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Starkes Bündnis. Eine Maschine der Lufthansa steht mit Maschinen anderer Partner auf dem Flughafen Frankfurt/Main.
© Oliver Berg/dpa

20 Jahre Star Alliance: Ein paar Dämpfer zum Jubiläum

Das Bündnis aus 28 Fluggesellschaften rund um die Lufthansa ist eine Erfolgsgeschichte, aber es gibt auch erhebliche Probleme

28 Fluggesellschaften, die harmonisch zusammenarbeiten, rühmt sich das weltgrößte Luftfahrt-Bündnis Star Alliance. Und: "Gemeinsames Ziel: Höchste Sicherheitsstandards und bester Kundenservice". Jürgen Weber, damals Chef der Lufthansa, hatte die Idee und hob zusammen mit der skandinavischen SAS, Air Canada, Thai Airways und der US-amerikanischen United Airlines am 14. Mai 1997 in Frankfurt die erste Airline-Allianz aus der Taufe. Am Wochenende wird in kleinem Rahmen in Frankfurt, dem Sitz der Allianz, das 20jährige Jubiläum gefeiert. Manche Fluggesellschaft ist noch hinzugekommen: Swiss, Air China, Air India, Air New Zealand und andere.

Ganz makellos ist die Bilanz nicht. Das gilt unter anderem für die jüngsten unschönen Vorkommnisse bei United. Mit bestem Kundenservice wenig zu tun hatte der gewaltsame Rausschmiss eines Passagiers, der weltweit für negative Schlagzeilen sorgte, auch für das Bündnis. Auch an der Harmonie kann mitunter gezweifelt werden.

Experten sehen eine unsichere Zukunft

Schließlich arbeiten innerhalb des Bündnisses etliche Gesellschaften enger zusammen als andere, so etwa Lufthansa mit Singapore Airlines und All Nippon Airways und Air China sowie mit Air Canada und United in Nordamerika. Mittlerweile gibt es sogar Vereinbarungen mit Airlines außerhalb der Allianz: Lufthansa mit Etihad und Cathay Pacific aus Hongkong vom Konkurrenz-Bündnis One World oder Singapore Airlines mit Air France vom dritten Luftfahrt-Verbund Skyteam. Zudem sind nicht alle Airlines von den Star-Allianz-Kunden gleich gut angesehen. Auf Verbindungen in die USA etwa werden Flüge unter Lufthansa-Flugnummer auch von United durchgeführt. Für manche Kunden ein Grund, den Flug nicht zu buchen.

Die Zukunft der Airline-Bündnisse wird von manchen Experten eher skeptisch beurteilt. Zumal die Konkurrenz härter wird und die großen Airlines durch Billigflieger wie Ryanair oder Norwegian, die auch von Europa nach Nordamerika fliegt, unter Druck geraten. Trotzdem macht die Star Alliance für die Fluggesellschaften Sinn. Die Kunden profitierten von einem weltumspannenden Streckennetz mit 18 400 täglichen Flügen, zu und von 1300 Flughäfen in 191 Länder. Fast 4700 Jets und 430 000 Beschäftigte gehören zum Bündnis, jährlich werden etwa 640 Millionen Passagiere befördert. Die Flugpläne werden abgestimmt, die IT koordiniert.

Vorteile gibt es bei Wartung und im Einkauf. Das Gepäck wird auch bei mehrfachem Umsteigen bis zum Ziel durchgecheckt. Die Airlines erkennen ihre Vielfliegerprogramme an, gewähren wichtigen Kunden Zugang zu ihren Lounges, betreiben eigene Terminals. All das ist vor allem für gut zahlende Geschäftsreisende wichtig. Die Allianz-Airlines haben den Vorteil, dass sie nicht jedes Land selbst anfliegen müssen. Lufthansa etwa betreibt keine Strecken nach Australien. Wie hoch die Zusatzeinnahmen sind und wie viel Ersparnis die Star Alliance der Lufthansa bringt, verrät der Konzern nicht. Experten werten die Mitgliedschaft aber als klaren Vorteil.

Mehrere Airlines mussten das Bündnis wieder verlassen

Weiße Flecken für das Bündnis gibt es immer weniger. Ein Loch klafft noch am arabischen Golf. Bis auf Qatar Airlines, die sich One World angeschlossen hat, Etihad aus Abu Dhabi oder Emirates aus Dubai gehen ihren Weg (noch) alleine. Als letzte größere Airline ist Air India im Juli 2014 in die Star Alliance aufgenommen worden. Seit Ende 2015 nimmt das Bündnis als sogenannte Partner auch Billig-Airlines auf, bislang sind es zwei aus Südafrika und China.

„Ohne die Weitsicht von Weber und seinen Mut hätte es das Bündnis nicht gegeben“, sagt ein Lufthansa-Manager. Für Weber war die Idee logisch. Die Fluggesellschaften unterlagen Mitte der neunziger Jahre im internationalen Geschäft starken Restriktionen. Landerechte waren begrenzt. „Zudem war die Leistungskraft selbst der größten Airlines überfordert. Sollten wir etwa selbst in den USA oder China lokale Netze aufbauen?“, umschrieb Weber einmal die Lage. „Also haben wir mit der Star Alliance eine virtuelle Airline gegründet.“ Dabei ist es nur ein Bündnis: Es besitzt keine eigenen Flugzeuge, beschäftigt weder Piloten noch Flugbegleiter. Aufgenommen wird nicht jede Gesellschaft. Ein Jahr lang läuft die Prüfung. Sie soll zeigen, dass man etwa die Buchungssysteme integrieren kann, aber vor allem, dass der Kandidat wirtschaftlich gesund ist. Weil sich deren Lage dramatisch verschlechtert hatte, mussten mehrere Airlines das Bündnis wieder verlassen. Weber hatte sich 1997 nicht mehr als zehn Mitglieder vorstellen können. Und heute sind es fast drei Mal so viele. Dass die Allianz auf Webers Erwartung zurückfallen könnte, ist mehr als unwahrscheinlich.

Rolf Obertreis

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