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Das Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in Washington D.C.
© Matthew Cavanaugh/epa/dpa

US-Zentralbank Fed: Erste große Notenbank beginnt mit Abbau von Staatsanleihen

Beobachter rechnen bislang damit, dass die EZB die Anleihekäufe ab Januar auf ein Volumen von 40 Milliarden Euro im Monat zurückfahren wird.

Als erste der großen Notenbanken beginnt die US-Zentralbank Fed mit dem Abbau des Berges von Staats- und Immobilienanleihen im Volumen von 4,5 Billionen Dollar. Sie hatte die Papiere zur Bekämpfung der Folgen der Finanzkrise gekauft, um die Wirtschaft zu stützen. Jetzt will die Fed ab Oktober zunächst Monat für Monat das Volumen der Anleihen um zehn Milliarden Dollar reduzieren, wie Notenbank-Chefin Janet Yellen am Mittwochabend sagte. 2018 soll es dann nach und nach bis zu 50 Milliarden monatlich abgebaut werden. Zugleich soll der US-Leitzins 2017 noch einmal und bis Ende 2018 weitere drei Mal erhöht werden. Das hat nach Ansicht von Volkswirten indirekte Auswirkungen auf die Europäische Zentralbank (EZB). Der Dollar dürfte jetzt gegenüber dem Euro wieder stärker werden. Damit wird die Inflation in Europa tendenziell beflügelt. Dies wird der EZB die Entscheidung zur Reduzierung ihrer Anleihekäufe erleichtern, glauben Beobachter.

Ende Oktober will der Rat der EZB entscheiden, wie es mit dem Programm zum Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen ab Anfang 2018 weitergehen soll. Bis dahin wird die Notenbank monatlich für 60 Milliarden Euro kaufen. Seit dem Beginn der Käufe im März 2015 wird sich das Volumen in den Büchern der EZB dann auf rund 2,3 Billionen Euro belaufen. Damit soll die Kreditvergabe in der Eurozone angekurbelt, die Konjunktur unterstützt und die Inflationsrate nach oben gebracht werden.

„Das erleichtert der EZB die Reduzierung ihrer Anleihekäufe“

Seit Anfang des Jahres ist der deutlich erstarkte Euro - von 1,04 Dollar auf zeitweise mehr als 1,20 Dollar - der EZB dabei in die Quere gekommen, wie Notenbank-Chef Mario Draghi Mitte September offen beklagt hatte. Dadurch werden Exporte aus dem Euroraum teurer und Importe in den Euroraum günstiger. Beides drückt tendenziell die Inflation, die mit den für 2017 erwarteten 1,5 Prozent im Euroraum immer noch deutlich von der Marke von knapp zwei Prozent entfernt ist, bei der die EZB Preisstabilität gewahrt sieht.

Wenn die Fed den Einstieg in den Ausstieg bei ihren Anleihekäufen - das Quantitative Tightening/Quantitative Straffung - einleitet stützt das tendenziell den Dollar gegenüber dem Euro. „Das erleichtert der EZB die Reduzierung ihrer Anleihekäufe“, sagt Michael Schubert, EZB-Experte der Commerzbank. „Deshalb ist es wichtig, wie sich das Wechselkursverhältnis Euro zum Dollar bis zur EZB-Ratssitzung Ende Oktober entwickelt“. Auch weitere Zinserhöhungen in den USA dürften den Dollar stützen. Bereits am Mittwochabend nach Bekanntwerden der Fed-Entscheidung rutschte der Euro von 1,20 deutlich auf nur noch 1,8777 Dollar ab. Am Donnerstag stabilisierte er sich wieder leicht.

Beobachter rechnen bislang damit, dass die EZB die Anleihekäufe ab Januar auf ein Volumen von 40 Milliarden Euro im Monat zurückfahren wird. Im Laufe des nächsten Jahres könnten sie möglicherweise ganz eingestellt werden. Bis die EZB dann der Fed auch mit der Straffung des Anleihebestandes folgt, dürfte aber noch über 2018 hinaus dauern. „Die EZB hinkt vier Jahre hinter der Fed hinterher“, betont David Kohl, Chefvolkswirt bei Bankhaus Julius Bär.

Für Verbraucher hierzulande hat der Schwenk der US-Notenbank, den sie schon länger angekündigt hat, überschaubare Auswirkungen. Reisen in die USA und den Dollarraum werden wieder etwas teurer werden. Auch die Preise an der Tankstelle und für Heizöl könnten leicht anziehen, weil Öl mit Dollar bezahlt werden muss. Bei den Kreditzinsen geht es schon etwas länger, aber nur sehr langsam, nach oben. Für Zehn-Jahres-Hypotheken werden nach Angaben des Vergleichsportals FMH derzeit im Schnitt 1,33 Prozent verlangt. Im Februar waren es 1,2 Prozent. Anlagezinsen verharren aber weiter im Tief. Im Schnitt gibt es bei Tagesgeld derzeit 0,14 Prozent, viele Banken zahlen weiter überhaupt nichts.

Vermögende Anleger müssen bei einigen Volksbanken und Sparkassen weiter sogar einen Negativzins von minus 0,4 Prozent zahlen für Anlagebeträge von mehr als 100.000 Euro. Den entrichten nach wie vor auch Institute, wenn sie bei der EZB Geld parken. Noch ist nicht absehbar, wann die Euro-Notenbanker den Einlagezins zumindest wieder aus dem negativen Bereich hieven. Mit einer Leitzinserhöhung rechnen Volkswirte erst 2019. Seit 10. März 2016 steht er bei Null.

Rolf Obertreis

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