159 Liter und ihre Geschichte: Gestatten: Öl. Barrel Öl
Ein Fass der Sorte Brent kostet nur noch 36 Dollar - beinahe halb so viel wie vor einem Jahr. Wie viel Öl passt in ein Fass und warum überhaupt? Ein Porträt.
Es muss nicht immer Erdöl sein. Auch Whisky, Wein oder Bier kann man in Fässern lagern. Oder Heringe. Dem toten Fisch ist zu verdanken, dass die Erdölindustrie rund um den Globus in der Maßeinheit Barrel (englisch für Fass) rechnet. Genau 159 Liter passten in ein gereinigtes Heringsfass aus Holz, in das erstmals Anfang des 18. Jahrhunderts Erdöl gefüllt wurde. Nicht in Saudi-Arabien oder in Amerika, sondern in Pechelbronn im Elsass.
Aus den dortigen, erst 1970 stillgelegten Fördergebieten stammt ursprünglich die Methode, Erdölprodukte – damals auch medizinisches Öl, Lampen- oder Schmieröl – in Fässer abzufüllen. Schon lange sind sie nicht mehr aus Holz, und in ein Standardölfass passt ein Drittel mehr Öl als 159 Liter. Dennoch hat sich die Gleichung ein Barrel = 159 Liter auf dem internationalen Ölmarkt durchgesetzt.
Die Gründe für den Verfall sind vielfältig
Eine historische Marke durchbrach der Ölpreis Anfang 2011, als ein Barrel mehr als 100 Dollar kostete. Am Montag waren für die richtungweisende Sorte Brent aus der Nordsee nur noch 36,05 Dollar zu bezahlen – so wenig wie zuletzt 2004. Auch der Barrel-Preis für die US-Ölsorte WTI sackte auf ein Sieben-Jahres-Tief ab. Experten erwarten, dass sich der Preisverfall im kommenden Jahr fortsetzt.
Die Gründe sind vielfältig: Neben den klassischen Förderländern (Opec, Russland, Südamerika) kommt Rohöl aus US-amerikanischen und iranischen Quellen auf den Markt, große Abnehmer wie China sind wirtschaftlich schwächer geworden, die Öllager sind randvoll, der Winter ist mild. All das drückt den Preis – mit der Folge, dass sich die Verbraucher der Illusion hingeben, Benzin, Heizöl, Kerosin sowie alle Produkte, in denen Rohöl steckt, seien für immer so günstig zu bekommen.
Langsamer Abschied vom Öl
Doch weit gefehlt. An der Endlichkeit des fossilen Energieträgers Rohöl hat sich nichts geändert. Der Boom der Ölförderung aus Fracking und Ölschiefer in den USA hat die Frist, bis die Vorräte versiegen, bestenfalls in eine etwas fernere Zukunft verschoben. Noch sind Kohle, Öl und Gas die wichtigsten Energiequellen, aber zugleich die gefährlichsten für das Klima. Die Energiewirtschaft glaubt zwar, dass fossile Träger noch viele Jahrzehnte gebraucht werden.
Doch die jüngsten überraschenden Abkommen der Klimakonferenz in Paris zeigen: Irgendwann muss Schluss sein – und die Menschheit sollte sich besser früher als später von der Recheneinheit Barrel verabschieden.