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Das Aeromobil soll 2020 ausgeliefert werden. Kostenpunkt: 1,2 bis 1,5 Millionen Euro.
© Aeromobil
Update

Mobilität: Fliegende Autos werden Realität

Digitalstaatsministerin Bär wurde für ihre Forderung nach Flugtaxis noch verspottet – jetzt testet der Google-Gründer so ein Fluggerät. Auch andere arbeiten daran.

Fliegende Autos waren lange nur eine Fantasie in Science Fiction Filmen oder von staugeplagten Pendlern. Doch nun stehen die ersten Objekte vor der Serienreife, schon 2019 sollen die ersten ausgeliefert werden. Wichtiger noch als Autos, die sich mit ausklappbaren Flügeln und Rotoren in Fluggeräte verwandeln können, sind dabei jedoch so genannte Flugtaxis. Und auch wenn die neue Digitalstaatsministerin Doro Bär kürzlich viel Spott einstecken musste, weil sie darüber sprach, glauben inzwischen selbst Unternehmen wie Daimler, Uber oder Airbus, Flugtaxis könnten künftig die Mobilität in Metropolen verändern, wie einst S- oder U-Bahnen.

„Vor hundert Jahren verschwand der Stadtverkehr unter der Erde, nun haben wir die technischen Möglichkeiten, ihn in die Luft zu bringen“, sagt beispielsweise Airbus-Chef Tom Enders. Zahlreiche Unternehmen arbeiten derzeit an solchen neuartigen Fluggeräten, am weitesten ist dabei Volocopter aus Deutschland. Meist sind es eine Art bemannte Drohnen, die mit Elektroantrieb senkrecht starten können. Verschiedene Prototypen haben bereits erfolgreiche Testflüge absolviert. Die wichtigsten Konzepte im Überblick:

Kitty Hawk

Seit längerem arbeitet das von Google-Gründer Larry Page finanzierte Unternehmen Kitty Hawk an einem Flugtaxi. Nun wurde es erstmals der Öffentlichkeit gezeigt: In Neuseeland wird es getestet und in einen Zeitraum von drei bis sechs Jahren sollen auch kommerzielle Flüge möglich sein. "Wir haben in Neuseeland das ehrgeizige Ziel, bis 2050 Karbonfrei zu sein", sagte Premierministerin Jacinda Ardern der "New York Times".

Und da Kitty Hawk vollelektrisch ist, sei es Teil davon. Die kleinen elektrischen Maschinen für zwei Personen können senkrecht starten und dann wie ein Flugzeug fliegen. Das Flugzeug mit Namen Cora hat zwölf Elektromotoren und soll mit einer Höchstgeschwindigkeit von 177 Kilometern pro Stunde bis zu 100 Kilometer weit fliegen können. Cora soll dabei autonom fliegen. Chef von Kitty Hawk ist der gebürtige Deutsche Sebastian Thrun, der schon für das Forschungslabor Google X die Entwicklung von selbstfahrenden Autos geleitet hat.

Google-Gründer Larry Page finanziert das Projekt Kitty Hawk - in Neuseeland wird es getestet.
Google-Gründer Larry Page finanziert das Projekt Kitty Hawk - in Neuseeland wird es getestet.
© Kitty Hawk

PAL-V Liberty

Der Niederländer Paul Dingemanse baut ein fliegendes Auto. Im März stellte er es auf dem Genfer Autosalon vor. Bestellen kann man das Gefährt mit ausklappbarem Rotor schon jetzt zum Preis von 500 000 Euro. Wenn die Zulassung kommt, soll es dann im nächsten Jahr an Kunden ausgeliefert werden. Die haben damit noch genug Zeit, um den nötigen Pilotenschein zu machen. Der Haken: Auch wenn das Flugauto zugelassen wird, darf es nicht einfach auf der Autobahn abheben. Dazu müssen die Besitzer auf die Startbahn eines Flugplatzes – und so bleibt es eine Spielerei für vermögende Hobbypiloten, die, statt noch mal ins Auto umzusteigen, künftig direkt den Privatjet in der heimischen Garage parken können.

