Streit bei den Lokführern: GDL-Chef Claus Weselsky scheitert bei Rauswurf seines Vorgängers Manfred Schell
In seiner Lokführer-Gewerkschaft GDL galt der Ex-Vorsitzende Manfred Schell als Denkmal - bis er den Kurs im Streit mit der Deutschen Bahn kritisierte. Sein Nachfolger will ihn ausschließen lassen - das hat bislang nicht geklappt.
Manfred Schell, bis 2008 Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), wird vorerst nicht aus seiner Organisation ausgeschlossen. Die Mehrheit des Vorstandes der Ortsgruppe Aachen habe auf ihrer jüngsten Sitzung gegen seinen Ausschluss gestimmt, sagte Schell dem „Tagesspiegel“. „Vier Vorstandsmitglieder waren da, drei haben mit nein gestimmt“, sagte er. Über den Beschluss sei er „erleichtert, jawohl“.
Damit hat sich Claus Weselsky, Schells Nachfolger an der GDL-Spitze, zunächst nicht mit seiner Anregung durchsetzen können, seinen Vorgänger aus der Gewerkschaft zu werfen. Wenn seine Ortsgruppe einen Antrag auf Ausschluss stelle, „werden wir im Vorstand bestimmt nicht dagegen sein“, hatte er in einem Interview gesagt. Von der GDL war bislang keine Stellungnahme zu bekommen.
Schell war von 1989 bis 2008 GDL-Chef. Unter seiner Führung erreichte die Gewerkschaft einen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer. Den Ehrenvorsitz hatte er aber aus Protest gegen Weselskys Führungsstil niedergelegt. Sollte es weitere Bestrebungen geben, ihn aus der GDL ausschließen zu wollen, werde er sich dagegen wehren, kündigte Schell an.
Seinen Angaben zufolge war bei der Sitzung auch der Vorsitzende des Bezirks Nordrhein-Westfalen, Sven Schmitte, zugegen. Er habe die Aachener GDL-Leute aber nicht für einen Ausschluss Schells gewinnen können. Schmitte selbst wollte sich auf „Tagesspiegel“-Anfrage dazu nicht äußern und sagte, dies sei eine interne Angelegenheit der GDL.