Commerzbank mit neuem Konzept: Ein Girokonto zum Kaffee
Die Commerzbank eröffnet in Berlin ihre erste neue Pilotfiliale – und kommt mit einer Mischung aus Apple-Store und Starbucks daher. Sie könnte Vorbild für alle 1200 sein.
„Liebe Berliner, hier beginnt ein neues Bankzeitalter.“ Das Werbeplakat der Commerzbank wird am Freitagmorgen schwer von den Böen des Orkans „Xaver“ malträtiert. Das Berliner Wetter bereitet der Frankfurter Großbank keinen besonders freundlichen Empfang. Dabei soll im Erdgeschoss des Stilwerk-Kaufhauses, Uhland- Ecke Kantstraße, doch eine „Deutschlandpremiere“ gefeiert werden, der Beginn einer neuen Ära im Filialbankgeschäft. Zumindest glaubt dies die Commerzbank.
Exakt 773 000 Euro lässt sich die zweitgrößte deutsche Bank ihre komplett neu gestaltete Cityfiliale in Berlin kosten. Ein Pilotprojekt, wie Privatkunden-Vorstand Michael Mandel sagt, vielleicht eine Vorbildfiliale für alle anderen rund 1200 Ableger der Bank in Deutschland. 76 gibt es in Berlin. Ab Frühjahr 2014 lässt das Geldhaus weitere neu eingerichtete Filialen folgen, als „Flagship“ dienen zwei noch exklusivere und größere Filialen ebenfalls in Berlin und in Stuttgart. Im April, so der Plan, soll Commerzbank-Chef Martin Blessing die erste Flagshipfiliale am Ku’damm Ecke Rankestraße eröffnen. Bis 2016 investiere man 120 Millionen Euro in das Filialnetz, sagt Mandel.
In der Uhlandstraße lässt sich besichtigen, wie die Zukunft aussehen soll. Das Ambiente in hell-freundlichen Farben gleicht einer Mischung aus Apple-Store und Starbucks, mit Kundenlounge, Kaffeeautomat, Tablets und W-Lan. Die wichtigste Neuerung für die Kunden: Die Filialen werden montags bis freitags von acht bis 19 Uhr 30 geöffnet sein. Der Samstag bleibt tabu. Bislang werden die Filialen meist um 16 Uhr, freitags sogar um 14 Uhr geschlossen. „Es kann nicht sein, dass alle Geschäfte in der Innenstadt geöffnet sind, nur die Bankfiliale ist zu“, sagt Michael Mandel. „Wir wollen Gastgeber sein“, fügt Werner Braun hinzu, der für den Vertrieb im Nordosten Deutschlands verantwortlich ist. „Wir haben dafür hart trainiert.“
Das Konzept soll auch neue Kunden locken
Eineinhalb Jahre hat die Bank am neuen Konzept gearbeitet, das natürlich neue Kunden locken – und sich dabei von der Luxusfiliale der Deutschen Bank in der Friedrichstraße unterscheiden soll. Sie wurde bereits 2005 eröffnet. Die Commerzbank, an der der Steuerzahler mit 17 Prozent beteiligt ist, sieht sich auf einem guten Weg. Bis Ende Oktober habe man netto 200 000 neue Kunden gewonnen, zuletzt seien es 4000 bis 5000 pro Woche gewesen, sagt Mandel. Noch aber kommen zu wenige Kunden in die Filiale, um sich beraten zu lassen. 67 Prozent holen sich Geld oder Auszüge am Automaten. 25 Prozent haben einfache Serviceanfragen, aber nur acht Prozent Beratungsbedarf und geben damit der Bank die Chance, auch Finanzprodukte zu verkaufen. Diesen Anteil will Mandel auf 16 Prozent verdoppeln.
In der Beratung sollen Dienstleistungen rund um das Girokonto samt Ausstellung von Giro- und Kreditkarte innerhalb von 20 Minuten erledigt sein. In den Beratungsbereichen werden die Kundenbetreuer nicht mehr dem Kunden gegenübersitzen, sondern neben ihm die Information auf dem Bildschirm verfolgen. Zudem wird es eine bis 21 Uhr 30 geöffnete Videokasse geben, an der Rückfragen gestellt und von einem Mitarbeiter der Bank über Bildschirm beantwortet werden.
Anfang 2015 will die Commerzbank analysieren, was die neu gestalteten Filialen gebracht haben. Mandel ist optimistisch: „2013 wollten wir im Filialgeschäft eine schwarze Null erreichen. Schon nach neun Monaten aber lag der Betriebsgewinn bei 165 Millionen Euro.“