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Wirtschaft: Ferrari für Anfänger

Die boomende Beteiligungsbranche wirbt mit Private-Equity-Fonds um Privatanleger – Vorsicht ist geboten

Nie war Deutschland so wertvoll: Internationale Beteiligungsfirmen nehmen immer mehr deutsche Unternehmen auf ihre Einkaufsliste. Mit Milliarden in der Kasse sind Private-Equity-Fonds hierzulande auf der Suche nach attraktiven Investments. Der Grund: Während sich in den USA immer weniger Gelegenheiten bieten, das Geld der Fonds-Zeichner auszugeben, trennen sich deutsche Konzerne laufend von Randbereichen.

Bei den abgespaltenen Töchtern werden Beteiligungsfonds wie KKR, Blackstone oder Cerberus fündig. Allein im vergangenen Jahr haben Finanzinvestoren nach Angaben von Ernst&Young 22,5 Milliarden Euro in Deutschland investiert – neun Milliarden mehr als 2003 und 15,6 Milliarden mehr als im Jahr zuvor. Das Geschäft mit Firmenkäufen (Buy-outs) und -verkäufen boomt. Der Crash des Beteiligungsmarktes nach dem Ableben der New Economy scheint vergessen: Weltweit wurden 2004 Private-Equity-Transaktionen im Volumen von insgesamt 294 Milliarden Dollar abgewickelt.

Auch Privatanleger können seit einiger Zeit über spezielle Private-Equity-Fonds an diesem Kuchen teilhaben. Ein wachsender Markt: Deutsche Publikumsfonds sammelten 2004 schon 702 Millionen Euro bei privaten Investoren ein. Gemessen an den Investitionen von Versicherungen, Banken und Pensionsfonds, die das Geschehen auf dem Beteiligungsmarkt dominieren, ist das Volumen zwar noch klein. Doch das Wachstum ist umso rasanter: Im Vergleich zu 2003 stieg das Aufkommen um 178 Prozent.

Ein Zug, auf den interessierte Anleger aufspringen sollten? „Als Beimischung in einem ausgewogenen Depot ist ein Private-Equity-Fonds unbedingt zu empfehlen“, sagt Norman Lemke, Vorstandsmitglied der RWB Rendite-Wert-Beteiligungen AG. Mit einem Platzierungsvolumen von 215 Millionen Euro bezeichnet sich das Unternehmen als Marktführer in Deutschland. „Bei einem frei verfügbaren Vermögen von 20000 bis 25000 Euro raten wir zu einem Private-Equity- Anteil von zehn bis 15 Prozent“, sagt Lemke. Aus Sicherheitsgründen sollten Privatanleger allerdings ausschließlich in Dachfonds investieren. In den aktuellen RWB-Fonds, der bis zum 30. Juni gezeichnet werden kann, sind Anleger schon mit einem Mindestbetrag von 2000 Euro oder einem Sparplan von monatlich mindestens 50 Euro dabei. „Wir stellen eine jährliche Rendite von 12 bis 16 Prozent in Aussicht – nach Abzug der Kosten“, sagt Lemke. Das sind gut fünf Prozent mehr, als mit Aktien im Schnitt zu verdienen ist.

Anlageberater bezweifeln, dass sich diese optimistische Prognose erfüllt. Und sie warnen Kleinanleger davor, leichtfertig auf den Private-Equity-Markt zu setzen. Uwe Fleischhauer, Managing Partner der Beratungsfirma FHP, hält vom RWB-Modell wenig: „Omas Ansparplan mit monatlichen Raten von 50 Euro eignet sich überhaupt nicht für Private-Equity“, sagt er. Die Gebühren seien gemessen am Einsatz viel zu hoch. Raten von mindestens 5000 bis 10000 Euro hält der Berater für realistisch. Kleinanlegern rät Fleischhauer deshalb: „Finger weg!“

Auch der Fonds-Spezialist Stefan Loipfinger warnt: „Von Ansparmodellen bei Private-Equity-Fonds halte ich nichts.“ Die Anlageklasse sei für unerfahrene Anleger mit kleinerem Vermögen wie ein „Ferrari für Fahranfänger“. Deshalb müsse freilich der „Ferrari“ an sich nicht schlecht sein. Aber: „Anleger sollten ein liquides Vermögen von 500000 Euro haben, bevor sie einsteigen.“

Auch die versprochenen Renditen halten Kritiker für überzogen. Da die meisten zehnjährigen Publikumsfonds erst vor fünf oder sechs Jahren aufgelegt worden seien – also zu Boomzeiten, als Firmenbeteiligungen teuer waren – sei offen, was am Ende für den Anleger an Rendite übrig bleibe. Uwe Fleischhauer: „Elf bis zwölf Prozent sind bei den absoluten Top-Fonds aus den USA noch drin.“ Fraglich sei aber, ob die deutschen Dachfondsanbieter auch tatsächlich Zugang zu diesen Spitzenreitern hätten. „Der Anleger sollte nachfragen, wer die Zielfonds auswählt und ob die Qualität stimmt.“ Doch welcher Kleinanleger ist dazu in der Lage?

„Geldanlage ist Vertrauenssache“, räumt auch RWB-Vorstand Lemke ein. Gerade bei Private-Equity-Investments sei Vertrauen wichtig, weil der Markt intransparent sei und Anleger sich lange binden. „Die Intransparenz ist darin begründet, dass wir etwa die Performance-Daten der Zielfonds, in die wir investieren, nicht veröffentlichen dürfen“, sagt Lemke.

Anleger, die mit dieser Unsicherheit leben können, ausreichend finanziellen Spielraum und viel Zeit haben, sollten die Anlageklasse Private-Equity dennoch nicht ignorieren. Eine Orientierung, wie groß der Anteil am Vermögen sein sollte, geben dabei die Profis: „Die großen institutionellen Investoren haben nur etwa ein Prozent ihres Vermögens im Beteiligungsmarkt investiert“, sagt Uwe Fleischhauer. Viel mehr sollte es deshalb auch bei den privaten Vermögensbesitzern nicht sein.

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