Zehn Jahre T-Aktie: Eine Geschichte voller kollektiver Irrtümer
Die Aktien der Telekom waren ein echter Hit für die Anleger. Innerhalb von drei Jahren ging es nur bergauf mit dem Papier. Bis die New Economy-Blase platzte. Den folgenden Absturz hat das Papier bis heute nicht verkraftet.
Frankfurt/Main - "Wenn die Telekom an die Börse geht, geh' ich mit", raunte Manfred Krug 1996 über die Mattscheibe. Heute, zehn Jahre später, wünschen sich Millionen Bundesbürger, sie hätten den Fernsehliebling ignoriert und ihr sauer Erspartes nicht in rosaroten T-Aktien angelegt. Doch nicht nur Hobbybroker irrten: Börsenguru André Kostolany lobte die Aktie als Papier "für den Ruhestand und die Erben". Die Schlipsträger in den großen deutschen Banken applaudierten, als Telekom-Chef Ron Sommer die großartigen Perspektiven der Volksaktie pries - verdienten sie doch an dem Deal Millionen. Selbst die "Heuschrecke" Blackstone, die sich erst im April diesen Jahres bei dem Bonner Konzern einkaufte, muss sich verrechnet haben. Die Geschichte der T-Aktie ist eine Geschichte voller kollektiver Irrtümer.
Dabei begann alles so vielversprechend. Vor dem ersten Börsengang am 18. November 1996 geizte der stets braun gebrannte Ron Sommer nicht mit Superlativen: Der Gang aufs Parkett sei der größte, den die internationale Finanzwelt je gesehen habe und die Aktie - mit 28 Mark (14,32 Euro) gerade mal so teuer wie ein Kinobesuch mit der Familie - eine echte Volksaktie mit guten Wachstumsaussichten und überhaupt eine Bereicherung für die Aktienkultur in Deutschland. Und damit lag er zunächst gar nicht so falsch.
Wert von mehr als 100 Euro pro Aktie
Denn die Aktie kannte jahrelang nur eine Richtung: bergauf. Beim zweiten Börsengang 1999 verlangte die Telekom schon 39,50 Euro für ein Papier und die Anleger rissen es ihr aus den Händen. Auf dem Höhepunkt der High-Tech-Euphorie übersprang die T-Aktie im Frühjahr 2000 sogar die Marke von 100 Euro.
Die magentafarbene Aktie war für viele die Einstiegsdroge. Dass dank der Telekom sogar an der Bushaltestelle über Börsenkurse diskutiert wurde, habe der deutschen Aktienkultur einen enormen Schub gegeben, heißt es beim Deutschen Aktieninstitut (DAI). "Mitte bis Ende der 90er Jahre gab es bei der Zahl der Aktionäre einen deutlichen Sprung nach oben." Zählte das DAI 1996 noch knapp 3,8 Millionen Aktionäre in Deutschland und damit rund sechs Prozent der Bundesbürger, waren es zwei Jahre später schon 4,5 Millionen. Und die nicht enden wollende Börsenrallye zog immer mehr in ihren Bann. Auf dem Höhepunkt im Jahre 2000 besaß fast jeder zehnte Deutsche Aktien.
Im März 2000 begann der Absturz
Ob die plötzliche Popularität allerdings der Aktienkultur immer dienlich war, bezweifelt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Viele haben nicht wirklich begriffen, in was sie da investieren", sagt der Anlegerschützer. Dass es auch mal bergab gehen kann, daran hätten viele nicht gedacht. Aber genau so kam es: Im März 2000 begann der Fall der T-Aktie. Der dritte Börsengang der Telekom im Juni brachte zwar dem Staat bei einem Anteilspreis von 66,50 Euro einen Milliardenerlös, den Aktionären aber nur Verluste. Im September 2001 stürzte der Kurs erstmals unter den Ausgabepreis des ersten Börsengangs und im Juni 2002 sogar unter die magische Marke von zehn Euro. Zwei Tage später warf Ron Sommer das Handtuch.
"Die Telekom steht symbolisch für den Hype und den Zusammenbruch der ganzen Branche und des Neuen Marktes", sagt Kurz. "Das Problem ist nur: Die Telekom kam anders als viele andere Unternehmen derselben Branche nie wieder aus dem Loch heraus." Zum zehnten Geburtstag dürfen die treuen Anleger der ersten Stunde den Kurs ihrer Volksaktie von unten betrachten. Und auch wenn in kaum einem anderen Unternehmen so gebetsmühlenartig wiederholt wird, wie unterbewertet die Aktie sei, glaubt der Aktionärsschützer Kurz nicht an alte Höhenflüge: "Einen Telekom-Kurs von 100 Euro: Das erleben wir nicht mehr." (Von Katharina Becker, ddp)
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