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Kontaktbörse. Senatorin Yzer hatte angeregt, Firmen in den Räumen der Investitionsbank über die neuen Förderprogramme zu informieren. Am Mittwoch kamen aber zu viele Gäste in die Bundesallee. Die IBB musste auf eine ordentliche Registrierung verzichten.
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Info-Veranstaltung von Senat und IBB: Fördertopf sucht Deckel

Die Töpfe sind voll, aber mancher Unternehmer scheut den Papierkram, um Gelder für das Unternehmen zu beantragen. Diese Angst wollen Senat und IBB nehmen und luden erstmals zu einem Info-Tag. Und der war auf Anhieb ziemlich erfolgreich.

Reinhard Uppenkamp, langjähriger Chef der großen Berlin-Chemie AG, war am Mittwoch in das Gebäude der Investitionsbank Berlin (IBB) an der Bundesallee gekommen, um Bodo Lange zu verkuppeln – am liebsten mit einem IBB-Berater. Bodo Lange ist Chef der Alacris Theranostics GmbH, einer noch kleinen Firma, die virtuelle Medikamentenstudien durchführt. Seine Idee: Wer eine Studie erst einmal virtuell durchspielt, kann bei Durchführung der späteren echten Studie viel Geld sparen. Das würde auch Uppenkamp helfen. „So kann man vorhersagen, ob das Medikament Erfolg haben kann. Und wir kümmern uns dann um den Rest.“ Zufrieden konnte Uppenkamp später beobachten, wie Lange mit einem Berater der landeseigenen Förderbank um die Ecke verschwand.

Die Gründungsphase hat Lange mit Alacris bereits erfolgreich gemeistert, nun geht es in eine mindestens genauso schwierige Phase: Er muss wachsen. Und dafür braucht er Geld. Geld, das ihm Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) sehr gern geben würde – wenn er es denn beantragt. Viele Unternehmer scheuen aber den Aufwand oder wissen gar nicht, welche Gelder sie überhaupt beantragen könnten. Zu unübersichtlich ist das Geflecht aus Programmen und Fördertöpfen in der Hauptstadt.

Die Veranstaltung traf den Nerv vieler Unternehmer

Aus diesem Grund fand am Mittwoch der erste Berliner Wirtschaftsfördertag in der IBB statt. Er ist eine Idee von Yzer selbst und trifft offenbar den Nerv vieler Berliner Unternehmer: Wenige Minuten vor Beginn der Veranstaltung schlängelten sich die Gäste noch durch den gesamten Eingangsbereich, und als Yzer nach der Begrüßung eine kurze Rede hielt, reichten die Stühle kaum für alle Anwesenden. Anlass für den Termin war der Beginn der neuen Förderperiode der beiden Strukturfonds der EU: Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Europäische Sozialfonds (ESF). Über 850 Millionen Euro fließen dafür aus Brüssel nach Berlin. Doch es gibt noch mehr Gelder zu beantragen: Die GRW-Strukturhilfe gibt es weiterhin. 900 Millionen Euro stehen bis 2020 zur Verfügung. Die GRW gilt als eines der wichtigsten Regionalförderinstrumente von Bund und Ländern überhaupt: Seit Beginn der 1990er Jahre sind mehr als 6000 Vorhaben unterstützt worden und dabei fast zwei Milliarden Euro ausgeschüttet worden.

"Die Verwaltung muss Dienstleister sein"

Außerdem nutzte Wirtschaftssenatorin Yzer die Gelegenheit, noch ein neues Programm vorzustellen: Das „Investitionsprogramm 2.0“. Das Investitionsprogramm des Bundes war gestrichen worden, und um diese Förderlücke zu schließen, hat der Senat nun sein eigenes Programm aufgelegt. Das Besondere daran: Auch Dienstleister, Handwerker und Unternehmen aus der Digitalwirtschaft können diese Gelder beantragen. Jan Pörksen von der IHK Berlin begrüßte das vorsichtig, sofern es „flexibel und unbürokratisch“ sei. Die Gelder dafür sind im Berliner Haushalt bereits reserviert, der ist allerdings noch nicht genehmigt.

„Es ist nicht so wichtig für Unternehmer, zu verstehen, woher die Gelder kommen“, sagte EU-Generaldirektor für Regionalpolitik und Stadtentwicklung, Erich Unterwurzacher, am Rande der IBB–Veranstaltung. „Viel wichtiger ist, sie abzurufen.“ Yzer hatte kurz zuvor den anwesenden Unternehmern versprochen: „Die Verwaltung muss ein Dienstleister sein.“ Da gab es Applaus. „Es muss reichen, das Projekt kurz zu umreißen, und der Berater zeigt dann das richtige Förderprogramm auf“, fuhr sie fort. Im Laufe des Jahres sollen alle Anträge auch online gestellt werden können und zudem etwas verschlankt werden.

„Wir setzen den Fokus auf Innovation“, sagte Yzer über ihre Investitionsstrategie. Innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen und die Kreativwirtschaft sollen verstärkt profitieren. „Das sollte doch an einem Standort wie Berlin nicht schwer sein“. Reinhard Uppenkamp von Berlin-Chemie freut sich über den Service: „Diese kleinen Firmen brauchen die Unterstützung einer Bank, um ihre Ideen zu verwirklichen.“

Inga Höltmann

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