Börsen-Reaktion: Finanzmarkt sieht Zypern-Rettung skeptisch
Die Börsen gewinnen nach dem Zypern-Entscheid nur kurzzeitig. Analysten warnen vor Kapitalflucht und schwachem Wirtschaftswachstum im Land.
Die Einigung über die Rettung Zyperns hat an den Finanzmärkten am Montag nur kurz für Erleichterung gesorgt. Nach deutlichen Kursgewinnen am Morgen drehten der Dax und der Euro-Stoxx der größten europäischen Werte am Nachmittag ins Minus. Auch der Euro gab nach und war nur noch gut 1,29 US-Dollar wert. Auch in den USA bewegten sich die wichtigen Indizes in den ersten Handelsstunden leicht im Minus. Für Skepsis sorgten die weiteren Perspektiven Zyperns – und die Erkenntnis, dass die Euro-Krise noch längst nicht beendet ist.
Der Dax lag am späten Nachmittag mit gut 0,2 Prozent leicht im Minus bei knapp 7900 Punkten. Zu den großen Verlierern unter den Konzernen gehörten die Finanzwerte – die Commerzbank, Allianz, die Munich Re und als Schlusslicht die Deutsche Bank mit Einbußen von mehr als drei Prozent. Die Kreditinstitute wären als Erste betroffen, sollte es doch noch Schwierigkeiten mit der Mittelmeerinsel geben.
An den Anleihemärkten gab es die deutlichsten Kursgewinne für zehnjährige Staatsanleihen Griechenlands, das wirtschaftlich wie finanziell eng mit Zypern verbunden ist. Anleihen von Euro-Krisenländern wie Spanien erhielten moderaten Zulauf. Im Gegenzug sank ihr Risikoaufschlag zu Bundesanleihen, die wegen der hohen Bonität Deutschlands als wichtigster Maßstab im Euro-Raum gelten.
„Ob mit dem Rettungspaket die erhoffte Stabilisierung der Banken erzielt und eine Insolvenz des Staates abgewendet wird, hängt maßgeblich davon ab, inwiefern die Kapitalflucht aus Zypern (...) gestoppt werden kann“, schrieben Experten der Landesbank Baden-Württemberg. Hinzu kommt die Frage, wie es wirtschaftlich mit Zypern weitergeht. Der Bankensektor gilt als einer der wichtigsten Arbeitgeber, zudem dürfte sein Rückbau auch andere Branchen in Mitleidenschaft ziehen. „Wir rechnen damit, dass das zypriotische Bruttoinlandsprodukt in den kommenden zwei Jahren massiv schrumpfen wird“, sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.
Mit der Entscheidung in den Verhandlungen kehre „mehr Ruhe und Stabilität in die Euro-Zone zurück“, erklärte Andreas Schmitz, Präsident des Bankenverbandes. Er warnte aber davor, den Rettungsplan zum Muster für andere Staaten zu machen. „Zypern muss als Einzelfall gesehen werden und ist nicht vergleichbar mit anderen europäischen Ländern“, erklärte er.
Ein Problem bleibt die zeitweilig geplante Beteiligung der Kleinsparer in Zypern an der Rettung. Zwar kommt sie nun nicht, doch die Option ist in der Welt. „Einlagensicherungssysteme können nur als sicher angesehen werden, wenn es sich der Staat leisten kann“, sagte Carsten Brzeski von der Bank ING. Die Herausforderung für die kommenden Wochen werde sein, „wie man den Geist wieder in die Flasche bekommt“. Es sei schwieriger, Vertrauen aufzubauen, als es zu zerstören.
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