ICBC: Die weltgrößte Bank kommt nach Berlin
Die Industrial and Commercial Bank of China, die nach Bilanzsumme größte Bank der Welt, baut ihr Europa-Geschäft aus. Auch in Berlin soll eine Niederlassung entstehen.
Es ist kein Zufall, dass Jiang Jianquing an diesem Nachmittag in Berlin ist. Der Chef der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), der nach Bilanzsumme größten Bank der Welt, hat etwas zu verkünden: „Wir werden schon bald je eine Niederlassung in Berlin und Hamburg eröffnen“, sagt er am Mittwoch. Die Rolle seines Instituts sieht Jiang als eine Art Vermittler. Er will chinesische Unternehmen unterstützen, die Geschäfte in Deutschland machen. Und er will deutschen Firmen helfen, die nach China expandieren wollen.
Unterstützung erhofft sich Jiang von Jürgen Fitschen. Der Co-Chef der Deutschen Bank sitzt am Mittwoch an der Seite des Chinesen. Gemeinsam haben sie gut 100 Unternehmer aus beiden Ländern nach Berlin eingeladen. Fitschen und Jiang wollen werben. Für ihre Länder und für ihre Banken.
China, sagt Jiang, sei gerade dabei, seine Industrieproduktion auf die nächste Stufe zu heben: Statt Massenproduktion setze sein Land stärker auf Qualität. Wie Deutschland habe China zudem mittlerweile viele Mittelständler, die nun die Welt entdecken wollten. Am liebsten, da sind sich Jiang und Fitschen einig, sollen sie nach Deutschland kommen.
8000 deutsche Unternehmen haben eine Niederlassung in China
Noch hält sich die Zahl der chinesischen Firmen, die eine Niederlassung in der Bundesrepublik haben, allerdings in Grenzen. Gut 2000 seien es derzeit, schätzt Jiang. Dagegen haben 8000 deutsche Unternehmen bereits einen Standort in China. Insgesamt haben die beiden Länder allein im vergangenen Jahr Waren im Wert von 160 Milliarden Euro ausgetauscht.
Dass der Chef der größten Bank der Welt nun gerade die Präsenz seines Hauses in Deutschland ausbauen will, hat auch etwas damit zu tun, dass in Frankfurt gerade das erste Handelszentrum für die chinesische Währung Renminbi entsteht. Denn dadurch wird es für deutsche und chinesische Unternehmen leichter, miteinander Geschäfte zu machen. Sie müssen dann nicht mehr erst Euro oder Renminbi in Dollar tauschen, bevor sie sich gegenseitig Waren oder Dienstleistungen verkaufen können.
Die chinesische Währung Renminbi holt auf
Der Einfluss des Renminbi wächst schnell. Noch vor einem halben Jahr nahm er unter den größten Währungen, in denen Unternehmen weltweit handeln, Platz neun ein – heute liegt er bereits auf Platz sieben. „Die Internationalisierung des Renminbi hat sich sehr schnell und positiv entwickelt“, sagt Jiang.
Einer, der den Worten des Chinesen an diesem Nachmittag lauscht, ist Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Er ist – ebenso wie Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie – der Einladung der Banker gefolgt. Auch Gabriel sähe es gerne, wenn mehr chinesische Firmen nach Deutschland kämen. „Hier gibt es noch Nachholbedarf“, sagt er. Die beste Phase der deutsch-chinesische Zusammenarbeit liege noch vor uns.
Zu viele Versprechungen will Banker Jürgen Fitschen den Chinesen dagegen lieber nicht machen. Ihnen ergehe es in der Bundesrepublik sehr wahrscheinlich zunächst wie den deutschen Firmen in China. In einem fremden Land Fuß zu fassen sei schwer. „Es gibt deutsche Unternehmen, die haben in den ersten fünf Jahren in China kein Geld verdient“, sagt Fitschen. Dennoch sei es für sie die richtige Entscheidung gewesen zu bleiben. Heute könne es sich kaum eine deutsche Firma mehr leisten, China zu meiden. Denn auch wenn die Kulturen sehr unterschiedlich seien, sagt Fitschen, „können wir viel gemeinsam leisten“.
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