Private Krankenversicherung: So finden Sie den richtigen Tarif
Schnelle Termine, kürzere Wartezeiten, bessere Behandlungen - davon profitieren Privatpatienten. Wie finden Sie den besten PKV-Tarif? Wir klären auf.
Es klingt gut: Privatpatientenbekommen beim Arzt schneller einen Termin und müssen in der Praxis nicht so lange warten wie Kassenpatienten. Zudem bekommen Privatversicherte eher Zugang zu innovativen Medikamenten und Behandlungen. Während in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von staatlichen Gremien festgelegt wird, welche Behandlung bei welcher Krankheit bezahlt wird, müssen die privaten Kassen übernehmen, was vertraglich vereinbart ist. Hinzu kommt: Wer privat versichert ist, kommt im Schnitt auch noch finanziell deutlich günstiger weg als in der GKV – allerdings in der Regel nur, wenn er jünger ist und keine mitversicherten Kinder hat.
Wer kann in die PKV?
Dennoch will ein Wechsel von der GKV zu einer der rund 50 privaten Krankenversicherungen wohl überlegt sein. Möglich ist er ohnehin nur für Beamte, Selbständige und Arbeitnehmer, die im Jahr mehr als 53 550 Euro verdienen, inklusive aller Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Überstundenpauschalen oder Vermögenswirksamen Leistungen. Etwa 15 Prozent der Arbeitnehmer befinden sich über der sogenannten Versicherungspflichtgrenze, können also selbst entscheiden, ob sie weiter gesetzlich oder privat versichert sein wollen.
Wie wählt man seinen Tarif?
Während gesetzlich Versicherte für den Krankheitsfall derzeit 15,5 Prozent ihres Einkommens abzweigen müssen, können privat Versicherte über ihre monatliche Belastung letztlich selbst entscheiden. Sie wählen aus zahllosen Tarifen und Optionen konkret aus, was versichert ist: Soll Zahnersatz zu 60 oder zu 85 Prozent abgedeckt sein? Möchte ich notfalls vom Chefarzt behandelt werden? Lege ich Wert auf ein Einzelzimmer? Wie werden Kuren und Sanatorien abgerechnet? Kann ich notfalls einen Selbstbehalt von 300, 600 oder 1000 Euro pro Jahr tragen und damit die monatlichen Prämien erheblich senken? Ein Vergleich unterschiedlicher Kassen und Tarife kann da stets nur einen groben Anhaltspunkt bieten, denn vor dem Wechsel in eine private Kasse ist eine Gesundheitsprüfung erforderlich, die mit über die endgültige Prämienhöhe entscheidet. Auch wer bereits privat versichert ist, kann manchmal durch einen Wechsel zu einer anderen Kasse oder durch die Veränderung des Leistungs-Pakets sparen. Verzichten lässt sich vielleicht auf ein Einzelzimmer, auf die komplette Übernahme aller Heilmittel, auf die Erstattung eines Heilpraktikers oder auf bestimmte Kuren.
Was taugen Billigtarife?
Doch Vorsicht! Die gelegentlich beworbenen Super-Spar-Tarife bieten laut Stiftung Warentest auch „gefährliche Leistungslücken“ und Einschränkungen, zudem steigen die Prämien dann mit zunehmendem Alter schneller. Nach Aussage des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) verabschiedet sich die Branche ohnehin immer mehr aus dem Billigsegment, „das unter dem Strich häufig nur ähnliche Leistungen wie die GKV bietet“, so Verbandssprecherin Nina Schultes. Wer über den Wechsel zur Privaten nachdenkt, sollte zunächst prüfen, was genau versichert werden soll, raten Verbraucherschützer. Vor allem jüngere Menschen halten manche Leistung für verzichtbar, etwa die Absicherung von Zahnersatz oder Prothesen. Die Warentester raten jedoch dazu, dann einen Versicherer zu wählen, der eine spätere Aufstockung des Schutzes ohne erneute Gesundheitsprüfung ermöglicht. Wichtig sei deshalb eine ausführliche Beratung durch einen unabhängigen Makler oder Honorarberater, der die Details und das Kleingedruckte in den Tarifen und Verträgen überblickt.
Wer liegt vorn?
Der unabhängige Branchendienst Map-Report hat auch in diesem Jahr wieder die privaten Krankenversicherer intensiver unter die Lupe genommen. Beim Vergleich von Finanzstärke, Kosten, Beitragserhöhungen und Kundenzufriedenheit machte – zum 14. Mal in Folge – die Debeka das Rennen, gefolgt von Deutschem Ring, Signal, R+V, Barmenia und Provinzial Versicherung.
