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Leiharbeiter: Ein billiges Geschäft

Die meisten Zeitarbeiter hoffen auf eine Festanstellung. Wie sie ihre Chance vergrößern.

„Option auf Übernahme“: Wer Stellenanzeigen für Kfz-Mechaniker, Bürofachkräfte oder Ärzte sucht, stößt häufig auf diese drei Worte, hinter denen oft eine Zeitarbeitsfirma steht. Bei Zeitarbeit – auch Leiharbeit oder Arbeitnehmerüberlassung genannt – schließt ein Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma, die ihn wiederum gegen Gebühr an dritte Entleihunternehmen verleiht. Zeitarbeit gibt es in allen Branchen außer dem Baugewerbe, vom Hilfsarbeiter bis zum Akademiker. Häufig ist damit die Hoffnung verbunden, so in einem Unternehmen längerfristig Fuß zu fassen.

Brunhild Salbrecht vergleicht die Zeitarbeit mit der Walz, den Wanderjahren zukünftiger Gesellen. Immer weniger Unternehmen seien heute bereit Mitarbeiter einzuarbeiten und bei bei einer Anstellung ein Risiko einzugehen, meint die Arbeitsvermittlerin für Personaldienstleister aus dem Arbeitgeber-Service Berlin Nord. Zeitarbeitsfirmen seien hier offener, sie seien deswegen besonders für Anfänger, Rückkehrer und Umschuler geeignet sowie für alle, die länger als ein halbes Jahr arbeitslos waren und wieder zurück in den Arbeitsmarkt wollen. Für die statistisch geringe Chance auf Übernahme nehmen Zeitarbeiter meistens niedrigeren Lohn und in den ersten zwei Jahren eine monatliche Kündigungsfrist in Kauf. In einzelnen Berufen mit Bewerbermangel ist die Bezahlung manchmal jedoch besser als in einem herkömmlichen Unternehmen, sagt Salbrecht.

Wegen der wechselnden Einsatzorte ist Mobilität gefordert, ein Führerschein und eigener PKW können von Vorteil sein. Für Zeitarbeit müsse man extrovertiert, neugierig und flexibel sein, meint Salbrecht. Innerhalb kurzer Zeit könne man so bezahlt Wissen über Betriebsabläufe und Betriebsstrukturen sammeln. Wer kurzfristig eine Sekretärin ersetzt, muss nicht nur die Telefonanlage bedienen und schnell tippen können, sondern schnell Übersicht über den Bürobetrieb haben und sich nicht scheuen, andere auf nötige Informationen anzusprechen. Wen es stresse, dauernd mit neuen Kollegen zu arbeiten oder sich neu einzuarbeiten, der sei allerdings schnell überfordert.

Wegen mangelhafter Information der Zeitarbeiter beobachtet Margit Böhme, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Autorin des „Ratgebers Zeitarbeit“ Probleme häufig Probleme im Entleihunternehmen. "Einfach hingehen" laute häufig die Ansage mancher Zeitarbeitsfirmen. Sie empfiehlt hingegen genau nachzufragen, was den Arbeitnehmer erwartet. Wer ist der Ansprechpartner direkt im Entleihunternehmen, wer in der Zeitarbeitsfirma? Brauche ich Untersuchungen, um die Arbeit verrichten zu können? Laut Böhme eignet sich Zeitarbeit für Personen, die einen Einblick in verschiedene Unternehmen gewinnen wollen ohne ständige Firmenwechsel im Lebenslauf begründen zu müssen und für Geringqualifizierte, die keine anderen Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Weitere Optionen sieht sie für Personen, die zeitliche eingeschränkt, beispielsweise nur montags und dienstags, arbeiten möchten, sowie für hochqualifizierte Spezialisten, die sonst projektbezogen tätig wären und so die Akquise von neuen Aufträgen an die Zeitarbeitsfirma übergeben.

In den Betrieben sind Zeitarbeiter laut Böhme häufig isoliert. Festangestellte hätten Angst von den Zeitarbeitern ersetzt zu werden, die Motivation, die Zeitarbeiter zu integrieren, sei gering. Wichtig sei sich klar zu machen, dass dieses Verhalten nicht an der einzelnen Person, sondern am Zeitarbeiter als vorübergehender Erscheinung liege, meint Böhme. Sie empfiehlt im Unternehmen vorsichtig zu agieren, immer freundlich zu sein. Zeitarbeiter erfahren auch von Stellen, die nur intern ausgeschrieben sind. Initiativ sollte man das Thema erst ansprechen, sobald man etwas Fuß gefasst hat und sich relativ sicher fühlt, sagt Böhme. Dabei gelte es auf Signale des Arbeitgebers zu achten, ob überhaupt Interesse an einem zusätzlichen Festangestellten besteht.

Wichtig ist die eigenen Kompetenzen nicht aus den Augen zu verlieren. Einige Zeitarbeitsfirmen machen Angebote zur Qualifizierung ihrer Mitarbeiter oder übernehmen die Kosten für eine Schweißerprüfung oder den Gabelstaplerschein. Der Personaldienstleister Randstad hat einen „Qualifizierungspass“ eingeführt, in dem Zeitarbeiter ohne Berufsabschluss erworbene Kompetenzen dokumentieren und anschließend bei einer Prüfung der Industrie- und Handelskammern anerkennen lassen können. Der Personaldienstleister Adecco vermittelt nach eigenen Angaben neben auftragsbezogenem Fachwissen Kenntnisse in kaufmännischen Bereichen, EDV/IT, Industrie/Technik und im Bereich Persönliche Kompetenzen. Es gibt aber auch Berichte von „Dequalifizierung“ in der Zeitarbeit, weil Arbeitnehmer über einen längeren Zeitraum für Arbeiten eingesetzt wurden, die sie unterforderten. So kann eine Chefsekretärin im Rahmen der zumutbaren Tätigkeiten auch für einfache kaufmännische Aufgaben eingesetzt werden.

Wer über Zeitarbeit den (Wieder-)Einstieg in ein herkömmliches Angestelltenverhältnis schaffen will, sollte also kontinuierlich das eigene Fortkommen reflektieren. Mache ich durch den Einsatz neue Arbeitserfahrungen, erweitere ich mein berufliches Netzwerk, erarbeite ich mir neue Kompetenzen? Dabei kann es helfen, eine Liste mit den Fähigkeiten zu führen, die man in verschiedenen Stationen sammelt. Diese kann als Grundlage für eine folgende Bewerbung dienen. So klappt es dann vielleicht auch mit der Übernahme.

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