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Gut Wetter. Zu Jahresanfang konnte die Bauwirtschaft wegen des milden Wetters mehr arbeiten als üblich - im zweiten Quartal hielt sie sich dafür zurück.
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Update

Warum die Konjunktur schwächelt: Die Wirtschaftsleistung sinkt - doch die Regierung ist frohen Mutes

2014, das Jahr des Aufschwungs? Darauf hatten viele Ökonomen gehofft - doch daraus wird nun wohl nichts mehr. Schuld sind nicht nur die vielen Krisen auf der Welt.

Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr erstmals seit gut einem Jahr geschrumpft. Wegen des schwächelnden Außenhandels und sinkender Investitionen fiel das Bruttoinlandsprodukt zwischen April und Juni überraschend um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Diese Entwicklung hatte sich nach den jüngsten schlechten Wirtschaftsdaten abgezeichnet.

“Das ist nur eine Delle“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. “Ich sehe keine Rezessionsgefahr.“ Holger Sandte von der Nordea Bank macht nicht nur die Ukraine-Krise für die Flaute verantwortlich: “Vielleicht noch wichtiger ist die anhaltende Schwäche in wichtigen Partnerländern wie Frankreich und Italien.“ Bei Deutschlands wichtigstem Handelspartner Frankreich stagnierte die Wirtschaft im Frühjahr.

Womöglich ist die Rezession schon da

Das Deutsche Institut für Wirstchaftsforschung in Berlin (DIW) ist skeptischer. Die schlechten Zahlen beim Auftragseingang deuteten darauf hin, dass es bei den Investitionen weiter abwärts gehe. "Die Wirtschaftsleistung könnte im dritten Quartal erneut schrumpfen", befürchten die Forscher daher. Wenn das BIP zwei Quartale in Folge schrumpft, steckt Deutschland offiziell in einer Rezession. DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner macht aber Hoffnung auf eine baldige Belebung: "Sofern die Krisenherde unter Kontrolle bleiben und sich die wirtschaftliche Lage im Euroraum allmählich erholt, dürfte die deutsche Wirtschaft rasch wieder auf eine moderate Aufwärtsbewegung einschwenken."

Wegen des Rückschlags in den beiden größten Volkswirtschaften der Euro-Zone stagnierte das BIP in der Eurozone nur.

In Deutschland war die Wirtschaft im ersten Quartal noch um 0,7 Prozent gewachsen und hatte vor allem vom milden Winter profitiert. Deshalb waren viele Investitionen in der Baubranche vorgezogen worden, die nun im Frühjahr fehlten, wie die Statistiker erklärten. Aber auch bei Ausgaben in Maschinen und Anlagen hielten sich die Firmen zurück. Da die Exporte weniger stark stiegen als die Importe, dämpfte der Außenhandel die Konjunktur zusätzlich. Für Impulse hingegen sorgten die privaten Verbraucher und die öffentlichen Haushalte, die ihren Konsum jeweils leicht steigerten. Die Bundesregierung rechnet 2014 mit 1,8 Prozent Wachstum und 2015 mit plus 2,0 Prozent. Wegen der Folgen der Ukraine-Krise und wachsender Unsicherheiten haben zuletzt viele Ökonomen allerdings ihre Schätzung für dieses Jahr gesenkt. “Wir haben unsere Prognose bereits von 2,0 auf 1,7 Prozent heruntergenommen“, sagte Commerzbank-Mann Krämer. Er betonte aber: “Um ein solches Wachstum beneiden uns die meisten Länder in der Euro-Zone.“

Gabriel: Die Weltpolitik ist schuld

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat den überraschenden Rückgang der deutschen Wirtschaftskraft im zweiten Quartal vor allem mit der aktuellen Weltpolitik begründet. "Die geopolitischen Risiken im Osten Europas und im Nahen Osten sowie eine schwächere Entwicklung im Euroraum haben vorübergehende Bremsspuren in der deutschen Wirtschaft hinterlassen", erklärte er in Berlin. Zudem hätten sich aufs erste Vierteljahr vorgezogene Bauinvestitionen negativ auf die Zahlen für das zweite Vierteljahr ausgewirkt. rtr/AFP

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