Aktie durchbricht erstmals 1000-Dollar-Marke: Google steigert Gewinn um mehr als ein Drittel
Google ist im Erfolgsrausch: Der Quartalsbericht weist ein sattes Plus aus, die Aktie kostet erstmals 1000 Euro – der Suchmaschinen-Konzern findet immer neue Wege, online zu werben. Doch der Erfolg könnte für Google schon bald gefährlich werden.
Das sind Zahlen mit Wumms: Der Internetkonzern Google hat seinen Gewinn im dritten Quartal um mehr als ein Drittel steigern können. Unterm Strich stand ein Plus von drei Milliarden Euro – also eine satte Milliarde pro Monat. Die Anleger jubeln, der Aktienkurs in New York schoss in der Spitze um mehr als zwölf Prozent nach oben. Auf ein neues Rekordhoch. Erfolg allüberall.
Grund sind laut dem Unternehmen die Werbeeinnahmen, die bei Google nur so sprudeln. 26 Prozent häufiger klickten Nutzer der Seite in den vergangenen Monaten auf Werbeanzeigen. Da diese pro Klick bezahlt werden, kletterte der Umsatz auf 14,9 Milliarden Dollar, also knapp elf Milliarden Euro. Wettbewerber Yahoo hatte in dieser Woche einen Umsatzrückgang von fünf Prozent ausgewiesen.
Auch ansonsten kommen aus der Technologiebranche eher enttäuschende Daten. Nun ist klar: Bei Google sind die Klicks, die den anderen fehlen. „Google hatte ein weiteres starkes Quartal“, sagte Konzernchef Larry Page. Am Freitag durchbrach der Preis für eine Google-Aktie erstmals die Schwelle von 1000 Dollar. Seit Jahresbeginn verteuerte er sich um mehr als 40 Prozent. Der Einstandspreis vor neun Jahren hatte bei 85 Dollar gelegen.
Immer häufiger steuern Nutzer die Seite von mobilen Geräten aus an, via Smartphones und Tablets, aber auch Computeruhren oder die Google-Brille Google Glass. Wie war nochmal die Adresse des Italieners, bei dem man verabredet ist? Google weiß Bescheid, auch unterwegs.
Das veränderte Nutzungsverhalten hat aber auch eine Kehrseite für die Firma aus dem Silicon Valley: Für Werbung, die auf mobilen Endgeräten ausgespielt wird, bekommt sie weniger Geld, weil die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anspringt, geringer ist. Während also die Summe der Klicks stieg, sank die Summe der durchschnittlichen Einnahmen pro Klick seit Juli um acht Prozent. Neue Anzeigenmodelle sehen jetzt vor, dass Kampagnen nur für Smartphones und Computer im Bündel verkauft werden.
In den vergangenen Jahren hat Google viel in die Vermarktung der eigenen Inhalte und Angebote investiert. Das geht weit über die bezahlten Links unter den Suchtreffern hinaus. Jüngst sei der Algorithmus der Suchmaschine geändert worden, heißt es, so dass noch detailliertere Treffer präsentiert werden – und auch die Werbung zielgenauer werden kann. Ein neues Format von Bildanzeigen präsentiert Produkt, Beschreibung und Preis in einem. Beim Videoportal Youtube, einer Google-Tochter, läuft kaum ein beliebter Film ohne Werbung. Selbst Empfehlungen unter Freunden im Netzwerk Google Plus werden jetzt zu Geld gemacht.
Keinem in der Branche gelingt es, soviel aus seinem Kerngeschäft herauspressen wie Google. Marktforschern zufolge besetzt der Pionier weltweit ein Drittel des Online-Werbemarktes. Der Rivale Facebook folgt mit vermutlich fünf Prozent abgeschlagen. Doch der Erfolg könnte gefährlich werden für den Weltkonzern, sagt der freie Unternehmensberater Ralf Kaumanns. „Die Ergebnisse sind im Moment augenscheinlich sehr gut. Es fragt sich nur, wie lange Google die Vermarktung seiner Website noch steigern kann.“ Seitenzugriffe und Werbeplätze schienen „nahezu maximal beeinflusst“.
Irgendwann ist jeder Werbeplatz besetzt – im Mobilmarkt stößt Google schon auf Grenzen. Während bei Facebook Werbung zwischen die Beiträge befreundeter Nutzer gestreut wird, gilt die Aufmerksamkeit von Google-Nutzern in der Regel nur den obersten zehn Treffern.
Mit Zukäufen hat Google bislang kein glückliches Händchen gehabt. Der Mobiltelefonhersteller Motorola, den der Konzern im Mai 2012 gekauft hatte, hat es schwer gegen die übermächtige Konkurrenz von Apple und Samsung. Der Betriebsverlust der Handysparte weitete sich im vergangenen Quartal auf 248 Millionen Dollar aus.
Neben den Werbeeinnahmen verdankt Google seinen satten Gewinn auch einem günstigen Steuersatz: Statt 23 Prozent zahlte das Unternehmen nur 15. Finanzchef Patrick Pichette erklärte das mit der Vermischung von Umsätzen aus den USA und Auslandstöchtern. Zuletzt war Google in die Kritik geraten, weil der Konzern allein im vergangenen Jahr Lizenzeinnahmen von 8,8 Milliarden Dollar auf die Bermudas geleitet haben soll.