Fitness-Studios im Test: Die Wahl der Qual
Die Fitness-Studios locken jetzt mit Rabatten. Doch die Unterschiede bei den Anbietern sind groß: Was Sie bei der Wahl des richtigen Studios beachten müssen, lesen Sie in unserem Check
Es nieselt, es ist grau und kalt an diesem Januarmorgen – ein Tag, an dem es schwerfällt, in Schwung zu kommen. Nur die junge Frau, die auf der Truman Plaza in Zehlendorf die Passanten abfängt, scheint damit kein Problem zu haben. Sie ist mächtig aktiv und verteilt Flyer, Werbung für das Fitness-Studio hinter ihr. Bei „Hard Candy“, der Kette, die von Madonna höchstselbst erfunden worden ist, gibt es derzeit nämlich Rabatte, erfährt man. 20 Prozent Nachlass, wenn man noch im Januar seine Unterschrift unter den Vertrag setzt, verspricht die Werberin. Und, so schiebt sie nach, den Löwenanteil zahle ohnedies die Krankenkasse.
RABATTE
Trainieren zum Nulltarif? Schön wär’s. Tatsächlich überschlagen sich die Fitness-Studios derzeit mit Sonderangeboten. Bei Aspria zahlen Neueinsteiger bis März nur den halben Monatsbeitrag, bei Fitness First wird individuell verhandelt. Wer Glück hat und ein gutes Timing erwischt, kann eine Menge sparen – etwa das Startpaket, das sonst mit einmaligen 200 Euro zu Buche schlägt. Auch den Monatsbeitrag kann man mit etwas Verhandlungsgeschick senken oder beitragsfreie Monate herausschlagen. Außerdem kooperieren viele Fitness-Studios mit Unternehmen, als Beschäftigter bekommt man dann Rabatt.
PREISSPANNE
Dennoch bleiben Trainingsklubs wie Fitness First, Hard Candy oder Injoy auch bei noch so geschicktem Feilschen deutlich teurer als die Discounter. Unter 600 Euro im Jahr ist bei den teuren Ketten nichts drin, dafür bieten diese aber neben dem Gerätetraining auch noch jede Menge Kurse, Sauna, oft auch noch einen klubeigenen Pool. Bei den Discountern ist das Training deutlich billiger: 19,90 Euro sind es im Monat bei Europas Marktführer McFit. Wer Wert auf Wellness und echte Kursleiter legt, ist hier aber falsch. Spinning- oder Aerobic-Kurse gibt es hier bestenfalls virtuell via Leinwand. Andere Billigstudios bieten hier mehr: Bei Easy Sports-Fitness (14,99 Euro im Monat, monatliche Kündigung) und in einigen Studios von Clever Fit (ab 339 Euro im Jahr) gibt es neben dem Training an Maschinen auch Fitness-Kurse.
Mit großem Werbeaufwand ruft sich derzeit auch Kieser Training ins Gedächtnis der trainingswilligen Bundesbürger. Werner Kieser, der Firmengründer, gehört zu den Pionieren der Krafttrainings-Branche. In den 50er-Jahren hatte sich der Schweizer beim Boxen das Rippenfell gequetscht. Ein Boxprofi hatte Kieser daraufhin das Training mit Gewichten empfohlen, um wieder fit zu werden. Der Rat funktionierte. Seit über 45 Jahren bietet Kieser gesundheitsorientiertes Gerätetraining mit Schwerpunkt auf eine Stärkung des Rückens an. Doch nun will Kieser weg vom Image, Training eher für Alte und Kranke zu machen. Auf riesigen Plakatwänden werben jetzt junge Frauen und betagte Alt-Hippie-Gitarristen dafür, sich bei Kieser einen starken Körper, einen kräftigen Rücken und ein schönes Leben anzutrainieren.
WOHIN?
Kieser, Fitness First oder McFit: Welches Fitness-Studio ist denn nun das richtige? Die Stiftung Warentest hat jetzt sieben überregionale Anbieter getestet – mit Injoy, Fitness First und Kieser (55 Euro im Monat) drei teurere und vier Discounter (Easy Fitness, McFit, Clever Fit und Easy Sports-Fitness). Wer das nötige Kleingeld hat, sollte nach Meinung der Tester lieber zu den kostspieligeren Klubs gehen. Diese haben im Test mit „guten“ Noten besser abgeschnitten als die Discounter, die bestenfalls auf ein „Befriedigend“ kamen, Clever Fit und Easy Sports-Fitness schafften sogar nur „ausreichend“.
ZU WENIG TRAINER
Einführung und Training sind bei den teuren Fitnessklubs gut, allerdings könnte auch dort die anschließende Betreuung besser sein, bemängeln die Tester. Bei McFit werde zu wenig Wert auf fundiert geschultes Personal gelegt, und es gebe zu wenige Trainer. Mängel, die bei Clever Fit und Easy Sports-Fitness noch deutlich ausgeprägter waren: Die Trainer waren wenig kompetent, unaufmerksam oder selten anwesend, ärgerten sich die Verbraucherschützer.
TIPPS FÜRS TRAINING
Wer überlegt, sich in einem Fitnessstudio anzumelden, sollte vorher unbedingt ein kostenloses Probetraining absolvieren und auch danach nur einen Vertrag mit kurzer Laufzeit abschließen. Wer älter als 35 ist und wenig Sport betrieben hat, sollte sich vor Beginn des Trainings zudem sportmedizinisch untersuchen lassen. Dem Trainer sollte man körperliche oder gesundheitliche Probleme mitteilen, damit dieser einen passenden Trainingsplan aufstellen kann. Anfänger sollten nicht mehr als zwei oder drei Einheiten pro Woche absolvieren. Beim Krafttraining – gut gegen Osteoporose, Diabetes und Übergewicht – sollten sie lieber an die Maschinen gehen, als mit Hanteln zu trainieren.
WAS DIE KASSE ZAHLT
Auf die Hilfe der Krankenkassen sollte man jedoch nicht zu sehr hoffen. Den Mitgliedsbeitrag übernehmen diese nämlich nicht. Barmer, Techniker, AOK und Co. beteiligen sich allenfalls an den Gebühren für einzelne Kurse, allerdings nur, wenn diese als Präventionskurse zertifiziert sind. Zudem kann man mit der Mitgliedschaft in der Muckibude Punkte für die Bonusprogramme sammeln. Einen Schritt weiter geht die KKH. Sie kooperiert mit Fitness First. KKH-Versicherte können dort 14 Tage lang gratis trainieren und bekommen bei Abschluss eines Jahresvertrags 50 Euro Rabatt. Den Test von Fitness-Studios finden Sie im Januar-Heft von Test.
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