Wohnen in Berlin: Es geht auch preiswert
Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) wirbt mit Mieten von weniger als sechs Euro pro Quadratmeter. Vom Land Berlin erwartet der Verband eine Verdreifachung der Neubau-Förderung.
Die öffentliche Förderung des Wohnungsneubaus in Berlin sollte nach Ansicht der Wohnungswirtschaft verdreifacht werden. „Pro Jahr müsste das Land Berlin Förderdarlehen in Höhe von rund 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen“, sagte Maren Kern, Vorstand des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), am Mittwoch in Berlin. Zum BBU zählen auch die landeseigenen Wohnungsfirmen. Die Verbandsmitglieder repräsentieren etwa 700 000 Wohnungen, rund 40 Prozent des Berliner Mietwohnungsbestandes.
Derzeit fördert Berlin jedes Jahr 1000 neue Wohnungen mit 64 Millionen Euro. Zielgröße sollten mindestens 3000 geförderte Wohnungen pro Jahr sein, sagte Kern. Das im Koalitionsvertrag von 2011 festgeschriebene Ziel von 6000 zu bauenden Wohnungen pro Jahr sei längst von der Entwicklung der Stadt überholt worden. Gebraucht würden eigentlich mindestens 12 000 neue Wohnungen pro Jahr.
Nach einer Prognose der Investitionsbank Berlin werden in den kommenden drei Jahren in der Hauptstadt rund 55 000 neue Wohnungen fertiggestellt – davon ein großer Teil Eigentumswohnungen. Grundlage der jüngst veröffentlichten Schätzung sind mehr als 100 000 Baugenehmigungen im Zeitraum 2015 bis 2017. Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurden laut Statistikamt insgesamt 14 466 Wohnungen genehmigt, 5500 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Aktive Neubauförderung dämpft die Mietsteigerungen
Wie groß der Anteil der Wohnungen sein wird, die von niedrigen Einkommen und der breiten Mittelschicht bezahlbar sind, ist allerdings offen. „Es gibt noch günstige Wohnungen, aber sie werden knapper“, sagte Kern. „Wir haben in unserer Region viel Arbeit vor uns.“ Zur Finanzierung der Investitionen verwies die BBU-Chefin auf die hohen Einnahmen aus Grund-, Grunderwerb- und baubezogenen Umsatzsteuern. „Allein in Berlin dürfte sich das Aufkommen aus diesen Steuern 2014 auf schätzungsweise 1,6 Milliarden Euro belaufen“, sagte Kern. Dieses Geld müsse „wieder dem Wohnen zugutekommen“. Dass sich eine aktive Neubauförderung dämpfend auf die Entwicklung der Erstbezugsmieten auswirke, zeigten die Beispiele Potsdam und Hamburg – im Gegensatz etwa zu München, wo die Mieten explodiert seien.
Der aktuelle Marktmonitor des BBU zeigt, dass Berlin (und Potsdam) im Vergleich mit den Großstädten München, Hamburg und Köln immer noch im Durchschnitt der Mieten preiswert ist. Zwar seien die Angebotsmieten in fünf Jahren um rund 39 Prozent auf aktuell 8,52 Euro nettokalt pro Monat und Quadratmeter deutlich gestiegen. Die drei anderen Metropolenregionen seien aber teurer. Außerdem repräsentierten die Angebotsdaten auf Portalen wie etwa Immobilienscout24 nicht den vollständigen Markt. Wer von einer Mietenexplosion in Berlin und einem Immobilien-Hype spreche, berücksichtige meist nicht die sehr moderaten Preissteigerungen im Bestand und die sehr lange Mietdauer, gab Kern zu bedenken. So wohnen BBU-Mieter in Kreuzberg zum Beispiel im Schnitt 22 Jahre lang in ihrer Wohnung.
BBU-Firmen steigern Bestandsmieten um 2,7 Prozent
Bei den BBU-Mitgliedsunternehmen, die in Berlin 40 Prozent und in Brandenburg immerhin die Hälfte des Bestandes abbildeten, seien die Nettokaltmieten 2013 im Bestand nur um 2,7 Prozent auf 5,30 Euro beziehungsweise um 1,7 Prozent auf 4,68 Euro gestiegen, sagte Kern. Bei Neuvermietungen habe das Plus in Berlin nur bei 2,1 Prozent auf durchschnittlich 5,97 Euro pro Quadratmeter gelegen. Am günstigsten ließ es sich in Marzahn-Hellersdorf, am teuersten in Charlottenburg wohnen.
Der inzwischen in die Jahre gekommene Mietspiegel weist für Berlin eine Durchschnittsmiete von 5,54 Euro aus. Laut BBU lagen 2013 in zehn von zwölf Berliner Bezirken die Bestandsmieten der Verbandsmitglieder unter dem Mietspiegel. Kern rechnete vor, dass für eine 60-Quadratmeter-Wohnung im BBU-Bestand 2013 im Schnitt 318 Euro nettokalt im Monat bezahlt werden mussten. Bei einem Haushalt in Berlin fielen bei Neuanmietung einer 60-Quadratmeter-Wohnung demnach pro Jahr rund 60 Prozent weniger Mietzahlungen an als bei einem Vergleichshaushalt in München.