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Bestellung per App. Immer mehr Firmen wollen mit Fahrdiensten Geld verdienen.
© dpa

Konkurrenz für die Taxibranche: Fahrdienste locken mit Niedrigpreisen und gehobenem Service

Es gibt viele Gründe, Bus und Bahn zu meiden und sich im Auto zum Ziel kutschieren zu lassen. Der Tagesspiegel gibt einen Überblick über weitere Beförderungsoptionen.

UBER

Das US-Unternehmen Uber hat in letzter Zeit besonders viel Aufmerksamkeit erregt. Es vermittelt private Fahrer an Fahrgäste in Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt. Um eine Fahrt zu buchen, lädt der Kunde zunächst eine App herunter. Das Programm zeigt vorab einen ungefähren Preis an, für die Strecke vom Hauptbahnhof nach Charlottenburg beträgt er beispielsweise neun bis zwölf Euro und liegt damit weit unter Taxi-Niveau. Schon fünf bis zehn Minuten nach der Buchung biegt der Fahrer um die Ecke, verspricht das Unternehmen. Allerdings: Der angezeigte Preis kann vom tatsächlichen abweichen, wenn sich die Fahrt etwa wegen Verkehrsproblemen verlängert. Außerdem behält sich der Fahrdienst-Vermittler vor, bei besonders großer Nachfrage die Preise zu erhöhen, etwa an Silvester oder zum Oktoberfest. Zudem ist unklar, ob im Falle eines Unfalls Versicherungsschutz besteht. Denn die privaten Fahrer besitzen in der Regel keinen Beförderungsschein. Das ist auch der Grund, warum sich derzeit die Justiz mit Uber beschäftigt. Am vergangenen Dienstag hat das Landgericht Frankfurt dem Anbieter untersagt, weiterhin Fahrten von Privatleuten zu vermitteln (siehe Kasten). Beeindrucken ließ sich das US-Unternehmen davon bislang nicht. Es hat angekündigt, sich gegen die Entscheidung zur Wehr zu setzen und bis dahin weiterhin Fahrgäste an Fahrer zu vermitteln. In Berlin und München hat der Fahrdienst seine Preise in den vergangenen Tagen sogar nochmals gesenkt. Außer der umstrittenen App Uber Pop bietet das Unternehmen mit Uber Black auch einen klassischen Limousinenservice an.

MYDRIVER

Neben Uber heizen auch andere Unternehmen der Taxi-Branche derzeit kräftig ein. Der Chauffeurservice MyDriver wirbt mit Fahrten in der Limousine „auf Taxi-Preisniveau“. Und tatsächlich: Die Strecke nach Charlottenburg kostet in der günstigsten Variante – einem schwarzen 5er-BMW – mit knapp 19 Euro kaum mehr als die Taxifahrt. Möglich werde solch ein Preis durch ein effizientes Buchungssystem, sagt MyDriver-Geschäftsführer Carl Schuster. Trotz Sparpreis soll der Kunde aber nicht auf Service verzichten. So nimmt der Fahrer seinen Fahrgast an Flughafen oder Bahnhof mit Namensschild in Empfang und trägt sein Gepäck. „Und während der Fahrt läuft Lounge-Musik oder Klassik.“

BLACKLANE

Ein ähnliches Konzept wie MyDriver verfolgt das Berliner Unternehmen Blacklane. Es verfügt allerdings über keine eigene Fahrzeug-Flotte, sondern vermittelt wie Uber lediglich zwischen Fahrer und Fahrgast. Dafür kooperiert es mit verschiedenen Limousinendiensten – eventuelle Probleme mit dem Versicherungsschutz fallen hier also weg. Nach der Eingabe des Abfahrts- und Zielortes per App oder Website stehen dem Kunden mehrere Optionen zur Verfügung. Für die Fahrt nach Charlottenburg in einer Mercedes E-Klasse oder einem 5er-BMW zahlt er 33 Euro. Das ist zwar mehr, als eine Taxifahrt kostet, aber etwa ein Drittel von dem, was ein Chauffeurservice normalerweise veranschlagt. Ebenso wie MyDriver möchte auch Blacklane mit Service punkten. Das Unternehmen hat sogar einen Knigge für Chauffeure entworfen, der das Wasser für den Gast während der Fahrt ebenso vorschreibt wie die richtige Arbeitskleidung des Fahrers.

Bezahlung per Kreditkarte

Bezahlt wird sowohl bei Uber, MyDriver und Blacklane bargeldlos. Alle drei Taxi-Alternativen rechnen über Kreditkarte ab. Ob dabei ein Extra für den Fahrer mit einfließt, stellt zumindest Uber ausdrücklich frei: „Uber zu nutzen bedeutet auch, kein Trinkgeld geben zu müssen“, heißt es auf der Homepage. Mehr als ein Drittel aller Berliner Taxi-Fahrer akzeptieren hingegen noch keine Kartenzahlung. Das soll sich aber bald ändern. „Wir wollen erreichen, dass die Zahlungsmöglichkeit Kreditkarte für alle Taxis verpflichtend wird“, sagt Uwe Gawehn, Vorsitzender der Berliner Taxi-Innung. In anderen Punkten hat das Gewerbe schon nachgerüstet. So lässt sich das Taxi in vielen Städten mittlerweile per App oder Internet bestellen. Die Branche steht wegen der neuen Konkurrenz unter Druck. „Wir müssen auch an der Qualität ansetzen“, sagt Gawehn. In Berlin werden deswegen bereits zusätzliche Service-Schulungen angeboten, in denen Fahrer unter anderem die Kommunikation mit dem Kunden trainieren. Die Nachfrage, sagt Gawehn, sei groß. Vom Kampf um den Markt dürften letztendlich also auch die Taxi-Liebhaber profitieren.

Lisa Kolde

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