Volkswagen: Ein Golf-Platz für Millionen
VW stellt in Mitte sein wichtigstes Auto vor. 14.000 Händler aus aller Welt kommen nach Berlin.
Noch ist alles wüst, leer und finster in der Halle an der Leipziger Straße. Zwei Dutzend Bauarbeiter sind dabei, die nackten Stahlträger in Wänden und Decken zu verkleiden, dann ist bald der noch grobe Holzboden aus Spanplatten dran. Bis zum 24. September soll alles fertig sein – dann wird der Autokonzern Volkswagen hier erstmals sein wichtigstes Modell, den neuen Golf, präsentieren. Drei Wochen lang sollen 14 000 Händler, Importeure, Zulieferer und andere Geschäftspartner aus 180 Ländern die mittlerweile sechste Modellgeneration des Wagens kennenlernen. „Das wird das kommunikative Highlight des Jahres“, kündigte Jochen Sengpiehl, Marketingleiter der Marke Volkswagen, am Donnerstag in Berlin an.
In der weißen Halle, die gegenüber dem Bundesratsgebäude steht und so groß ist wie ein Fußballplatz, wird bis zum 16. Oktober jeweils einen Tag lang einer Gruppe von je 650 Händlern das Auto vorgestellt. „Mit allen Sinnen“ sollten sie das jüngste Produkt der Wolfsburger erfahren, sagte Sengpiehl, deshalb werde es eine Vorführung „mit sämtlichen vorstellbaren Präsentationstechniken“ durch Top-Manager des Konzerns geben. Auch eine bislang noch geheime Studie auf der Basis des Golf – vermutlich die Cabrio-Version – wird enthüllt werden.
Die Geschäftspartner dürfen den Golf auch probefahren: Jeden Morgen um neun Uhr soll ein Pulk von 400 „Gölfen“, wie die VW-Leute sagen, von einem Parkplatz nahe dem Hauptbahnhof aufbrechen. Über die Straße des 17. Juni und die Avus geht es dann nach Potsdam und wieder zurück. Auf „ein bisschen zusätzlichen Verkehr“ müssten sich die Berliner einstellen, sagte Sengpiehl. Zusätzlich werden auch sie vom Werberummel etwas mitbekommen: Man werde in der Stadt Hunderte Plakate aufhängen lassen. Für Firmen in der Stadt bedeute die Mammutveranstaltung Einnahmen von zehn Millionen Euro, davon profitieren Hotels, Wäschereien, Sicherheitsdienste oder Busfirmen. Insgesamt gibt der Konzern für das Spektakel einen zweistelligen Millionenbetrag aus, 800 Menschen werden dafür arbeiten. Bei der Wahl des Standortes seien auch Städte in Italien, Frankreich und Österreich im Spiel gewesen, sagte Sengpiehl. Die Halle an der Leipziger Straße wird nach der Vorführung abgebaut.
Hierzulande wird der Golf vom 10. Oktober an zu kaufen sein. Seit 1974 hat ihn Volkswagen 26 Millionen Mal gebaut. Von der neuen Version will der Konzern dieses Jahr 100 000 Stück absetzen, im kommenden 600 000. Schon im ersten Halbjahr 2008 ist VW dem Ziel, weltgrößter Autobauer zu werden, näher gerückt. „Wir freuen uns, dass der Volkswagen- Konzern erstmals zur Top Drei der globalen Automobilindustrie zählt“, sagte Vorstandschef Martin Winterkorn. Mit 3,31 Millionen ausgelieferten Autos habe man erstmals den US-Autobauer Ford überholt. Nun liegen noch Toyota und General Motors vor VW. Carsten Brönstrup