Karstadt-Übernahme: Eigentümer Benko will mit Kaufhof fusionieren
Der neue Eigentümer von Karstadt René Benko treibt die Sanierung der Warenhauskette voran. In zwei Jahren will der Unternehmer mit Kaufhof fusionieren.
Die Beschäftigten von Karstadt müssen sich auf harte Einschnitte einstellen. Rasch will sich der neue Eigentümer René Benko (37), Immobilienunternehmer und Selfmade-Millionär, an die Karstadt-Sanierung machen. Ihn ärgert, dass beim Rivalen Kaufhof von 100 eingenommenen Euro 48 Euro Deckungsbeitrag bleiben, bei Karstadt aber nur 40 Euro. Der Unterschied: 200 Millionen Euro im Jahr. Benkos Rettungsplan: Anhaltend verlustreiche Karstadt-Häuser sollen geschlossen, attraktive Standorte in Einkaufsmeilen mit Markenhändlern verwandelt werden. Der Konzern selbst wird saniert, mit neuer Organisation und IT. Ein bis zwei Jahre veranschlagt Benko dafür.
Der Investitionsstau bei Karstadt ist immens
Danach rückt sein eigentliches Ziel in den Vordergrund: die Deutsche Warenhaus AG, die Fusion mit Kaufhof. So entstünde ein Monopolist, mit einer zentralen Verwaltung und profitabler Aufteilung der Standorte. Die Monopolidee ist nicht neu. „Die Logik liegt auf der Hand“, sagt ein Manager von Benkos Immobilienholding Signa. Doch zunächst geht es um Karstadt. Die Essener Zentrale ist überbesetzt, der Investitionsstau in den Filialen immens. 2011/12 setzten die Warenhäuser noch 2,9 Milliarden Euro um, ein Jahr später waren es nur 2,7 Milliarden – bei einem Verlust von 127 Millionen Euro. Zum Bilanzstichtag am 30. September 2013 hatte Karstadt nur noch 90 Millionen Euro freie Liquidität.
Am Donnerstag tagt der Aufsichtsrat
Immobilien-Investor Benko will sich nun im Handelsgeschäft beweisen. Große Hoffnung setzt er in Aufsichtsratschef Stephan Fanderl, einen Routinier. „Durch den neuen Eigentümer herrscht nun endlich Klarheit“, sagte Fanderl dem „Handelsblatt“. „Es gibt viel zu tun, wir werden die nächsten wichtigen Schritte einleiten.“ Am Donnerstag tagt der Aufsichtsrat. Dann legen Finanzchef Miguel Müllenbach und Arbeitsdirektor Kai- Uwe Weitz erste Konzepte zur Rettung des Handelshauses vor.
20 defizitäre Karstadt-Filialen kommen auf den Prüfstand
Es gibt eine „Fokus-Liste“, auf der rund 20 defizitäre Karstadt-Häuser stehen. Jedes Haus kommt auf den Prüfstand. Gibt es keine Chance, den Standort in absehbarer Zeit in die schwarzen Zahlen zu bringen, wird er geschlossen. Auf Widerstand von Politik, Gewerkschaft und Betriebsrat muss Benko gefasst sein. Es geht um 17 000 Arbeitsplätze. Die Belegschaft ist verunsichert – und verärgert: 650 Millionen Euro hat sie über Lohnverzicht in den vergangenen Jahren in das Überleben von Karstadt investiert. HB