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Hahn im Korb. Sigmar Gabriel traf am Mittwoch 180 Unternehmerinnen – darunter Jasmin Arbabian-Vogel (Mitte vorne).
© dpa

Gründerinnen: Frauen wollen es wie Männer machen

Soll ich? Kann ich? Darf ich? Wirtschaftsminister Gabriel startet eine Initiative für Unternehmensgründerinnen.

Als Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vor einiger Zeit eine Veranstaltung für Start-ups besuchte, fiel ihm etwas besonders auf. „Meine Güte, da waren fast nur Kerle“, erzählt er am Mittwoch bei einem Treffen von mehr als 180 Unternehmerinnen in Berlin. Die Frauen im Saal quittieren die Anekdote mit lautem Gelächter. Unternehmertum als Männerdomäne – das kommt vielen von ihnen bekannt vor.

Damit künftig mehr Frauen gründen und führen, hat das Wirtschaftsministerium nun die Initiative „Frauen unternehmen“ gestartet. Ziel ist ein Netzwerk aus gestandenen Chefinnen, die junge Frauen mit hohen Zielen unterstützen und beraten sowie weibliches Unternehmertum an Schulen und Universitäten bekannter machen. „Es geht darum, Rollenvorbilder zu bieten“, erläutert Gabriel. Die strukturelle Ungerechtigkeit sorge dafür, dass Frauen trotz kürzerer und besser abgeschlossener Ausbildungszeit immer noch vergleichsweise selten in Führungspositionen landen.

Nur jede dritte Firma durch eine Frau gegründet

Auch die Zahlen zu Unternehmensgründungen von Frauen sprechen für sich: Nur knapp jede dritte Firma wird von einer Frau gestartet, die meisten davon finden sich in den alten Bundesländern. Nach Ansicht des Ministers gibt es zwar noch zu wenig Unterstützung für junge Firmen, etwa durch Wagniskapital oder Gründerzuschüsse, doch „Geld und bürokratische Hürden hindern nicht, wenn man es wirklich will“, sagt er. Der Schritt, sich die Selbstständigkeit auch zuzutrauen, sei wichtiger als jedes Förderprogramm.

Jasmin Arbabian-Vogel hat sich getraut. Kaum fertig studiert, gründete sie den ersten deutschen interkulturellen Pflegedienst in Hannover. Das war 1996 – heute zählt ihre Firma mehr als 80 Mitarbeiter und setzt im Jahr rund 2,5 Millionen Euro um. Erfahrungen, die sie während mehrerer Nebenjobs in der Pflegebranche gesammelt hatte, waren letztlich ausschlaggebend für ihre Entscheidung zu gründen. „Männliche Chefs, die einen anschreien und auf Hierarchien pochen – das war nichts für mich“, sagt Arbabian-Vogel. Durch ihre Herkunft sei der Schritt für sie auch nicht ungewöhnlich gewesen. „Im Iran ist Selbstständigkeit verbreiteter und auch positiver besetzt.“

Angst vor zu großen Sprüngen

Diese Haltung will sie weitergeben. Wie die anderen 180 ausgewählten „Vorbild-Unternehmerinnen“ wird sie jungen Gründerinnen als Mentorin zur Seite stehen. Das hat sie in der Vergangenheit schon öfter gemacht und kennt deshalb auch die Schwierigkeiten, die Frauen zu Beginn der Selbstständigkeit haben. „Ängste und Motive sind bei Frauen und Männern gleich, aber die Männer gehen damit selbstbewusster um.“ Unternehmerinnen zweifelten hingegen länger an ihren Führungsqualitäten und wollten lieber moderat wachsen.

Die Sorge, zu früh zu große Sprünge zu machen, lähmt offenbar viele potenzielle Chefinnen. Auch Christiane Rasper fällt die Zögerlichkeit auf. „Gerade was das Scheitern betrifft, haben Frauen viel größere Befürchtungen als Männer“, sagt die Unternehmensberaterin, die selbst seit Mitte der 1990er Jahre selbstständig ist. Zu den inneren Widerständen kämen aber auch mangelnde Unterstützung aus der Familie und vom Staat.

Von Männer-Netzwerken lernen

„Wir arbeiten ja am Kita-Ausbau“, verspricht Wirtschaftsminister Gabriel. Er sehe auch die Frauenquote weiterhin als wichtiges Mittel, um Frauen zu bestärken. Die Initiative des Ministeriums sei ebenfalls nicht vom Idealismus getrieben. Untersuchungen würden zeigen, dass frauengeführte Unternehmen im Schnitt erfolgreicher sind. „Ein großer Anteil ökonomischer Kraft liegt also bislang brach – das können wir uns heute nicht mehr leisten.“

Jasmin Arbabian-Vogel sieht in „Frauen unternehmen“ vor allem die Chance, ein großes Netzwerk aufzubauen. „Das hat sich bei Männern seit Jahrhunderten etabliert, wir sollten uns das abgucken.“ Ihr Traum vom eigenen Pflegedienst ist vor allem durch ihr soziales Netzwerk wahr geworden, glaubt die zweifache Mutter. „Ohne die Oma wäre es mit der Selbstständigkeit schwierig gewesen.“

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