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Arbeit ohne Ende. Es kann sogar Spaß machen, ohne Pause einen Auftrag nach dem anderen zu erledigen - für gewisse Zeit.
© Baerenz/dpa-tmn

Work Life Balance: Gegen die Zeit

Selbstständige sitzen oft länger an ihrem Schreibtisch als ihnen gut tut. Dabei sind sie viel effektiver, wenn sie ihre Freiheiten nutzen und mehr Pausen machen. Ein Ratgeber.

Bei Angestellten regelt der Arbeitsvertrag die wöchentliche Stundenzahl. Bei Selbstständigen und Freiberuflern gibt es dafür höchstens die innere Uhr. Auch wenn Angestellte um Überstunden häufig nicht herumkommen: Wer sein eigener Chef ist, neigt besonders dazu, die eigenen Grenzen ständig zu überschreiten. Keine Pausen machen, bis spät in die Nacht am Schreibtisch sitzen und morgens wieder als erster vor Ort sein: „Auf Dauer rächt sich so ein Verhalten, der Körper braucht Auszeiten, um zu regenerieren“, sagt Anja Hume, Balancecoach aus Düsseldorf. Diese sieben Strategien helfen, etwas mehr Ruhe zu bekommen:

1. Regeneration

Der Anspruch auf Pausen und Urlaub ist für Angestellte gesetzlich geregelt, Selbstständige kontrollieren selbst, ob sie genug Erholung haben. Sie sollten sich bewusst machen, dass Regeneration eine Investition ins Unternehmen ist. „Leisten Sie sich den Faktor Erholung, denn er stärkt Ihr Unternehmen.“ Wichtig dafür sei, sich regelmäßig anzuschauen: Wie viele Stunden habe ich diese Woche gearbeitet? Wie viele Pausen habe ich mir geleistet? Und: Stimmt die Balance?

2. Belohnung

Sein eigener Herr sein, frei bestimmen können: So lauten häufig die Gründe, um vom Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit zu wechseln. Doch wenn die Arbeit erstmal da ist, werden die schönen Ideen für mehr Freiheit häufig vergessen. „Es ist wichtig, sich immer wieder das zu gönnen, was man bei der Wahl der Selbstständigkeit vor Augen hatte“, sagt Sabine Keiner, Life Balance Coach aus Köln. Den Montagmorgen blau oder bei Sonnenschein am Nachmittag Schluss machen: Die Vorteile der Selbstbestimmtheit zu nutzen, stärke die Leistungsfähigkeit. Und wenn die Mußestunden später nachgearbeitet werden müssen, gelinge das in der Regel effektiver und zufriedener.

3. Rhythmus

Mal sind es viele Aufträge, mal weniger – bei Selbstständigen ist die anfallende Arbeit oft schwer abzusehen. Das sorgt immer wieder für Stress. „Sorgen Sie so weit es möglich ist für einen regelmäßigen Rhythmus“, rät Hume. Feste Bürozeiten beispielsweise fördern eine gleichmäßige Tagesstruktur und helfen dabei, immer wiederkehrende Tätigkeiten zu strukturieren. „Ein fester Rhythmus stärkt die innere Balance und hilft, auch in stressigeren Zeiten alles besser im Blick zu haben.“

4. Absage

Dass Selbstständige nur schlecht Nein sagen können, führt zu den größten Zeitproblemen. Selbst wenn der Urlaub direkt vor der Tür steht, sagen viele einen Auftrag nicht ab. „Es ist aber unmöglich und ungesund, es immer allen recht machen zu wollen“, sagt Marion Kaiser-Elsner, Coach aus München. „Fangen Sie an, Ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und Nein zu sagen, wenn Aufträge Ihr Zeitbudget sprengen.“ Die Sorge, den Kunden zu verlieren, sei unbegründet: „Mit einer freundlichen Erklärung geben sich die meisten Kunden zufrieden und kommen trotzdem wieder.“ Außerdem kommt es gut an, wenn man gefragt ist.

5. Zeitplan

„Machen Sie am Wochenanfang eine Wochenplanung inklusive Prioritäten und Fristen und am Abend oder am Morgen eines jeden Tages eine Zeitplanung für den Tag“, empfiehlt Sabine Keiner. Wichtig dabei seien feste Limits für bestimmte Tätigkeiten, etwa maximal drei Stunden für die Vorbereitung einer Präsentation. „Planen Sie dabei auch 30 Prozent Pufferzeit für Störungen und Unvorhergesehenes ein, damit der Plan realistisch bleibt.“

6. Blockieren

Der Auftrag mit dem Kunden ist in Stein gemeißelt, die Joggingrunde nicht? „Ganz falsch“, sagt Hume. „Verabredungen mit sich selbst sollten die gleiche Priorität haben wie berufliche Termine.“ Sie empfiehlt, die Termine für Urlaub und Freizeit im Kalender farbig zu markieren. „Mit seinen eigenen Erholungszeiten konsequent zu sein, gehört zu einem guten Selbstmanagement.“

7. Sondieren

Als Selbstständiger ist man erstmal bemüht, jeden Auftrag zu machen. „Das ist aber nicht immer der richtige Weg“, warnt Hume. Sie rät, Aufträge möglichst zielorientiert anzunehmen. „Was will ich erreichen? Ist dieser Auftrag dafür richtig?“ Manchmal sei es sinnvoll, Aufträge, die nicht zum Portfolio passen, abzusagen. „Das erfordert Mut, sorgt aber langfristig für mehr Zufriedenheit, weil man sich auf die Dinge konzentrieren kann, die man wirklich machen möchte.“ dpa

Bettina Levecke

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