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Klassiker wie Plüschbären können sich gegen die elektronische Konkurrenz gut behaupten.
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Weihnachtsgeschäft: Es brummt - Spieleklassiker zu Weihnachten beliebt

Die Spielwarenbranche erwartet Rekorde. Spieleklassiker werden immer gefragter.

Aus dem Kinderzimmer piept, blinkt und lärmt es, Sirenen heulen auf – und dennoch sind Klassiker wie Lego und Playmobil ohne großen technischen Schnickschnack beliebt wie eh und je. Nach einer Krisenzeit um das Jahr 2009, als technische Konkurrenten wie Laptops, Spielekonsolen und Smartphones das Traditionsspielzeug zu verdrängen schienen, geht es wieder stetig aufwärts. „Auch in diesem Jahr haben die Klassiker ein Plus von mehr als acht Prozent verzeichnet – und das Weihnachtsgeschäft steht noch bevor“, sagt Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwaren-Industrie (DVSI). „Mit dem schönen Rückenwind aus dem sehr guten Jahr steht einem guten Weihnachtsgeschäft nichts im Weg.“

Lego kommt Nachfrage nicht mehr hinterher

Erst Ende Oktober gab der Spielzeughersteller Lego bekannt, dass er mit der Produktion seiner bunten Bauklötzchen wegen der großen Nachfrage nicht mehr hinterherkomme. Manche Kinderwünsche nach Bausets könnten unerfüllt bleiben, warnte ein Unternehmenssprecher. Die Nachfrage sei „phänomenal“. Gute Verkaufszahlen bescherten den Dänen zuletzt vor allem die Dauerbrenner Lego City oder Technic. Im ersten Halbjahr verzeichnete die Firma zweistelliges Wachstum, und für 2015 steuert der Spielzeugbauer mit mehr als 15 000 Angestellten auf einen Rekordgewinn zu.

Damit steht Lego nicht allein da. Die gesamte deutsche Spielwarenbranche rechnet in diesem Jahr mit einem Rekordgeschäft. Ein Plus von vier Prozent über alle Segmente hinweg dürfte den Umsatz auf rund 2,93 Milliarden Euro steigern, teilten der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) und der Deutsche Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI) am Donnerstag in Nürnberg mit. Wenn das Weihnachtsgeschäft, in dem die Branche mehr als 40 Prozent des Jahresumsatzes erzielt, gut verlaufe, könne sogar die Drei-Milliarden-Schwelle in diesem Jahr geknackt werden. Bislang sei das Geschäft mit den Geschenken gut angelaufen – die Preise sollen stabil bleiben. Nur die Anbieter von Modelleisenbahnen können nicht richtig mithalten.

Lego und Schleich mit satten Gewinnen

Anders sieht es in Zirndorf aus. Beim fränkischen Hersteller Playmobil brummt das Geschäft mit den freundlich dreinblickenden Männchen aus Plastik. Im 41. Jahr der Firmengeschichte verzeichneten die Franken bis Oktober ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Inzwischen gibt es nach Firmenangaben mehr als 4600 Varianten des Produkts, gut 2,8 Milliarden Playmobil-Figuren bewohnen Kinderzimmer in aller Welt – und wenn dieses Jahr vorbei sein wird, dürften es noch mehr sein.

Auch die Firma Schleich aus Schwäbisch Gmünd, deren Figuren bereits seit 80 Jahren unter dem Weihnachtsbaum liegen, verbucht in diesem Jahr nach eigenen Angaben einen zweistelligen Zuwachs. Klassiker bleibt Klassiker, heißt es dort. „Diesen Erfolg verdanken wir auch der Einführung unserer neuen Spielwelten“, sagt Geschäftsführer Dirk Engehausen. Gegenüber Touchscreens und leuchtenden Knöpfen zeichneten sich die Figuren außerdem durch ihre Realitätstreue aus.

Touch mal ganz real

„Kinder wollen beim Spielen auch echte Steine und Figuren anfassen“, bekräftigt der Geschäftsführer des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels (BVS), Willy Fischel. Auch bei Playmobil heißt es, dass der Run auf Sets wie die Kinderklinik mit OP-Saal, Neugeborenenstation und Kinderkrankenzimmer besonders groß sei. Der Trend bei den Klassikern gehe zu den Spielwelten, bestätigt Brobeil. Im Kleinen abbilden, was sich draußen tut, lauten Motto und Herausforderung für die Branche. Ursache für die Renaissance der Spielzeug-Klassiker seien aber auch die Schenker. „Eltern und Großeltern kennen und schätzen das Spielzeug aus ihrer Kindheit – und kaufen das dann auch“, meint Brobeil.

„Die Konsumenten besinnen sich in unserer schnelllebigen, digitalen Welt mit immer weniger Zeit zum Spielen zunehmend wieder auf traditionelle Werte“, sagt Schleich-Chef Engehausen. Davon profitiere seine Marke. Von den Eltern werde außerdem geschätzt, dass Kinder nicht nur Vorgegebenes nachspielten, sondern rund um die Produkte ihre eigene Fantasiewelt entwickeln könnten. Allerdings lassen die Hersteller der Klassiker auch die Technik nicht völlig außen vor.

Spielzeug wichtig für kindlichen Lernprozess

Mithilfe einer Batterie können Kinder etwa Lego-Techniksets antreiben. „Elektronische Features erhöhen sicher regelmäßig den Spielwert von Spielzeugen, sind aber nicht unbedingt Bedingung dafür“, betont Fischel. Und nicht jedes Technikspielzeug ist gleich pädagogisch fragwürdig. „Die Kinder lernen mit Spielzeug fürs spätere Leben. Im Leben gibt es Elektronik, also macht es natürlich Sinn, wenn Spielzeug das auch im Kleinen abbildet“, sagt Brobeil. Die Digitalisierung der Produkte sei aber allenfalls eine Ergänzung des Kernsortiments.

Teresa Tropf

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