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Kreuzfahrten - hier mit einem Aida-Schiff in Hamburg - liegen im Trend. Echte Schnäppchen-Reisen gibt es auf See allerdings selten.
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Zusatzkosten an Bord: Eine Kreuzfahrt, die ist lustig - und teuer

Kreuzfahrten sind bei den Deutschen so angesagt wie nie. Versteckte Kosten können die Begeisterung aber schmälern

Für Kreuzfahrt-Reedereien sind die Aussichten rosig, denn der Markt boomt. Allein 2015 verbrachten 2,2 Millionen Deutsche - und damit knapp dreimal so viele wie noch zehn Jahre zuvor - ihre Ferien auf hoher See. Laut einer Statistik des Branchenverbands Clia lag der Reisepreis 2015 bei durchschnittlich 1580 Euro pro Person - eine ordentliche Summe, die Kreuzfahrer aber anscheinend nicht abschreckt.

Und das hat seinen Grund: Kreuzfahrt-Anbieter werben mit Argumenten, die derzeit gut ankommen: Viel sehen, aber dennoch von Sicherheit und Komfort umgeben sein.

Dabei kann es gerade auf der Schiffsreise schon mal ganz schön ungemütlich werden. Beschwerden über die Unterbringung und Verpflegung, die Hygiene, spontane Routenänderungen, Lärm oder andere Reisemängel sind keine Seltenheit. Aber selbst wenn die Rahmenbedingungen stimmen, erleben viele Urlauber spätestens beim Check-Out ihr blaues Wunder: Obwohl “All Inclusive” deklariert wurde, wird Reisenden eine gepfefferte Rechnung mit etlichen Zusatzkosten vorgelegt.

Die Trinkgeld-Falle

Das beginnt beim Trinkgeld für die Crew, das für einen einzigen Reisenden gerne bei mehr als 10 Euro täglich liegt. Selbst Kinder sind davon nicht ausgenommen. Bei einigen Reedereien werden die “Servicegebühren”  automatisch vom Bordkonto abgebucht. Eine Falle, in die vor allem Kreuzfahrt-Neulinge gerne tappen.

Telefon & Internet

Mitunter horrende Preise entstehen auch beim Telefonieren an Bord. Selbst auf Reisen innerhalb der EU können Minutenpreise von bis zu 6,50 Euro anfallen - denn auf Mobilfunknetz und EU-Roaminggebühren hofft man auf hoher See vergeblich. Stattdessen sind hier Satellitennetzwerke aktiv, die auch das Surfen im Internet zu einem teuren Spaß machen. Kosten entstehen allerdings auch unbemerkt. Beispielsweise dann, wenn das Smartphone ungefragt Apps aktualisiert.

All-Inclusive heißt nicht all-inclusive

Anders als beim Pauchalurlaub auf dem Festland, ist an Bord eines Kreuzfahrt-Cruisers noch lange nicht alles alles inklusive - selbst wenn Angebotstitel das versprechen.

Bestimmte Leistungen, die normalerweise zum Standardangebot gehören, müssen am Ende selbst getragen werden.

Wäschewaschen ist nirgendwo umsonst

Während das Unterhaltungsprogramm - sprich: Shows und Animationsangebote - in der Regel bei allen prominenten Luxuslinern, darunter Reedereien wie AIDA, TUI Cruises, MSC oder Carnival Cruise Lines, im Preis enthalten ist, übernehmen viele Anbieter nicht einmal das Wäschewaschen, ohne dafür eine Gebühr zu verlangen. Teuer zu stehen kommt Kreuzfahrer auch der Besuch der Wellnessanlagen: Da diese von privaten Anbietern geführt werden und meist noch dazu auf Provisionsbasis funktionieren, sind Massage oder Yoga-Kurs nur im seltensten Fall kostenlos.

Die Legende von der Getränkepauschale

Selbst die Getränkefrage ist an Bord eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit. Zwar sind Wasser, Kaffee und Tee in der Regel im Paket enthalten, anders sieht es aber mit Cocktails oder Getränken außerhalb der geregelten Essenszeiten aus. Und dann wird die Kreditkarte gezückt - ein weiterer Fehler an Bord. Einige Kreuzfahrtgesellschaften berechnen Gebühren von bis zu 3 Prozent. Was die Kinderbetreuung an Bord angeht, sind die Kreuzfahrtgesellschaften spendabler. Hier wird kein zusätzlicher Aufpreis verlangt.

Mit den Kostenfallen auf hoher See ist es ein bisschen so wie mit dem Mineralwasser-Kauf am Flughafen. Will man nicht verdursten, bleibt einem nichts anderes übrig, als 4,50 Euro für den halben Liter zu bezahlen. Weil man am Flughafen aber nicht 14 Tage verbringt, wird auf eine umfängliche Vorbereitung normalerweise verzichtet. Im Falle einer Kreuzfahrt ist die aber dringend notwendig.

Hohe Extrakosten umgehen

Um sich von unerwarteten Extrakosten nicht den Urlaub verhageln zu lassen, sollte die Kreuzfahrt von vorne bis hinten geplant werden. Allem voran die Ausflüge auf das Festland - denn auch diese kosten extra. Mit Reiseführer und organisierter Gruppe können derartige Freizeitaktivitäten ganz schön ins Geld gehen. Kreuzfahrtexperten raten daher dazu, das Land lieber auf eigene Faust mit dem Taxi oder zu Fuß zu erkunden. Das spart nicht nur Geld, sondern ist oftmals noch dazu viel impressionsreicher.

Nicht alles muss hingenommen werden

Kreuzfahrtjournalist Franz Neumeier rät ganz allgemein dazu, schon beim Buchen gezielt nach eventuellen Nebenkosten zu suchen. Der Reiseexperte ist sich sicher: “Mit ein wenig gutem Willen kann man entsprechende Hinweise in den Unterlagen und Prospekten finden.” Das betrifft auch die horrenden Trinkgeldpreise, die von vielen internationalen Reedereien erst an Bord erhoben werden. Reiserechtler Paul Degott aus Hannover aber weiß, dass Kunden durchaus die Möglichkeit haben, sich gegen versteckte Kosten zu wehren: “Wer in Deutschland eine Kreuzfahrt bucht, kann sich auf die Preisangabeverordnung berufen.”

So besagt Paragraph 1, dass jegliche Preise für Waren oder Dienstleistungen an Bord einschließlich der Umsatzsteuer angegeben werden müssen. Nicht einmal Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen könnten die international gültige Richtlinie aufheben, sagt Degott. Werden Trinkgelder an Bord unberechtigt verlangt, solle sich am besten direkt an die Rezeption gewendet werden. Im Regelfall bekämen Betroffene ihr Geld dann auch zurückerstattet.  

Mona Linke

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