Fonds-Serie Teil 1: Fünf Regeln für den Fondskauf
Anleger scheuen vor Aktien zurück, dabei können sie mit Fonds ihr Risiko streuen. Was sie über diese Anlageform wissen sollten.
Sicherheit geht bei den deutschen Sparern vor. Laut Bundesbank haben sie im zweiten Quartal 53 Milliarden Euro zur Seite gelegt – wovon 49 Milliarden in Spareinlagen, Lebensversicherungen und Pensionswerke geflossen sind. Nur einen sehr kleinen Teil legten Sparer dagegen in Investmentfonds an. Überhaupt hält nur jeder siebte Deutsche einen oder mehrere Fonds. Dabei konnte man in den vergangenen fünf Jahren mit einem Fonds auf deutsche Aktien jährlich 12,3 Prozent verdienen. Mit einem Fonds für internationale Aktien waren es 9,9 Prozent. Anlass genug, einmal in einer Serie zu erklären, wie man in Fonds investiert, was Anleger wissen sollten und was sich bei der Besteuerung zum Jahreswechsel ändert. Los geht es mit fünf Grundregeln für die Fondsanlage.
1 DAS RISIKO RICHTIG EINSCHÄTZEN
Die meisten Sparer meiden die Kapitalmärkte, weil sie zum Zeitpunkt der Anlage nicht verlässlich wissen, ob ihr Geld tatsächlich in der Gewinnzone liegt, wenn sie es benötigen. In der Tat gibt es im Normalfall keine Garantie für steigende Kurse. Allerdings senkt gerade ein Fonds das Risiko der Kapitalmärkte erheblich. Wer etwa einen Aktienfonds kauft, investiert so in eine Mischung hunderter, wenn nicht tausender verschiedener Aktien, wodurch selbst eine Pleite eines Unternehmens kaum ins Gewicht fiele. Zudem kann der Fondsmanager auf plötzliche Kursabstürze des gesamten Marktes reagieren und Positionen verkaufen. Dass die meisten börsennotierten Unternehmen einen Teil der Gewinne als Dividende ausschütten, ist ein weiterer Puffer gegen Verluste. Generell erkennen kann man das Risiko eines Fonds am KIID, dem „Key Investor Information Document“, das manche Anbieter auch WAI für „Wesentliche Anlegerinformationen“ nennen. Dieser Beipackzettel umfasst meist zwei Seiten und listet alle wichtigen Informationen auf, darunter die Risikoklasse des Papiers.
Seine Sorge vor Kursabstürzen kann der Anleger auch aktiv selbst eindämmen: Denn nicht nur einzelne Aktien, sondern auch Fonds werden an der Börse gehandelt und können mit einem Stopplimit gesichert werden. Sollte der Markt einmal abstürzen, wird das Papier automatisch zum nächsten Kurs verkauft. Allerdings haben wissenschaftliche Untersuchungen immer wieder gezeigt, dass niemand stets den richtigen Zeitpunkt für einen Kauf oder Verkauf erahnt, dass also rasches Kaufen und Verkaufen nur höhere Kosten, aber langfristig keinen Anlageerfolg bringt.
2 DEN ANLAGEHORIZONT WÄHLEN
Gerade mit einem Fonds kann ein Anleger Abstürze also einfach aussitzen. Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz des Geldes sind vielmehr: Geduld und ein kühler Kopf, ein Anlagehorizont von fünf, besser zehn Jahren und eine Aufteilung des Geldes auf mehr als einen Fonds beziehungsweise auf verschiedene Anlageräume, neben Deutschland etwa Europa, der globale Aktien-, Anleihe- oder Immobilienmarkt oder – in kleineren Stückelungen – auch Spezialmärkte wie Schwellenländer oder bestimmte Branchen und Themen.
Dass in der langfristigen Betrachtung Crashs kaum noch ins Gewicht fallen und massive Schwankungen geglättet werden, zeigen Investmentfonds, die seit 60 und mehr Jahren Anlegergelder breit in bestimmten Märkten arbeiten lassen. So hat der Fondak, Fonds-Urgestein für deutsche Aktien von Allianz Global Investors, seit der Auflage Ende Oktober 1950 jedes Jahr im Schnitt 10,64 Prozent abgeworfen. Auch der zweit- und drittälteste, der Concentra A und der UniFonds, mehrten Anlegergelder in den über 60 Jahren ihres Bestehens jedes Jahr um 9,02 beziehungsweise 8,6 Prozent, über alle Crashs, Durststrecken und schlechten Zeiten hinweg.
3 AUF DIE KOSTEN ACHTEN
Die Erträge, die der Fondsmanager erzielt, kommen allerdings nicht komplett beim Anleger an. Reduziert werden sie durch mehrere Faktoren, vor allem Kosten, Steuern und Inflation. Zu den Kosten zählen neben den Verwaltungsgebühren (die bereits im Wertpapier-Preis enthalten sind und als TER, Total Expense Ratio, veröffentlicht werden) die Kaufkosten. Der Anleger kann hier entscheiden, ob er den Fonds direkt bei der Fondsfirma kauft und dann einen meist fünf-prozentigen Aufschlag zur Entlohnung des Vertriebs zahlt – oder aber an der Börse, wo er zwar keinen Aufschlag, dafür aber die Kaufgebühren der Börse zahlt.
