Messe Berlin: Geschäftsführer Christian Göke wird Chef
Mit Christian Göke wird einen Manager aus den eigenen Reihen zum neuen Chef, obwohl es Kritik an der Geschäftführung gibt. Für 2013 soll die Messe deutlich weniger Kongresse organisiert haben.
Berlin - Nun ist die Thronfolge entschieden, die Sybille von Obernitz das Amt als Wirtschaftssenatorin gekostet hatte. Nicht eine Frau, wie sie sich offenbar gewünscht hätte, sondern ein Mann aus den eigenen Reihen wird künftig die Messe Berlin führen. Christian Göke, heute schon Geschäftsführer, löst ab Anfang Juli 2013 den aktuellen Vorsitzenden der Geschäftsführung der landeseigenen Gesellschaft, Raimund Hosch, ab.
Das teilte die Messe Berlin am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Der 47-jährige Jurist ist schon seit 2000 zweiter Geschäftsführer der Messe. Die neue Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU), die zugleich stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende ist, begrüßte die Entscheidung. Dem neuen Chef müsse es nun gelingen, „dafür zu sorgen, dass die Messe Berlin weiter ein Markenzeichen bleibt“, sagte Yzer dem Tagesspiegel.
Mit der Bestellung Gökes endet ein monatelanger Streit um den Posten. Obernitz hatte Anfang September eigenmächtig eine Stellenanzeige für einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung geschaltet. Mit Blick auf das Berliner Landesgleichstellungsgesetz (LGG) hatte sie argumentiert, dass auf der Kandidatenliste nicht genug qualifizierte Frauen vertreten seien. Weil sie den Aufsichtsrat der Messe nicht informiert hatte, gab es Streit. Im September warf Obernitz hin. Auf Drängen des Chefs der Berliner CDU, Frank Henkel, wurde die für den 20. September angesetzte Entscheidung im Aufsichtsrat verschoben, um Nachfolgerin Yzer in den Entscheidungsprozess einzubinden.
Mit Göke hat es nun im wiederholten Anlauf der Wunschkandidat von Hosch und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Joachim Kamp an die Spitze geschafft – aller Kritik zum Trotz. Denn aktuelle Zahlen aus der Antwort der Senatsverwaltung auf eine kleine Anfrage der Grünen lassen Zweifel aufkommen, ob die bisherige Geschäftsführung einen guten Job gemacht hat. So wird das Internationale Congress Centrum (ICC) demnach 2013 deutlich weniger gefragt sein als noch im Vorjahr. 2012 wurden dort 40 Veranstaltungen mit mehr als 180 000 Teilnehmern gebucht, 2013 sind es nach jetzigem Stand nur 32 Kongresse mit gut 139 000 Teilnehmern – ein Rückgang von 25 Prozent. Zudem dürfte die Anzahl der auswärtigen Gäste deutlich zurückgehen. Sollen 2012 knapp 110 000 Kongressteilnehmer aus anderen Ländern in die Hauptstadt kommen, dürften es den Angaben zufolge 2013 nur noch gut 85 000 sein. Weil diese Besucher häufig länger in der Stadt blieben, entginge Berlin besonders viel Wirtschaftskraft.
Den Vorwurf, die Messegesellschaft sowie der Senat gefährdeten wegen der langen Diskussion um die Zukunft des ICC und die vielfach kritisierte Ersatzlösung des City Cube eine wichtige Einnahmequelle Berlins, wies Yzers Haus zurück. Die Messe Berlin werde in diesem Jahr „ein Spitzenergebnis erreichen“. Schwankungen im Kongressgeschäft seien „branchenüblich“, hieß es aus dem Senat für Wirtschaft. „Durch die jahrelange Diskussion um das ICC haben wir sicher den ein oder anderen Kongress verloren“, räumte dagegen Messe-Sprecher Wolfgang Rogall dem Tagesspiegel gegenüber ein. Zugleich verteidigt sich die Messe und gibt höhere Zahlen an als die Senatsverwaltung: 2012 habe man 47 Kongresse mit 147 000 Teilnehmer ausgerichtet. „Auch 2013 rechnen wir mit 40 Kongressen“, sagte Rogall. Zwar seien das auf dem Papier weniger als im Vorjahr, was auf das zyklische Kongressgeschäft zurückzuführen sei. Dafür habe man jedoch mehr Großveranstaltungen in die Stadt geholt. Auch für den City Cube, der ab 2014 Ersatz für das zu renovierende ICC sein soll, ist die Messe zuversichtlich. „Wir rechnen mit 30 bis 40 Kongressen in 2014“, sagte Rogall. Die Messe erwarte, dass durch den Cube „das Niveau aus dem laufenden Jahr sehr schnell wieder erreicht werden wird“, schrieb auch die Senatsverwaltung.
Jahel Mielke