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Dauerleitung nach Deutschland. Die Unternehmen Eon, RWE und Wintershall beziehen Gas in Russland.
© AFP

Deutsch-Russische Energiepartnerschaft: Gute Geschäfte mit guten Freunden

Die deutschen Energiekonzerne, aber auch die Börsen reagieren gelassen auf die Ereignisse auf der Krim. Wintershall warnt vor weiteren Sanktionen.

Krise hört sich anders an. „Unsere Partnerschaft mit Gazprom ist gelebte Partnerschaft, die Zukunft hat“, heißt es auf der Internetseite des Energieunternehmens Wintershall. Seit 1990 kooperiert das in Kassel ansässige Unternehmen mit dem russischen Gaskonzern, die Partner kommen hierzulande auf einen Marktanteil von 20 Prozent. „Gemeinschaftlich denken, handeln und arbeiten. Diese Devise hat in unserer über 20-jährigen Partnerschaft mit der OAO Gazprom stets zum Erfolg geführt. Das größte Erdgasunternehmen der Welt verfügt über 70 Prozent der russischen Erdgasreserven und ist ein Garant für die Erdgasversorgung in Europa“, heißt es im Firmenprofil von Wintershall, einer 100-prozentigen Tochter der BASF.

Zur Ausbeutung von sibirischen Gasfeldern haben die Partner ein gemeinsames Unternehmen gegründet. Alles in allem, so preist Wintershall die Beziehung, ist man glücklich miteinander und gewinnt bei aller Geschäftemacherei auch „Freunde, mit denen wir kulturelle Projekte realisieren, um den deutsch-russischen Austausch zu fördern“. Und das soll auch so bleiben. „Durch die aktuellen Sanktionen ist Wintershall nicht betroffen“, heißt es am Montag auf Anfrage. Und von schärferen Maßnahmen halten die Kasseler nichts. „Unser Standpunkt ist klar: Wir halten wirtschaftliche Sanktionen nicht für sinnvoll.“

Das sehen die Anleger genauso. Sogar in Moskau erholten sich die Aktienkurse am Montag, und auch der deutsche Leitindex verbesserte sich. In der vergangenen Woche war der Dax aus Sorge um die Krim-Krise abgerutscht, BASF zum Beispiel verloren viereinhalb Prozent. Am Montag ging es wieder aufwärts, Dax und BASF legten um gut ein Prozent zu. Mit dem Referendum auf der Krim sollte das Schlimmste überstanden sein, hoffen die Börsianer und kaufen wieder Aktien. Auch Anteilsscheine von Eon und RWE, den beiden größten deutschen Energieversorgern. Allerdings brachte der Verkauf der RWE-Tochter Dea für 5,1 Milliarden Euro an eine Investorengruppe unter der Führung eines russischen Milliardärs am Montag kaum Schwung für die RWE-Aktie. Am Sonntag hatte RWE angekündigt, seine Öl- und Gasfördertochter an die Russen verkaufen zu wollen. Die Bundesregierung hat nichts dagegen – oder sagt das zumindest nicht. Regierungssprecher Steffen Seibert antwortete am Montag auf eine entsprechende Frage mit einem Hinweis auf die unternehmerische Freiheit.

RWE macht also gerne Geschäfte mit russischen Partnern – und ist doch ein wenig in Sorge. „Wenn jemand zu einem Drittel von Gaslieferungen aus Russland abhängig ist, dann ist es nicht so schön, wenn etwas schiefgeht und du dort investiert hast“, sagte RWE-Chef Peter Terium der niederländischen Zeitung „Het Financieel Dagblad“. Russland ist der größte Gaslieferant Deutschlands und der EU. Auch RWE bezieht wie Wintershall oder Eon Gas von Gazprom. Derzeit verhandelt der Essener Konzern über günstigere Verträge und erzielte jüngst eine Vereinbarung, durch die bis Mitte 2016 keine weiteren negativen Effekte mehr aus den laufenden Bezugskontrakten entstünden, wie Terium erklärte. Der Preis sei „ziemlich konkurrenzfähig und er wäre nicht zustande gekommen, wenn wir Vermögensgegenstände in Russland gehabt hätten“. Eon dagegen hat seit 2007 rund sechs Milliarden Euro in Russland ausgegeben und betreibt dort inzwischen mehrere Kraftwerke.

Eine russische Zeitung berichtete am Montag, Gazprom erwäge eine Änderung in den Lieferverträgen, wonach die Kunden in jedem Fall eine vorher festgelegte Gasmenge zahlen müssten – unabhängig davon, wie viel sie tatsächlich bezogen haben. Eine Stellungnahme dazu gab es bei den deutschen Gazprompartnern nicht. mit rtr

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