Vor Börsenbeginn: Deutsches Bruttoinlandprodukt sinkt - erste Reaktionen
Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr um 0,2 Prozent geschrumpft. Damit war nicht gerechnet worden. Ursache ist der schwächelnde Außenhandel. Der Dax liegt vorbörslich leicht im Plus.
Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr erstmals seit gut einem Jahr geschrumpft. Wegen des schwächelnden Außenhandels und sinkender Investitionen fiel das Bruttoinlandsprodukt zwischen April und Juni um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einer Stagnation gerechnet. Im ersten Quartal war die Wirtschaft noch um (revidiert) 0,7 Prozent gewachsen und hatte vor allem am Bau vom milden Winter profitiert. Da die Exporte weniger stark stiegen als die Importe, dämpfte der Außenhandel insgesamt die Konjunktur, wie die Statistiker erklärten. “Daneben gingen die Investitionen insbesondere in Bauten deutlich zurück.“ Dagegen hätten die privaten Verbraucher und die öffentlichen Haushalte ihren Konsum jeweils etwas gesteigert. Europas größte Volkswirtschaft war zuletzt Wachstumsmotor der Währungsunion. Durch den Rückschlag bei der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal dürfte es auch für die Euro-Zone nicht so gut gelaufen sein - zumal die französische Wirtschaft nur stagnierte. Die Daten für den Währungsraum werden noch am Vormittag veröffentlicht. Experten rechnen mit einem BIP-Wachstum von 0,1 Prozent.
Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einer Stagnation gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen: HOLGER SANDTE, NORDEA: “Der Rückgang war etwas deutlicher als erwartet. Auch für das dritte Quartal sieht es derzeit nicht nach viel Schwung aus. Mehr als 1,5 Prozent Wachstum sind in diesem Jahr nicht drin, wenn überhaupt. Es dürften in den kommenden Monaten weniger neue Stellen geschafft werden. Die Haushaltsziele müssen nicht ernsthaft in Gefahr geraten, solange der private Verbrauch sich hält. Es ist bei weitem nicht nur die Unsicherheit in Sachen Russland, die belastet. Vielleicht noch wichtiger ist die anhaltende Schwäche in wichtigen Partnerländern wie Frankreich und Italien.“ STEFAN KIPAR, BAYERNLB: “Der Witterungseffekt wegen des milden Winters hat eine Rolle gespielt. Zudem dämpfte der Außenhandel: Das ist eine Konjunkturabkühlung. Zudem gingen die Investitionen zurück. Auch in den nächsten Quartalen ist wegen der Ukraine/Russland-Krise nicht mit hohen Wachstumsraten zu rechnen. Der Außenhandel wird auf absehbare Zeit keinen positiven Wachstumsbeitrag bringen.“ JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK: “Im Wesentlichen ist das ein Baueffekt: Wegen des milden Winters wurden große Teile der Bauproduktion ins erste Quartal vorgezogen, zulasten das zweiten Quartals. Ohne dieses Effekt hätte es im Frühjahr ein Wachstum von 0,2 Prozent gegeben. Ich sehe keine Rezessionsgefahr. Der Leitzins ist viel zu niedrig für Deutschland, das entfacht das Wachstum. Das ist nur eine Delle. Wir haben unsere Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr bereits zuvor von 2,0 auf 1,7 Prozent heruntergenommen. Um ein solches Wachstum beneiden uns die meisten Länder in der Euro-Zone.“
ThyssenKrupp nach langer Zeit auf Gewinnkurs
ThyssenKrupp ist nach der größten Krise in der Unternehmensgeschichte zurück auf Gewinnkurs. “Unter dem Strich erwartet ThyssenKrupp erstmals seit drei Jahren wieder ein ausgeglichenes bis leicht positives Nettoergebnis“, kündigte Vorstandschef Heinrich Hiesinger am Donnerstag an. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2013/14 (per Ende September) konnte der Konzern zulegen, wie Reuters weiter berichtet. Das Unternehmen profitierte unter anderem von deutlichen Verbesserungen im amerikanischen Stahlgeschäft, das ThyssenKrupp nach Pleiten, Pech und Pannen fast in den Ruin getrieben hatte. Nach neun Monaten erzielte ThyssenKrupp unter dem Strich einen Gewinn von 243 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch einen Verlust von gut einer halben Milliarde Euro in den Büchern. Am Ende des vergangenen Geschäftsjahres war der Fehlbetrag dreimal so hoch gewesen, im Jahr zuvor hatte ThyssenKrupp sogar einen Verlust von fünf Milliarden Euro eingefahren. Seitdem müssen auch die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Ob es dieses Jahr dafür reichen könnte, blieb zunächst offen. Versprochen hat ThyssenKrupp das bislang nicht.
RWE bricht das Stammgeschäft weiter weg
Deutschlands zweitgrößter Energieversorger RWE leidet weiter unter dem Einbruch in seinem Stammgeschäft Stromerzeugung, berichtet dpa. Sinkende Preise im Stromgroßhandel und der milde Winter schmälerten auch im ersten Halbjahr die Erträge in der einst wichtigsten Sparte der Essener. Wie der Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte, ging das um Sondereffekte bereinigte sogenannte nachhaltige Nettoergebnis von RWE um mehr als die Hälfte (62 Prozent) auf 749 Millionen Euro zurück - im zweiten Quartal gab es somit einen Verlust. Analysten hatten mit einem etwas geringeren Rückgang gerechnet. Der Umsatz sank um zehn Prozent auf 25,1 Milliarden Euro.
Grund für den neuerlichen Gewinneinbruch ist neben dem operativen Geschäft ein positiver Sondereffekt aus dem vergangenen Jahr, der sich nicht wiederholt hat. Damals hatte RWE eine Kompensationszahlung des russischen Gasriesen Gazprom über etwa eine Milliarde Euro erhalten. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging um 32 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro zurück. Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte RWE.
Dax vorbörslich leicht im Plus
Der deutsche Leitindex Dax liegt am Donnerstagmorgen vor Börsenbeginn leicht im Plus. Grund sind gute Vorgaben aus Asien und den USA. An der Wall Street hatten die Investoren am Mittwoch auf eine Entspannung in der Ukraine-Krise gesetzt. Ein anderer Grund könnten geringere Sorgen vor vorzeitigen Leitzinserhöhungen durch die Notenbank Fed sein. Der Dow-Jones-Index gewann 0,6 Prozent, der S&P 500 0,7 Prozent und der Nasdaq-Composite ein Prozent. In Frankfurt hatte der Dax den Handel 1,4 Prozent höher bei 9198 Punkten beendet.
In Tokio ging es am Donnerstag ebenfalls bergauf: Der Nikkei-Index rückte um 0,7 Prozent vor. Der Shanghai-Composite in China legte 0,1 Prozent zu. (mit Reuters und dpa)
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