SAP: Hasso Plattner ist wieder da
Der SAP-Gründer spielt künftig eine größere Rolle. Vorstandschef Leo Apotheker musste gehen.
Berlin - Hasso Plattner ist zurück bei SAP. „Ich möchte alles tun, um aus SAP wieder ein fröhliches Unternehmen zu machen“, sagte der Firmenmitgründer und Aufsichtsratschef am Montag in einer Telefonkonferenz. Plattner erklärte, warum das Kontrollgremium am Abend zuvor den Vertrag von Vorstandschef Leo Apotheker nicht verlängerte, so dass dieser zurücktrat. „Wir müssen das Vertrauen in die SAP neu aufbauen – innen und außen“, sagte Plattner.
Der Vertriebsexperte Apotheker stand erst seit April 2008 an der Spitze von SAP – zunächst gleichberechtigt neben dem Physiker Henning Kagermann, dann seit Mai 2009 allein. Obwohl der Rücktritt sowohl für die Kunden als auch die Finanzanalysten jetzt völlig überraschend kam, gebrodelt hat es bei SAP schon eine ganze Weile. „Leo Apotheker stand ziemlich unter Druck“, sagt Thomas Otter von der US-Marktforschungsfirma Gartner. „Seine ersten beiden Quartale waren nicht gut.“ Drei Gründe nennt Otter: Erstens habe SAP mit der Erhöhung der Wartungsgebühren die Kunden verärgert, zweitens habe das Unternehmen die Wachstumserwartungen der Finanzanalysten enttäuscht und drittens habe Apotheker auch seine Mitarbeiter nicht begeistern können. „Er hat die Zukunft von SAP nicht deutlich erklärt“, sagt Otter. „Er hat keine klare Vision entwickelt – weder nach innen noch nach außen.“
SAP befragt regelmäßig seine Mitarbeiter, wie zufrieden sie mit ihrem Unternehmen sind. In diesem Jahr ist der Zufriedenheitsindex deutlich gesunken. Das sei in Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrise auch kein Wunder, heißt es bei SAP. Nettogewinn sowie Lizenz- und Wartungsumsätze gingen 2009 stärker zurück, als vom Management noch zu Jahresanfang gehofft, rund 4000 der einst knapp 52 000 Arbeitsplätze wurden gestrichen. Nach Angaben der IG Metall wurde die Frage nach dem Vertrauen in den Vorstand nur noch von etwa der Hälfte der Mitarbeiter positiv beantwortet.
Bei SAP gebe es viele Innovationen, viele tolle Entwickler und gute Ideen, Apotheker sei es aber nicht gelungen, das alles zu aktivieren, sagt Otter von Gartner. „Hasso Plattner kann die Mitarbeiter begeistern, dass sie mitspielen.“ Und Plattner hat auch am Montag klargemacht, dass er bei SAP auch künftig eine starke Rolle spielen will. Er wird die neue Führung in Fragen der Technologie und der Produktentwicklung beraten. Ausdrücklich stellte Plattner sich in der Frage der höheren Wartungsverträge hinter Apotheker. „Ich habe diese Entscheidung mitgetragen“, sagte Plattner. Mitte 2008 hatte SAP sich entschieden, seine Wartungsleistungen auszubauen und dafür die Gebühren zu erhöhen. Darüber kam es zu einem heftigen Streit mit tausenden Kunden, die die höheren Gebühren nicht bezahlen konnten oder wollten, weil sie so umfangreiche Leistungen gar nicht in Anspruch nehmen wollten. Nach den Protesten nahm SAP die Erhöhung Anfang dieses Jahres teilweise wieder zurück.
„Wir waren sehr überrascht vom Zeitpunkt und der Art und Weise, wie der Führungswechsel stattfand“, sagt Andreas Oczko, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DSAG, einer Organisation, in der sich SAP-Anwender zusammengeschlossen haben. Dass SAP im Streit um die Wartungsgebühren nachgegeben habe, zeige, dass man nun auf einem konstruktiven Weg sei. Oczko erwartet nicht, dass sich Plattner nun mehr einmischt als schon in der Vergangenheit. „Aber er wird genau hinschauen, wie die beiden neuen Vorstandssprecher agieren.“
Die beiden Neuen an der Spitze von SAP sind Bill McDermott (48), verantwortlich für Vertrieb, und Jim Hagemann Snabe (44), verantwortlich für Produktentwicklung. McDermott ist Amerikaner und hat sein Büro am SAP-Standort Newtown Square nahe Philadelphia. Snabe ist Däne und arbeitet am Unternehmenssitz in Walldorf.
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