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Schlechte Zeiten für Banker: Die niedrigen Zinsen verderben das Geschäft.
© dpa

Stellenstreichung: Fast jede zweite Bank will Stellen streichen

Es sieht nicht gut aus für die Bankenbranche. Fast jede zweite Bank will 2015 Stellen streichen. Der Grund: neue Mitbewerber und die niedrigen Zinsen.

Die deutsche Bankenbranche steht einer Umfrage zufolge vor einer neuen Sparwelle. Fast jedes zweite Institut (46 Prozent) plant, im laufenden Jahr die Zahl seiner Mitarbeiter zu verringern. Mit Einschnitten ist nach der am Freitag veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young) vor allem im Privat- und Firmenkundengeschäft zu rechnen. Dort ist der Wettbewerb besonders hart. Nur jede fünfte deutsche Bank (21 Prozent) will demnach in diesem Jahr zusätzliche Mitarbeiter einstellen. „Im aktuellen Niedrigzinsumfeld gibt es für die Banken kaum noch etwas zu verdienen – gleichzeitig drängen immer mehr neue Wettbewerber auf den deutschen Markt und verstärken den ohnehin sehr hohen Preisdruck. Hinzu kommen die weiter steigenden regulatorischen Anforderungen“, erklärte EY-Partner Claus-Peter Wagner am Freitag. „Die Situation in der deutschen Bankenbranche bleibt also schwierig, die Gewinne dürften vorläufig auf niedrigem Niveau verharren.“

Vor allem in Deutschland herrscht trübe Stimmung

Vier von zehn Banken in Deutschland wollen demnach in absehbarer Zeit ihre Kosten in erheblichem Umfang drücken, etwa jedes zehnte Institut (zwölf Prozent) erwägt radikalere Maßnahmen wie den Verkauf von Geschäftsbereichen. Befragt wurden für das aktuelle „Bankenbarometer“ 226 Banken in Europa, darunter 50 in Deutschland. In den einzelnen Regionen – mit Ausnahme Österreichs – stehen die Institute für mindestens 50 Prozent des Marktes. Auch in anderen europäischen Bankenmärkten sei die Stimmung eher trüb, stellten die Experten fest. Im europäischen Durchschnitt sind die Zahlen allerdings nicht ganz so pessimistisch wie in Deutschland: 43 Prozent der Institute planen demnach einen Stellenabbau, 29 Prozent wollen zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Schuld sind die Zinsen

Unter den niedrigen Zinsen leiden indes vor allem die Sparer. Sparbuch, Tages- und Festgeld werfen kaum noch etwas ab. Dennoch steckt das Geld der Bundesbürger vor allem in Bankeinlagen. Von den 5,011 Billionen Euro Geldvermögen im dritten Quartal 2014 entfielen nach jüngsten Zahlen der Bundesbank fast 40 Prozent auf Bargeld und Spareinlagen. In manchen EU-Ländern gibt es allerdings mehr für den Spargroschen als in Deutschland. Bankenexperten und Verbraucherschützer mahnen aber zur Vorsicht. Laut EZB erhalten Sparer in Frankreich und den Niederlanden für Anlagen von bis zu einem Jahr derzeit im Schnitt 1,8 Prozent Zinsen, in Italien sind es immerhin noch 1,3 Prozent. In Deutschland gibt es gerade einmal 0,6 Prozent. „Die Höhe der Zinsen spiegelt auch das Risiko des jeweiligen Bankenmarktes wider“, erklärt Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Uni Hohenheim. (dpa)

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