Abgasskandal bei Volkswagen: Geschädigte US-Kunden akzeptieren 1000-Dollar-Gutschein
In den USA haben 120000 geschädigte VW-Kunden Einkaufsgutscheine im Wert von 1000 Dollar angenommen. Dazu gibt es Pannenhilfe für drei Jahre.
Als Zeichen der Wiedergutmachung für den Abgasskandal bei Volkswagen haben in Nordamerika bisher 120.000 geschädigte Kunden Einkaufsgutscheine im Wert von tausend Dollar angenommen. Das gab der Chef von VW in den USA, Michael Horn, am Mittwoch bei der Automesse von Los Angeles bekannt. Das Gutscheinpaket beinhaltet eine mit 500 Dollar (469 Euro) aufgeladene Prepaid-Karte, einen Gutschein im selben Wert, den die betroffenen Kunden bei einem VW-Händler einlösen können, sowie Pannenhilfe für drei Jahre.
Gutscheine sind "Geste des guten Willens"
Horn wurde bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Aussage vor dem US-Kongress Anfang Oktober von Journalisten regelrecht bedrängt. Der USA-Chef bekräftigte, dass die Einkaufsgutscheine die betroffenen Kunden nicht davon abhalten sollten, gegen Volkswagen juristisch vorzugehen. Das Unternehmen hatte vor anderthalb Wochen an die geschädigten Kunden Briefe verschickt und die Gutscheine als "eine Geste des guten Willens" angeboten. Er kündigte zudem an, am Freitag den US-Behörden Lösungsvorschläge für den Abgasskandal vorzulegen. "Verschiedene Szenarien" und der Zeitplan der Umsetzung würden besprochen. Sein Unternehmen arbeite vollumfänglich mit den Behörden zusammen, vor allem mit der US-Umweltschutzbehörde Epa. Er könne den "Frust und manchmal auch die Wut" der betroffenen Kunden verstehen, aber die Reparaturen der Fahrzeuge würden Zeit in Anspruch nehmen, mahnte Horn.
Alle manipulierten Fahrzeuge müssen umgerüstet werden
Volkswagen steht wegen manipulierter Abgaswerte seit Wochen stark unter Druck. Im September hatte der Konzern nach Untersuchungen der US-Umweltbehörde zugegeben, dass bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen Software eingesetzt wurde, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb als zu niedrig auswies. Alle Fahrzeuge müssen nun umgerüstet werden. Kürzlich gestand das Unternehmen zudem ein, dass bei rund 800.000 Autos der tatsächliche Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid höher ist als angegeben.
Volkswagen wusste schon Mitte August von gefälschten Emissionswerten
Unterdessen wurde bekannt, dass Volkswagen einem Insider zufolge bereits Mitte August und damit mehrere Wochen vor der offiziellen Bekanntgabe von Unregelmäßigkeiten bei Emissionswerten gewusst hat. Bereits am 19. August habe es ein Treffen von VW-Ingenieuren mit Vertretern der kalifornischen Umweltbehörde Carb gegeben, sagte eine Person mit Kenntnis des Sachverhalts und bestätigte damit einen Bericht des "Handelsblatts". Dabei seien Ungereimtheiten bei der Software von Dieselmotoren zugegeben worden. Zu dem Zeitpunkt sei noch nicht klar gewesen, ob es sich um eine Abschaltsoftware handelte. Auch sei das Ausmaß der Manipulation unklar gewesen.
Erst im September hatte VW die Manipulation zugegeben
Volkswagen erklärte, man habe rechtskonform gehandelt. Als die Sachlage klar gewesen sei, habe man informiert. Der Konzern hatte am 18. September auf Druck der Carb und der Bundesbehörde Epa zugegeben, Abgaswerte mit einer Software geschönt zu haben. Dem war ein monatelanges Ringen mit den US-Umweltbehörden vorausgegangen. Weltweit sind bis elf Millionen Fahrzeuge von der Manipulation betroffen. Allein in Europa will Volkswagen 8,5 Millionen Wagen in die Werkstätten rufen, um den Betrug zu beenden. Die Zeitung druckte einen als "streng vertraulich" eingestuften Aktenvermerk der niedersächsischen Staatskanzlei ab. Daraus geht hervor, dass Vertreter des Unternehmens bei dem Treffen mit der Carb im August teilweise zugegeben hätten, dass es eine Einrichtung zur Beeinflussung von Abgaswerten gebe. Am 3. September seien alle Details zu der Abschaltsoftware offengelegt worden. Eine Sprecherin der Staatskanzlei sagte, sie gehe davon aus, dass der vom "Handelsblatt" abgedruckte Vermerk aus einer vorübergehend verschwundenen Handakte stamme. Sie habe keinen Zweifel an der Echtheit des Dokuments. AFP/rtr