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Die Preisträger, eingerahmt von Stephan Schwarz und Beatrice Kramm, Präsident und Präsidentin der Berliner Kammern. Vertreter von Pfizer, Zitronenblau und Kleine Reinigung (von links) nahmen die Medaille entgegen.
© Thilo Rückeis

Mendelssohn-Preis der Berliner Kammern: Gutes tun und darüber reden

Eine Werbeagentur kümmert sich um Flüchtlinge und der Gewinn einer Reinigungsfirma landet in sozialen Projekten. Die Preisträger der Mendelssohn-Medaille.

Eine Werbeagentur verbindet man nicht zwingend mit dem Engagement für Flüchtlinge. Und Schwerstbehinderte vermutet man auch nicht in der Hochglanzwelt der Agenturen. Aber wie das so ist mit den Klischees: Passen oft nicht in die Realität. Die Berliner Werbeagentur Zitrusblau und ihr Geschäftsführer Martin Keune haben im März 2015 den Verein „Flüchtlingspaten Syrien“ gegründet. Mit inzwischen 4400 Bürgern übernimmt der Verein die finanzielle Absicherung von Verpflichtungserklärungen, die zum Nachzug von Familienangehörigen Geflüchteter abgegeben werden müssen. Mehr als 200 Kinder, Kranke, Alte oder Frauen konnten so aus Syrien zu ihren geflohenen Angehörigen geholt werden. Für das Engagement, wozu auch die Ausbildung eines Schwerstbehinderten gegen bürokratische Widerstände gehört, bekam Zitrusblau am Donnerstag von den Berliner Kammern die Franz-von-Mendelssohn-Medaille verliehen und dazu ein Preisgeld von 5000 Euro. Der Preis erinnert an Franz von Mendelssohn, der von 1914 bis 1931 Präsident der IHK war. Stifter des Preises sind Handwerkspräsident Stephan Schwarz und der frühere IHK-Präsident Erik Schweitzer.

Auf Platz drei kam Pfizer

Bei der Preisverleihung im Verlagshaus des Tagesspiegels erläuterte Schwarz das Ziel des Wettbewerbs, an dem sich in diesem Jahr 30 Bewerber beteiligt hatten und die von einer Jury aus Wirtschafts- und Medienvertretern bewertet wurden. „Wir wollen einer breiten Öffentlichkeit zeigen, wie in Berlin mit freiwilligem Einsatz und ohne staatliche Förderung etwas bewegt wird.“ IHK-Präsidentin Beatrice Kramm rief die Firmen auf, sich zu engagieren. „Gesellschaftlicher Einsatz lohnt sich“, meinte Kramm. Es sei wichtig, dass sich Unternehmen an der Lösung gesellschaftlicher Probleme beteiligten. Auf Platz zwei, dotiert mit 3000 Euro, wählte die Jury die „Kleine Reinigungs- und Dienstleistungsgesellschaft“. Die Reinigungsfirma bietet ganz bewusst jungen Menschen „aus prekären familiären Situationen eine Chance auf eine Berufsausbildung“. Die Gewinne des Unternehmens fließen in eine Stiftung, die mit dem Geld soziale Projekte fördert. Auf den dritten und mit 2000 Euro dotierten Platz kam der Pharma-Konzern Pfizer. Der Konzern stellt in Berlin Mitarbeiter frei, damit die sich während der Arbeitszeit um soziale Projekte kümmern können.

Ein Porträt der Violinistin Julia Gröning und des Pianisten Leon Hinrichs, die die Preisverleihung mit ihrer Musik begleiteten, finden Sie in der Freitagausgabe des Tagesspiegels im Kulturteil.

Alfons Frese

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