Vollzeit schwarz arbeiten dagegen nur rund eine Million, vor allem Arbeitslose und Frührentner.
Ein zunehmende Gefahr auf den Baustellen in Berlin und Brandenburg hat die Fachgemeinschaft Bau ausgemacht. Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften hätten sich 2012 vervierfacht. „In über 90 Prozent haben unsere Baustellenläufer mangelhafte Baugerüste beobachten können.“ Das mache deutlich, „wie wichtig unser Einsatz gegen Schwarzarbeit nach wie vor ist“, meinte Reinhold Dellmann, Chef der Fachgemeinschaft.
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