Verkehrsstatistik: Flughäfen dürften Air Berlins Ausfall verschmerzen
Air Berlin war die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft, doch ihr Betriebsende Ende Oktober scheint für die meisten Flughäfen kein Problem zu sein.
Für den Monat November verzeichneten die größten Passagierflughäfen des Landes insgesamt knapp 16,2 Millionen Gäste - gezählt Passagierbewegungen, also Abflüge und Ankünfte. Das waren starke 5,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, teilte ihr Verband ADV am Mittwoch mit. Auf innerdeutschen Strecken ging der Verkehr leicht zurück, auf europäischen Routen und vor allem Interkontinentalstrecken nahm der Verkehr um so stärker zu. Und das Volumen der beförderten Fracht steig innerhalb eines Jahres auch um starke 8,2 Prozent. In der Summe geht es den deutschen Flughäfen also blendend.
Ein Ausreißer im November war erwartungsgemäß Berlin-Tegel, die einst größte Basis von Air Berlin: Hier starteten und landeten in dem Monat 21,1 Prozent weniger Gäste als im November 2016. In Berlin-Schönefeld - wo Air Berlin nur mit Technik-Abteilungen präsent war - waren es 0,8 Prozent weniger. Im Berliner Schnitt beträgt das Monatsminus 13,7 Prozent. Passagierschwund registrierte man auch an Air Berlins zweitem Drehkreuz in Düsseldorf (minus 9,1). Dem kleinen Flughafen Saarbrücken brachen sogar 55,6 der Fluggäste weg.
Größere Maschinen und höhere Preise
"Im November sind die Folgen des Air Berlin-Rückzugs spürbar", heißt es beim ADV. Den wegfallenden Kapazitäten von Air Berlin stünden aber neue Angebote anderer Airlines gegenüber, mit denen versucht werde, die Marktlücke zu schließen. Die Fluggesellschaften würden zudem versuchen, ihre Flieger besser auszulasten. Hinzu kommt, dass einige Airlines, wie die Lufthansa, die über eine breite Palette an Flugzeugtypen verfügen, auch größere Maschinen einsetzen.
So setzt die Lufthansa zwischen Berlin-Tegel und Frankfurt derzeit den Jumbo Boeing 747 ein - sehr zum Missfallen einiger lärmgeplagter Anwohner. Kurz vor Weihnachten schickt die Kranich-Airline den ebenfalls riesigen Airbus A340 (den "kleinen" Bruder des weltgrößten Passagierfliegers A380) auf die Strecke von München nach Berlin. Zumindest der Einsatz des kerosinfressenden Jumbos ist auf der Kurzstrecke eigentlich unökonomisch, wegen des Mangels an verfügbaren Sitzplätzen aber steigen die Preise. Lufthansa und andere Airlines dürften somit vom Ausfall der Air Berlin seit November kräftig profitieren.
Übers Jahr gesehen steht auch in Berlin ein Plus
Am Ende ist der Passagiereinbruch im Monat in Tegel, Düsseldorf und Saarbrücken kaum mehr als eine statistische Spielerei. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit der Airports sind sind die Zahlen auf Jahressicht _ und darüber hinaus. Und da stehen Berlins Flughäfen wohl trotz Air Berlin mit einem Plus da: In den ersten elf Monaten legte der Verkehr in Tegel und Schönefeld im Schnitt um 2,9 Prozent zu, geht aus Daten des ADV hervor.
Tegel registrierte 2,1 Prozent weniger Passagierbewegungen als in den ersten elf Monaten 2016. Schönefeld starke 13 Prozent mehr. Im Schnitt steht der Standort also trotz des Air Berlin Ausfalls besser da. Das ist gut für die staatlichen Eigentümer und Ladenbesitzer. Über die Flugpreise für Passagiere ist damit nichts gesagt. Ob der Trend langfristig anhält, hängt sicher auch davon ab, ob Bahn und Fernbusanbieter den Airlines zumindest auf innerdeutschen Strecken Konkurrenz machen können. Die Deutsche Bahn versucht es jetzt mit ihrer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Berlin und München, wo es zur Eröffnung vor wenigen Tagen allerdings einige peinliche Ausfälle gab.