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Demonstration vor dem Hauptsitz des Elektrokonzerns Siemens in München
© dpa/Tobias Hase
Update

Konzern hält an Kohlebergwerk in Australien fest: „Fridays for Future“ kündigt Demonstrationen gegen Siemens an

Siemens beteiligt sich weiter an einem umstrittenen Kohlebergwerk in Australien. „Fridays for Future“ will am Montag in vielen deutschen Städten protestieren.

Der Industriekonzern Siemens hält trotz Protesten von Klimaschützern an einer wichtigen Zulieferung für ein umstrittenes Kohlebergwerk in Australien fest. Das teilte Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser am Sonntagabend auf Twitter nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung mit.

Siemens habe alle Optionen geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass man allen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen müsse. Zugleich will der Konzern ein wirksames Nachhaltigkeitsgremium schaffen, um Umweltfragen in Zukunft besser zu managen.

Die Organisatoren der Klimaschutz-Bewegung „Fridays For Future“ riefen prompt für Montag zu spontanen Demonstrationen in zahlreichen deutschen Städten auf. Demonstriert werden soll demnach unter anderem in Aachen, Bielefeld, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Kiel, Köln und Mainz.

Die Bewegung will auch bei der Siemens-Hauptversammlung im Februar protestieren. „Mit dem Ja zum katastrophalsten Kohleminen-Projekt der Welt tritt Kaeser die nachhaltigen Bestrebungen seines Unternehmens für ein Volumen von nur 20 Millionen Euro in die Tonne“, schrieben die Klimaaktivisten auf ihrer Website.

Die Entscheidung mache die Bestrebungen von Kaeser, den Siemens-Konzern zukunftsgerichtet wirken zu lassen, vollständig zunichte, sagte Nick Heubeck von „Fridays For Future“ dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Heubeck hatte sich noch am Freitag mit dem Konzernchef zum Gespräch getroffen hatte.

In Zeiten der Klimakrise müssten gerade auch Konzerne Wort halten und ihre Versprechen zum Klimaschutz einhalten. „Dazu gehört eben auch, sich nicht am Bau eines Wahnsinns-Projekts zu beteiligen, das im Alleingang das weltweite 1,5-Grad-Ziel gefährdet“, sagte der Klimaaktivist dem Redaktionsnetzwerk.

Klimaaktivisten kritisieren „Katastrophen-Vorhaben“

Auch Klimaaktivistin Luisa Neubauer kritisierte Siemens heftig für die Entscheidung. „Joe Kaeser macht einen unentschuldbaren Fehler“, sagte Neubauer am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Entscheidung ist aus dem Jahrhundert gefallen.“ Statt Verantwortung für das Pariser Klimaschutz-Abkommen zu übernehmen, gefährde Siemens damit das Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad einzudämmen.

„Wir haben Kaeser gefragt, alles in seiner Macht stehende zu tun um die Adani-Mine zu verhindern“, sagte Neubauer mit Blick auf ein Treffen mit dem Siemens-Chef am Freitag. „Stattdessen schlägt er nun Profit aus diesem Katastrophen-Vorhaben.“

Die Menschen seien an einem Punkt in der Geschichte angekommen, „an dem jeder CEO in dieser Größenordnung gefragt ist sich zu entscheiden: für oder gegen das Klima, für oder gegen die Rechte zukünftiger Generationen und den Schutz der Menschen und Tiere, die heute betroffen sind.“ Kaeser habe für Siemens diese Entscheidung getroffen.

Bei der Kritik an dem Projekt in Australien geht es neben dem Klimaschutz auch um den Verbrauch von Wasser, die Zerstörung von Lebensraum und den Transport der Kohle über das Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Welt.

Ursprünglich wollte Siemens seine Entscheidung am Montag bekanntgeben. Kaeser hatte am Freitag gesagt, die Entscheidung sei nicht einfach. Es gebe unterschiedliche Interessenlagen - von Aktionären, Kunden und auch der Gesellschaft.

Neubauer lehnt Kaeser-Angebot ab

Kaeser hatte sich auch mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer getroffen und ihr einen Sitz im Aufsichtsgremium des künftigen Unternehmens Siemens Energy angeboten. Dies lehnte sie aber ab und bat ihrerseits darum, das Angebot an einen Vertreter oder eine Vertreterin der Scientists for Future weiterzugeben.

Bei Scientists for Future sind Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen organisiert, die die Klimaschutzbewegung Fridays for Future unterstützen. Kaeser befand daraufhin, Siemens habe genug Experten und Wissenschaftler.

Siemens wollte eine Zugsignalanlage für ein umstrittenes Kohlebergwerk in Australien zuliefern. Die Adani Group will in Australien eines der größten Kohlebergwerke der Welt aufbauen, das aus fünf Untertageminen und sechs Tagebaustätten bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr fördern soll. Das Projekt wird von Umweltschützern seit Jahren bekämpft. (dpa)

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