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Michael Asshauer und Hauke Windmüller stellen ihre Firma Familonet vor. Die App weiß immer, wo sich die Familienmitglieder gerade befinden.
© Maria Fiedler

Lange Nacht der Start-ups in Berlin: Gründer zum Kennenlernen

Bei der Berliner „Langen Nacht der Start-ups“ präsentierten sich mehr als 100 junge Unternehmen. Der Gastgeber Telekom hat der Veranstaltung seinen magentafarbenen Stempel aufgedrückt.

Wenn Michael Asshauer erzählt, dass ihn seine Oma auf die Idee für das Start-up Familonet brachte, hat er die Lacher auf seiner Seite. Der 27-Jährige steht mit einem Kollegen vor einem großen Bildschirm in der Hauptstadtrepräsentanz der Telekom und zeigt auf dem Smartphone das Produkt: Er und zwei Mitstreiter haben eine App entwickelt, die Familienmitglieder in einem kleinen sozialen Netzwerk miteinander verbinden soll. Verlässt jemand einen vorher abgespeicherten Ort wie Schule, Arbeit oder das Zuhause, erhalten die anderen eine Benachrichtigung. „Das ersetzt den ,Gut angekommen’-Anruf“, erklärt Asshauer. Den hat er bei seiner Oma immer vergessen, jetzt bekommt sie die Nachricht auf ihr Tablet.

"Was macht der Typ mit Nerd-Brille da?"

Das Hamburger Start-up Familonet ist eins von mehr als 100 jungen Unternehmen, die sich am Samstagabend bei der zweiten „Langen Nacht der Start-ups“ an zwei verschiedenen Berliner Standorten präsentierten. Darunter waren auch zahlreiche Teilnehmer aus anderen deutschen Städten. Neben der Telekom-Repräsentanz in Mitte diente das Ludwig-Erhard-Haus in Charlottenburg als Location. Dort konnten die Start-ups in einer Art Messe den 2500 Besuchern und potenziellen Investoren ihre Ideen vorstellen. Zudem durften einige der Unternehmen beim „Speed Dating“ versuchen, in zehnminütigen Gesprächen potenzielle Geldgeber, Partner und Förderer von sich zu überzeugen. Auch Diskussionsrunden, Live-Wettbewerbe und Konzerte standen auf dem Programm.

„Wir wollen die Berliner Start-up-Szene entmystifizieren. Vor allem für diejenigen, die sich fragen, was der Club-Mate-Typ mit der Nerd-Brille da eigentlich macht“, sagt Özge Okcuer, eine Koordinatorin des Events. Sie arbeitet für die Telekom Innovation Labs, die gemeinsam mit der Investitionsbank Berlin, Berlin Partner und der IHK Berlin die „Lange Nacht“ organisiert haben. Dass die Veranstaltung parallel zur Ifa stattfindet, ist dabei kein Zufall. Wichtige Investoren und Partner sind derzeit ohnehin in der Stadt. Für sie ist das Event eine Ergänzung zum Angebot auf der Messe, wo es keinen eigenen Bereich für Start-ups gibt.

Die Telekom hat der Veranstaltung ihren Stempel aufgedrückt

Die Veranstaltung zieht an: Als bei der Telekom die Kapazitätsgrenze von 1000 Menschen im Gebäude erreicht ist, beginnt sich vor der Tür eine Schlange zu bilden. Mit Snacks und Energy Drinks versuchen die Veranstalter die Wartenden wach und bei Laune zu halten.

Drinnen zeigen sich die Start-ups in einem weißen Lichthof unter einem Stahl- und Glasdach im Stil der 1920-er Jahre. Fast wirkt es zu schick für die Berliner Szene, die sich sonst in verwinkelten Cafés oder Gemeinschaftsbüros mit Industrie-Charme am wohlsten fühlt. Die Telekom als Mitveranstalter hat dem Event unverkennbar ihren Stempel aufgedrückt – Magenta ist die vorherrschende Farbe und geschäftlich sind viele der Start-ups mit dem Bonner Konzern verbunden.

So zum Beispiel die Firma Benocs, die die Datenflüsse im Internet verbessern will. Sie gehört zu 100 Prozent der Telekom, will aber an diesem Abend Kontakte zu Investoren knüpfen, um Fremdkapital anzuziehen. „Wir sind tatsächlich mit potenziellen Partnern ins Gespräch gekommen. Man muss sich natürlich gut verkaufen“, sagt Entwickler Hans Seidel.

Lego-Verleih als Geschäftsmodell

Dass sich das aber lohnen kann, weiß Koordinatorin Okcuer. Sie hat mehrere Erfolgsgeschichten von Teilnehmern der ersten „Langen Nacht“ parat – etwa die Firma Lebepur, die Smoothies zum Selbermachen anbietet und mittlerweile in zahlreichen Reformhäusern vertreten ist. Auch in diesem Jahr sind Start-ups aus der Nahrungsmittelbranche vertreten: Das Unternehmen Food.de hat einen Online-Supermarkt gegründet, der mittlerweile 10 000 Produkte verkauft und in 32 Städten vertreten ist. Der Clou ist den Angaben zufolge die Lieferzeit. Sie soll mitunter nur wenige Stunden betragen.

Doch die wohl ungewöhnlichste Geschäftsidee an diesem Abend präsentieren Lea Zimmermann und ihr Mann Patrick. Die beiden haben mit bauduu.de einen Verleih für Lego-Spielzeug gegründet, nachdem ihnen aufgefallen war, dass ihr Sohn viele der Sets bald nach dem Kauf nicht mehr benutzte. Jetzt ist der Fünfjährige Chefeinkäufer und entscheidet, welche Pakete ins Sortiment aufgenommen werden. Dabei sind die Kunden oft erwachsene Männer. Das begehrteste Bastelset derzeit: der Todesstern aus Star Wars.

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