Da ein 85-Jähriger die Versicherung etwa acht Mal mehr kostet als ein 23-Jähriger und auch die PKV die Gesetze der Finanzmathematik nicht aushebeln kann, gilt aber auch hier: Je jünger und gesünder, desto billiger – je älter und kränker, desto teurer ist die Versicherung. Zwar versuchen die privaten Kassen, die Altersrisiken durch Rückstellungen zu reduzieren. Aktuell haben die 8,96 Millionen Privatversicherten einen Puffer von etwa 190 Milliarden Euro angehäuft, der steigende Kosten im Alter abfedern soll.
Kann ich in der PKV wechseln?
Wer innerhalb der PKV den Anbieter wechseln will, sollte deshalb einen Blick in seine Police werfen. Denn bei Verträgen, die vor dem 1. Januar 2009 abgeschlossen worden sind, kann der Kunde seine Rückstellungen nicht zur Konkurrenz mitnehmen. Beim Wechsel wird die neue Kasse zudem eine neue Gesundheitsprüfung verlangen, so dass ältere Verbraucher als Neukunden unter Umständen schlechtere Konditionen erhalten als zuvor. Wer sparen will, wird also unter Umständen von einem Tarifwechsel innerhalb des Unternehmens mehr profitieren.
Ist die Kasse billiger?
Zu bedenken gilt auch: Wer mehrere Kinder hat oder plant, ist bei der Gesetzlichen wohl billiger aufgehoben, denn Kinder sind in der GKV kostenlos mitversichert, während bei den Privaten eigene Prämien fällig werden. Sind die Eltern unterschiedlich versichert, so gilt: Die Kinder müssen stets bei jenem Elternteil versichert sein, das mehr verdient. Auch ein Wechsel zwischen den Systemen ist schwierig: Wer einmal der staatlichen Schiene untreu geworden ist, kommt nur dann wieder zurück, wenn sein Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze zurückfällt, wenn er also zum Beispiel auf Teilzeit reduziert, arbeitslos wird oder, als Kind bisher privat versichert, mit dem Studium neu beginnt.
Wird es im Alter immer teurer?
Eine große Sorge vieler Privatpatienten bleibt: Immer wieder beunruhigen Berichte, wonach im Rentenalter die Beiträge in schwindelnde Höhen explodieren. Zu hören ist von 75-Jährigen, die 1000 oder gar 1300 Euro pro Monat für ihre Krankenversicherung abzweigen müssen. „Das sind Einzelfälle, aber kein wirklich relevantes Gesamtproblem“, weiß Markus Reick, Geschäftsführer von Premiumcircle.
Das Beratungsunternehmen hat sich genau angesehen, was die über 50-Jährigen aller 3,85 Millionen Privatversicherten (ohne Beamte und Kinder) tatsächlich jeden Monat überweisen müssen: Über 900 Euro zahlen gerade mal 0,3 Prozent der Versicherten, über 700 Euro 2,9 Prozent, fand Premiumcircle heraus. Zumindest ein Teil von ihnen, so Reick, „hat zudem auch bewusst Hochleistungstarife gewählt, um im Alter eine Spitzenversorgung zu haben“. Menschen, die sich sehr hohe Prämien im Alter nicht mehr leisten können, müssen alle privaten Kassen inzwischen einen Basistarif anbieten, der nicht über dem Höchstsatz der GKV bei 610 Euro liegen darf, aber fast immer auch auf Leistungen der GKV beschränkt ist.
Was bringt eine private Zusatzversicherung?
Auch eine Kombination beider Systeme ist möglich: So können gesetzlich Versicherte eine private Zusatzversicherung abschließen, quasi als Upgrade zur gesetzlichen Grundversorgung. Zu den beliebtesten Zusatzpolicen zählen Einbettzimmer plus Chefarztbehandlung im Krankenhaus, also für ernstere Fälle, und Versicherungen, die Zahnbehandlungen oder Brillen erstatten. Einen Zusatzschutz für eine stationäre Behandlung erhält ein heute 30jähriger etwa für 16 bis gut 50 Euro pro Monat. Ein 50jähriger muss bereits 30 bis 90 Euro auf den Tisch legen. Mit Vorerkrankungen wird es noch deutlich teurer. Die Preisunterschiede hängen dabei stark an unterschiedlichen Leistungen: Sind ambulante Operationen mitversichert? Leistet die Kasse auch bei Notfalleinweisung? Wird nur medizinisch Notwendiges bezahlt oder übernimmt die Versicherung auch bei kosmetischen Operationen die Chefarzt-Kosten? Auch hier gilt also: Beim Vergleich von Tarifen steckt der Teufel im Detail. Wer ohne medizinische Einbußen sparen möchte, muss die Vertragsbedingungen sehr genau unter die Lupe nehmen.
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