Zoo-Direktor Knieriem: Eine tierische Aufgabe
Andreas Knieriem ist seit etwas mehr als einem Jahr der neue Zoo-Direktor in Berlin. Er ist freundlich und diplomatisch, doch auch diese Art kann nicht über das schwere Erbe hinwegtäuschen, das er von seinem Vorgänger übernommen hat. Doch er geht die große Aufgabe auf seine ganz eigene Weise an.
Wenn Andreas Knieriem bei offenem Fenster schläft, hört er Nachtigallen singen und Löwen brüllen. "Es ist richtig was los", sagt der irgendwie immer noch neue Berliner Zoo-Direktor, der – erste Überraschung – mit Frau und Tochter in einer Dienstwohnung über dem Aquarium wohnt. Seit etwas mehr als einem Jahr trägt er die Verantwortung für Zoo und Tierpark. In dieser vergleichsweise kurzen Zeit hat er es – zweite Überraschung – geschafft, das öffentliche Bild der Einrichtungen zu drehen. Trotz aller Widrigkeiten.
Es gehört zum diplomatischen Wesen von Andreas Knieriem, dass er selbst Dinge, die ihn offensichtlich ärgern, noch mit feinem Humor nach außen trägt. So sagt er über das Erbe seines Vorgängers: "Es ist die Würze in meinem Leben, ein paar mehr Dinge schultern zu müssen als die, die ich mir vorher ausgemalt habe." Ein paar Dinge mehr? Ein defizitärer Tierpark, in dem lange Zeit reichlich Energie verschwendet wurde und große Mengen Giftmüll und Bauschutt verklappt worden sind. Eine veraltete Infrastruktur und ein unzeitgemäßes Erscheinungsbild. Dann sind da noch all die anderen Themen, die – wie die Enteignung jüdischer Zoo-Aktionäre in der NS-Zeit – endlich aufgearbeitet werden sollten. All dem begegnet Knieriem mit großer Unaufgeregtheit. Zwar ist sein häufigster Satz im Gespräch "Das muss man auch mal so offen sagen", doch oft ironisiert er danach noch einen Aspekt. So bleibt Freundlicheres hängen als das, was gesagt wurde.
Mit beiden Einrichtungen hat Knieriem ein riesiges Unternehmen übernommen. 500 Mitarbeiter, mehr als 40 Millionen Euro Umsatz, davon zwei Drittel im Zoo. "Damit sind wir wirtschaftlich derzeit der größte Zoobetrieb Europas." Weltweit gebe es zwar ein paar noch größere, aber: "Wir gehören wirklich zu den Top Ten." Das strahlt auf die Stadt insgesamt aus und auf die City West sowieso. Der Zoo am Landwehrkanal profitiert vom Tourismus. Im vergangenen Jahr kam eine Rekordzahl von 3,3 Millionen Besuchern, nur jeder Dritte war Berliner. "Das heißt, wir spielen auch eine wirtschaftliche Rolle. Das ist etwas, das bisher viel zu wenig kommuniziert worden ist in dieser Stadt, meint Knieriem. "Wir sind, was die Tourismus-Industrie angeht, ein ganz, ganz wichtiger Partner, da die Besucher, weil es uns gibt, vielleicht einen Tag länger bleiben und abends noch Kulturprogramm machen." Für die Berlin-Werbung seien beide Einrichtungen ebenfalls wertvoll. [...]
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