Das Flugauto PAL-V Liberty ist für 2019 angekündigt.
Das Flugauto PAL-V Liberty ist für 2019 angekündigt.
© Promo

Aeromobil

Slowakische Ingenieure tüfteln bereits seit 1989 an einem fliegenden Auto. Die Produktion der vierten Version soll in diesem Jahr starten, 2020 soll das Aeromobil dann an Kunden ausgeliefert werden. Kostenpunkt: 1,2 bis 1,5 Millionen Euro. Es soll auf der Straße 160 km/h schaffen, in der Luft bis zu 360 km/h. Eine Tankfüllung soll bis zu 700 Kilometer reichen. Die Frage ist allerdings, ob und wo die Besitzer sich dann damit bewegen dürfen – denn es braucht sowohl eine Zulassung für den Straßenverkehr als auch die Genehmigung der Flugsicherheitsbehörden.

Seit 1989 tüfteln Slowaken am Aeromobil.
Seit 1989 tüfteln Slowaken am Aeromobil.
© Promo

Volocopter

Der Volocopter erinnert an einen Hubschrauber. Doch statt von einem riesigen Rotor wird er von insgesamt 18 kleinen angetrieben, die man sonst von Drohnen kennt. Er ist für zwei Personen gebaut, schafft 100 km/h und kann etwa eine halbe Stunde lang fliegen. Das Unternehmen aus Bruchsal bei Karlsruhe hat im Vorjahr einen Testflug in Dubai absolviert. Schon in zwei, drei Jahren könnte es die erste kommerzielle Teststrecke geben. Zu den Investoren gehören Daimler und Intel.

Auch Daimler setzt auf das Flugtaxi von Volocopter.
Auch Daimler setzt auf das Flugtaxi von Volocopter.
© Volocopter/Nikolay Kazakov

Ehang

Die Chinesen sind derzeit neben Volocopter aus Deutschland bei der Entwicklung von Lufttaxis am weitesten. Ehang hat schon einen Testflug in Dubai durchgeführt und hofft darauf, in der Wüstenmetropole künftig einen Luftshuttle-Service anzubieten. Der Ehang 184 kann mit acht Rotoren knapp eine halbe Stunde lang bis zu 100 km/h schnell fliegen. Er ist für einen Passagier ausgelegt, der maximal 100 Kilo wiegen darf.

Bemannte Drohne Ehang 184.
Bemannte Drohne Ehang 184.
© Ehang

CityAirbus

Auch Airbus arbeitet inzwischen an elektrisch betriebenen Senkrechtstartern. In Donauwörth wird mit Siemens der CityAirbus entwickelt, der autonom fliegend bis zu vier Passagiere in verkehrsreichen Städten befördern soll. Auf der ILA Ende April in Berlin soll der aktuelle Stand präsentiert werden. Bis Ende des Jahres soll der Prototyp dann erstmals abheben. Zudem entwickelt der Flugzeugbauer im Silicon Valley unter dem Namen Vahana ein Lufttaxi. Ein erster Testflug fand am 31. Januar in Oregon statt. 53 Sekunden lang schwebte das Objekt fünf Meter über dem Boden.

Konzept des CityAirbus - Ende des Jahres soll der Prototyp fliegen.
Konzept des CityAirbus - Ende des Jahres soll der Prototyp fliegen.
© Airbus

Lilium

Das Münchner Start-up Lilium arbeitet an einem Elektrojet. Dabei hat die Firma prominente Unterstützer: Skype-Gründer Niklas Zennström, der aus der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ bekannte Investor Frank Thelen und der chinesische Internetgigant Tencent haben mehr als 100 Millionen Dollar in das Projekt gesteckt. Der Jet kann senkrecht starten und braucht daher keine Landebahn. Mit einer Reichweite von 300 Kilometern soll er auf mittleren Strecken zwischen Städten zum Einsatz kommen. Er könnte mit seinen 300 km/h aber auch in fünf Minuten einen Shuttle-Service vom Berliner Hauptbahnhof zum Flughafen BER anbieten. Fragt sich nur noch, wer eher verfügbar ist. Lilium-Chef Daniel Wiegand geht derzeit davon aus, dass es noch zehn Jahre dauert, bis sein Jet vollautonom fliegen darf. In der Variante mit Pilot soll es aber schon früher losgehen.

100-Millionen-Wette: Frank Thelen und Skype-Gründer Zennström haben in Lilium investiert.
100-Millionen-Wette: Frank Thelen und Skype-Gründer Zennström haben in Lilium investiert.
© Lilium

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