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Ein Easyjet-Flugzeug landet auf dem Flughafen Tegel.
© Soeren Stache/dpa

Von Flugscham nichts zu spüren: Easyjet und Lufthansa verzeichnen steigende Buchungen

Die beiden Fluglinien sehen bei den Fluggastzahlen "keinen Greta-Effekt". Lufthansa-Chef Spohr verteidigt Billigangebote von Eurowings.

Trotz anhaltender Proteste und Diskussionen rund um den Klimaschutz spürt die Billig-Airline Easyjet nach eigenen Angaben noch keine Auswirkungen auf die Buchungszahlen. „Wir schauen im Gesamtjahr auf rund 90 Millionen Passagiere und erwarten auch in diesem Jahr erneut Wachstum“, sagte Deutschland-Chef Stephan Erler der Deutschen Presse-Agentur. „Einen Zusammenhang mit der Klimadebatte können wir deshalb nicht feststellen.“

Auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr kann demnach keine Zurückhaltung der Kunden durch die derzeitige Klimaschutz-Debatte feststellen. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall, sagte Spohr in einem Interview der "Neuen Züricher Zeitung am Sonntag" auf die Frage nach einem "Greta-Effekt" in Anspielung auf die schwedische Schülerin Greta Thunberg, die mit ihren Protesten die jüngste Klimaschutzbewegung angestoßen hat. Spohr erwartet demnach für die gesamte Lufthansa-Gruppe 2019 einen Passagierzuwachs von rund vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Klimaschutzorganisation Atmosfair spürt dagegen schon länger einen Effekt der Klima-Debatte: 9,5 Millionen Euro Ausgleichszahlungen seien 2018 bei der Organisation eingegangen, 40 Prozent mehr als im Vorjahr, hatte Atmosfair Mitte Juni mitgeteilt. Atmosfair ist einer von mehreren Anbietern, bei denen man Flüge, Kreuzfahrten und anderes „kompensieren“ kann, indem man Geld spendet.

Stetig wachsende Fluggastzahlen wirken sich indes nicht nur auf das Klima aus. Branche und Passagiere bekommen vor allem die damit verbundenen Engpässe zu spüren, die seit der Air-Berlin-Pleite vor zwei Jahren weiter bestehen. Das führt auch in diesem Jahr zu Verspätungen und Flugausfällen. Verschärft wurde das Problem im vergangenen Jahr durch zahlreiche Warnstreik-Tage von Fluglotsen. Laut europäischer Luftfahrtbehörde Eurocontrol waren im Jahr 2018 aus diesen Gründen mehr als 318.000 Stunden Verspätung zusammengekommen, rund doppelt so viele wie im Jahr davor.

Easyjet war ebenfalls betroffen. Rund 75 Prozent der Flüge kamen 2018 eigenen Angaben zufolge pünktlich, ein Prozentpunkt weniger als im Jahr davor. Im ersten Halbjahr dieses Jahres lag die Pünktlichkeitsquote bei 80 Prozent und damit ebenfalls um einen Punkt unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Wegen der reisestarken Sommermonate sind die Werte im zweiten Halbjahr meist deutlich schwächer. „Die Rahmenbedingungen in diesem Jahr sind ähnlich“, sagte Erler. Die Engpässe bestünden weiter. Doch sieht sich die Airline in diesem Jahr besser aufgestellt.

In dem NZZ-Interview kritisierte Lufthansa-Chef Spohr die Konkurrenz für Tiefstpreise: "Wettbewerber arbeiten tatsächlich teilweise mit Preisen pro Flug unter zehn Euro". Das sei ökonomisch, ökologisch und politisch unverantwortlich. "Flüge für unter zehn Euro dürfte es nicht geben." Darüber liegende Billigangebote der Lufthansa-Tochter Eurowings verteidigte der Manager damit, dass sich sein Konzern zur Verteidigung von Marktanteilen nicht ganz dem Preiskampf entziehen könne. Dieser werde so lange wie nötig durchgehalten, sagte Spohr. "Uns wird jedenfalls keiner aus unseren Heimatmärkten verdrängen." (dpa)

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