Energiewende: Die Verbraucher sollen die Kosten tragen
Politik, Verbände und Unternehmen suchen Modelle, wie man den Verbraucher bei der Energiewende einbinden kann. Der soll das Projekt schließlich bezahlen.
Energiewende. Dieses Stichwort hat im ersten Jahr nach Fukushima vor allem Parteien, Verbände und Unternehmen beschäftigt. Die Energieverbraucher haben sich vor allem dadurch daran beteiligt, dass sie massenhaft Solarpanele auf ihren Dächern haben installieren lassen. Und nun setzt sich auch im politischen Berlin die Erkenntnis durch, dass man zum Umbau des Energiesystems auch die Energiekunden braucht – sie müssen es ja schließlich bezahlen.
Als „schlafender Riese“ der Energiewende gilt die Energieeffizienz. Den größten Beitrag zu einem geringeren Energieverbrauch könnten effiziente Gebäude liefern. Doch vor diesen Investitionen schrecken viele Hausbesitzer zurück. Derzeit wird ein knappes Prozent des Altbaubestands im Jahr energetisch saniert. Die Regierung rechnet aber mit einer Sanierungsquote von mindestens zwei Prozent. Der Bundestag hat eine steuerliche Abschreibungsmöglichkeit für solche Sanierungen beschlossen, der Bundesrat blockiert das Gesetz aber, weil die Länder die Steuerausfälle nicht tragen wollen.
Zumindest das Förderprogramm der KfW-Bank hat der Haushaltsausschuss des Bundestages am Montag freigegeben. Damit stehen für dieses Jahr 1,5 Milliarden Euro für Zuschüsse und verbilligte Darlehen zur Verfügung. Allerdings leidet das Förderprogramm darunter, dass sich die Fördersumme jährlich ändert. Und diese Kredite werden vor allem von Wohnungsbauunternehmen abgerufen.
Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) warb am Montag dafür, die Sanierung auch unabhängig von der Fördersituation in Angriff zu nehmen. Die Mehrkosten für die Sanierung ließen sich in vielen Fällen durch eingesparte Energiekosten refinanzieren, argumentiert die Dena. In einer Studie hat sie entsprechende Fallbeispiele berechnet, in die allerdings ausschließlich die Kosten für eine energetische Verbesserung und nicht die gesamten Sanierungskosten eingerechnet wurden. Zudem verlangt die Dena eine verlässliche Förderung auf einem Niveau von fünf Milliarden Euro jährlich.
Als weitere Voraussetzung für das Gelingen gilt der Umbau des Stromnetzes hin zu seinem „Smart Grid“, einem „intelligenten Netz“, mit dessen Hilfe seine Betreiber stets erkennen können, wo gerade viel Strom erzeugt wird und wo er gebraucht wird. „In Zeiten von Schuldenbremsen ist es aber illusorisch anzunehmen, dass die öffentliche Hand den Ausbau finanziert“, sagte Hildegard Müller, Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbands BDEW ebenfalls am Montag in Berlin. Als Lösung bleibe da nur, dass die Netzbetreiber die Investitionen für neue Leitungen, Trafostationen und Stromzähler auslegen – und die Kosten dafür bei ihren Kunden eintreiben.
Dieses Verfahren ist gesetzlich geregelt: Jedes Unternehmen, das eine neue Stromleitung baut, muss das Projekt bei der Bundesnetzagentur genehmigen lassen, bevor es die Kosten dafür als Netzentgelt auf den Strompreis aufschlagen kann. Viele sinnvolle Investitionen aber seien derzeit gar nicht genehmigungsfähig, glaubt der Verband. „So ein Unternehmen würde von der Netzagentur als ineffizient gebrandmarkt werden, obwohl die Investitionen die Kosten senken“, sagte Roger Kohlmann vom BDEW.
Das Problem sei politischer Auftrag der Behörde. Den hat die Bundesregierung zuletzt 2006 formuliert, und er lautet: niedrige Preise für die Kunden. Kohlmann sagte, die Regierung müsse der Behörde einen neuen Auftrag geben, um Versorger zu ermächtigen, sinnvolle Investitionen zu tätigen. Als Beispiel nannte er die Installation von Transformatoren, die einen Wohnblock versorgen. So einen Standardverteilerkasten zu ersetzten, koste rund 20 000 Euro. Im Sinne der Energiewende wäre es, ihn durch einen regelbaren Transformator zu ersetzen. Der sei zwar doppelt so teuer, mit ihm könne man aber 90 Prozent der durch erneuerbare Energien verursachten Spannungsabweichungen im Netz ausregeln und es so ermöglichen, mehr Grünstrom aufzunehmen.
Beim einem Thema aber, das viele Verbraucher verunsichert, rudert die Energiewirtschaft nun zurück: den intelligenten Stromzählern, auch Smart Meter genannt. „Flächendeckend brauchen wir diese Geräte nicht“, sagte Kohlmann.
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