Gerade Fondsplattformen und Direktbanken bieten Fonds aber auch immer wieder mit reduzierten oder sogar gestrichenen Ausgabeaufschlägen an. Wie massiv die Kosten am Ertrag zehren, hat gerade eine Studie der EU-Wertpapieraufsicht ESMA zusammengestellt. Zwischen 2013 und 2015 verloren Fonds danach im Schnitt 29 Prozent ihrer Erträge durch laufende und einmalige Gebühren und Kosten sowie die Inflation.
4 EINE ANLAGE IN ETF ERWÄGEN
Allerdings gibt es auch Fondsalternativen mit geringeren Kosten, die so genannten Exchange Traded Funds (ETF). Im Unterschied zu herkömmlichen Fonds wird hier passiv in Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe investiert. Welche Papiere sich in einem ETF befinden, entscheidet also kein Fondsmanager, sondern der Anbieter quasi per Autopilot. ETF bilden einfach passiv einen Index eins zu eins ab, zum Beispiel den Dax, den weltweiten MSCI World oder einen Rentenindex. Dadurch spart der Anleger die Kosten für die Expertise des Fondsmanagers, der in der großen Mehrheit der Fälle ohnehin die Performance seines Vergleichsindex nicht toppen kann.
Nach einer Studie von S&P Dow Jones Indices gelang es im Zehnjahresvergleich 98,9 Prozent der Fondsmanager von Aktienfonds nicht, besser zu sein als der Gesamtmarkt. Dies liegt daran, dass in den großen Märkten niemand einen Informationsvorsprung hat, so dass eine gezielte Auswahl nur dank Zufall und Glück zu einem besseren Ergebnis führt, dies jedoch nicht dauerhaft.
Bei den Kosten gilt: Aktive Papiere ziehen etwa 1,0 bis 2,5 Prozent pro Jahr als Verwaltungskosten direkt vom Fondsvermögen ab – ein Prozentsatz, der in Fondsvergleichen bereits berücksichtigt ist. ETF hingegen kosten nur 0,1 bis 0,8 Prozent, zudem fällt kein Ausgabeaufschlag, sondern nur eine bankenabhängige Kaufgebühr an. Was nach einem minimalen Unterschied aussieht, hat in der Praxis massive Folgen, dank des Zinseszinseffektes. Ein Rechenbeispiel belegt dies. Wer beispielsweise jeden Monat 150 Euro in einen Fonds investiert, der 7,2 Prozent (das war die durchschnittliche Jahresertrag deutscher Aktienfonds von September 1987 bis September 2017) und dabei fünf Prozent Ausgabeausschlag und 1,5 Prozent Managementgebühr pro Jahr zahlen muss, hat nach 30 Jahren ein Guthaben von 130 442 Euro. Reduziert sich, wie bei einem ETF, die Gebühr auf 0,2 Prozent und rechnet man statt des Ausgabeaufschlags Kaufgebühren von fünf Prozent, so sind am Ende bei gleicher Rendite gut 37 000 Euro mehr im Depot, nämlich 167 607 Euro. Bei etwas geringeren Kaufgebühren (drei Prozent) läge das Guthaben am Ende bei 171 000 Euro.
5 IN ETAPPEN SPAREN
Besparen kann man Fonds bereits mit kleinem Einsatz: Bei einigen Banken ist dies bereits ab einem monatlichen Einsatz von 25 Euro möglich. Mit dem Geld werden dann gegebenenfalls auch Bruchstücke eines Papiers gekauft. Vor allem ihr rechnerischer Erfolg und ihre günstigen Kosten haben den ETF in den vergangenen Jahren zu einem Boom verholfen. Allein zwischen Januar und August dieses Jahres flossen weltweit 420 Milliarden Dollar in die passiven Indexfonds, die damit deutlich mehr als vier Billionen verwalten. Zum Vergleich: Insgesamt liegen weltweit 66 Billionen Dollar in einem Fonds, darunter alleine gut 40 000 Aktienfonds und 22 000 Rentenfonds.
Reduziert werden die Erträge allerdings nicht nur durch die Kosten und die Inflation, sondern auch durch den Fiskus, der Steuern kassiert. Bisher musste jeder Anleger, wenn die Gewinne den Freibetrag von 801 Euro für Singles und 1602 Euro für Verheiratete überschritten hatten, beim Verkauf die Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent (plus Soli und gegebenenfalls Kirchensteuer) an den Staat abtreten. Ab 2018 ändert sich die Besteuerung allerdings grundlegend. Künftig kassiert der Finanzminister bereits beim Fonds 15 Prozent Steuern, etwa wenn Dividenden kassiert oder Immobilien verkauft werden.
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