Ryanair: Flugausfälle auch wegen Pilotenmangels
Die irische Billig-Airline hat am Wochenende mehr Flugverbindungen annulliert als erwartet. Jetzt meldet sich die Gewerkschaft zu Wort.
Schlechte Nachrichten für Ryanair-Kunden: Das Unternehmen hat nach Tagesspiegel-Informationen an diesem Wochenende 162 Flüge gestrichen – deutlich mehr als erwartet. 80 waren es am Samstag, 82 am Sonntag. In Berlin waren die Verbindungen nach Brüssel, Riga, Porto und Glasgow betroffen.
Damit waren die Ausfälle deutlich höher als Ryanair ursprünglich in Aussicht gestellt hatte. Der irische Billigflieger hatte am Freitag angekündigt, in den nächsten sechs Wochen täglich 40 bis 50 Flüge streichen zu wollen, um die Pünktlichkeit auf den verbliebenen Strecken zu erhöhen. Ryanairs-Marketingchef Kenny Jacobs räumte ein, dass die Ausfälle an diesem Wochenende „etwas höher“ gewesen seien. „Wir haben damit begonnen, die Annullierungen umzusetzen“, erklärte Jacobs gegenüber dem Tagesspiegel.
Niedrigere Gehälter als die Wettbewerber
In den nächsten anderthalb Monaten will Ryanair bis zu 2100 Verbindungen streichen, das entspricht rund zwei Prozent aller Flüge. Die Airline will so vor Inkrafttreten des Winterflugplans ihre Pünktlichkeitsrate verbessern. Diese sei Anfang September auf unter 80 Prozent gesunken, teilte Sprecher Robin Kiely mit, Ryanair strebt aber an, dass 90 Prozent der Flüge pünktlich stattfinden. Die Verspätungen führt die Airline auf zahlreiche Ursachen zurück – Piloten und Kabinenpersonal hätten gehäuft Urlaub gemacht, zudem hätten Streiks, Kapazitätsengpässe sowie schlechtes Wetter zu Verzögerungen geführt. Jetzt meldete sich die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zu Wort. "Ryanair-Mitarbeiter sagen uns, es werden Flüge gestrichen, weil Piloten das Weite suchen", sagte VC-Sprecher Markus Wahl der "Mitteldeutschen Zeitung" am Dienstag. Ryanair habe eine hohe personelle Fluktuation, weil die Airline niedrigere Gehälter zahle als die Wettbewerber. "Viele Piloten versuchen, zu anderen Gesellschaften zu wechseln", sagte Wahl. Ryanair habe daher bereits angefangen, auch Piloten aus Südamerika anzuwerben.
Betroffene bekommen eine E-Mail
Passagiere, deren Flüge ausfallen, werden per E-Mail informiert. „Wir raten Passagieren, ihre E-Mail-Adresse zu checken, mit der sie gebucht haben“, sagte Jacobs dem Tagesspiegel. Für Verbindungen, die bis zum kommendem Mittwoch hätten stattfinden sollen, nun aber abgesagt werden, hätten die Reisenden bereits entsprechende Infos erhalten. Die Airline bietet Kunden an, sie entweder auf andere Verbindungen umzubuchen oder den Ticketpreis zu erstatten.
Nach Meinung des Rechtsexperten Adrian Kreller vom Internetportal „AirHelp“ können Reisende unter Umständen jedoch eine zusätzliche Entschädigung von bis zu 600 Euro verlangen. „Dieser Fall tritt ein, wenn die Airline den Passagier weniger als zwei Wochen vor dem geplanten Flugtermin über den Ausfall des Fluges informiert“, sagt Kreller. Passagiere sollten daher genau darauf achten, wann sie von Ryanair über die Streichung des Flugs in Kenntnis gesetzt werden. Die Benachrichtigung müsse an jeden Passagier einzeln erfolgen, „eine Generalankündigung reicht nicht aus“, betont Kreller. (mit AFP)
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