Nord Stream 2: Fünf Westkonzerne finanzieren die Pipeline
Unter anderem sind Uniper und die BASF-Tochter Wintershall mit jeweils 950 Millionen Euro dabei. Die Unternehmen haben keine Zweifel an dem Projekt.
Geschäfte im politischen Minenfeld sind nicht so einfach. Ursprünglich wollten Energiekonzerne aus dem Westen gemeinsam mit der russischen Gazprom die Pipeline Nordstream II als Projektpartner bauen. Doch es gab Bedenken in Osteuropa, unter anderem in Polen, sodass die fünf Unternehmen nur noch als Geldgeber auftreten: Die deutschen Firmen Wintershall und Uniper, die OMV aus Österreich, die französische Engie sowie die niederländisch-britische Royal Dutch Shell sind mit jeweils 950 Millionen Euro dabei und finanzieren damit 50 Prozent der 9,5 Milliarden Euro teuren Pipeline. Vor knapp zwei Jahren hatten die West-Konzerne mit der Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG, die ihren Sitz in der Schweiz hat, einen entsprechenden Vertrag geschlossen. Nord Stream 2 gehört zu 100 Prozent Gazprom.
600 Millionen hat jeder schon gezahlt
Das Geld der Fünf fließt in Tranchen, je nach Baufortschritt; aktuell sind jeweils 600 Millionen Euro für den Bau der Pipeline überwiesen worden. „Das Projekt wird realisiert“, heißt es bei einem der Finanzierungspartner, die sich grundsätzlich mit Stellungnahmen wegen des hochpolitischen Umfelds zurückhalten. Das Gesetzgebungsverfahren der EU-Institutionen sei noch nicht abgeschlossen, man werde den Prozess „weiterhin aufmerksam verfolgen“, heißt es bei der Wintershall-Mutter BASF.
Trump will Flüssiggas vekaufen
Zu Spekulationen äußere man sich ebenso wenig wie zum Brief des US-amerikanischen Botschafters Richard Grenell, der vor einigen Wochen die Gazprom-Partner vor Sanktionen der USA gewarnt hatte. „Der benimmt sich wie ein Besatzer“, schimpfte damals Michael Vassiliadis über Donald Trumps Botschafter in Berlin. Als IG BCE-Vorsitzender darf man sich wohl so äußern – die Unternehmen dagegen halten sich lieber bedeckt und wollen bis heute nicht einmal die Existenz des Grenell-Schreibens bestätigen. Auf der Hand liegt das Interesse Trumps, Flüssiggas (LNG) aus den USA in Europa zu verkaufen. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es, man wolle „Deutschland zum Standort für LNG-Infrastruktur machen“. In der deutschen Industrie hält man das für ein Signal Richtung Washington, damit dort das Sperrfeuer gegen Nord Stream 2 eingestellt werden möge. Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven bewerben sich um ein LNG-Terminal, das – so jedenfalls die Einschätzung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie – betriebs- und energiewirtschaftlich keinen Sinn macht. Anders als offenbar Nord Stream 2.
600 Kilometer Leitungen sind fertig
„Wir brauchen möglichst viele Bezugsquellen für das Gas“, heißt es bei Uniper in Düsseldorf. Ähnlich äußert sich in Wien die OMV, die inzwischen mehr Gas als Öl verkauft. Zweifel an der Fertigstellung der Pipeline sind nirgendwo zu hören. Die Leitung stärke vielmehr „Infrastruktur und Versorgungssicherheit für Europa, was angesichts des Produktionsrückgangs in dieser Region von Bedeutung ist“, argumentiert die BASF. Rund 600 Kilometer Rohre auf der insgesamt 1200 Kilometern langen Strecke zwischen Russland und Deutschland sind inzwischen installiert. Da die Leitungen doppelt verlegt werden, beträgt die Gesamtrohrlänge 2400 Kilometer.
Die jüngsten Irritationen zwischen der Bundesrepublik und Frankreich betreffen auf EU-Ebene das so genannte Unbundling, also die Trennung von Netz und Vertrieb in der Energieversorgung. So haben die großen Energiekonzerne wie RWE, Eon oder Vattenfall in den vergangenen Jahren ihre Übertragungsnetze verkaufen müssen. Im Falle Gazprom und Nord Stream 2 ist das anders, der russische Monopolist liefert die Energie und betreibt auch die Pipeline.
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