Deutsche Bank: Die Schuldigen fallen weich
Die Deutsche Bank steht schlecht da. Jetzt müssen tausende Beschäftigte auslöffeln, was Ackermann und Co. ihnen eingebrockt haben. Ein Kommentar.
Die Börse fällte am Donnerstag ein fast schon vernichtendes Urteil: Um zeitweise sieben Prozent rutschte der Kurs der Deutschen Bank ab, nachdem der neue Ko-Chef John Cryan den Abbau von 9000 Stellen und die Streichung der Dividende für zwei Jahre angekündigt hatte.
Das größte deutsche Geldhaus steht 145 Jahre nach seiner Gründung alles andere als gut da: Es ist seit der Jahrtausendwende zu einem unübersichtlichen, ineffizienten und vor allem schlecht kontrollierten Konglomerat geworden. Unzweifelhafter Beleg sind die Milliardenstrafen, die die Bank für Vergehen und dubiose Geschäfte der Investmentbanker zahlen musste, aber auch, wie im Falle Kirch, für fahrlässiges Handeln und Reden der Vorstände.
Cryan legt die Defizite schonungslos offen. Erstaunlich ist, dass auch der Aufsichtsrat die Dinge so lange hat schleifen lassen, bis im Juni endlich mit der Ablösung von Anshu Jain ein vorläufiger Schlussstrich gezogen wurde.
Die unruhigen Zeiten sind längst nicht vorbei
Jetzt müssen die zahlen, die für die Skandale nicht verantwortlich sind: die Aktionäre, die wegen der drastischen Kursverluste ohnehin gebeutelt sind, mit dem Ausfall der Dividende für gleich zwei Jahre; vor allem aber 9000 Mitarbeiter, die ihren Job verlieren. Cryan und seine Vorstandskollegen erweisen sich nicht als besonders einfallsreich.
Tausende Beschäftigte und ihre Familien müssen die Suppe auslöffeln, die ihnen Ackermann, Jain, Fitschen und Co. eingebrockt haben. Dagegen fallen die Topmanager weich, die wie Jain bereits gegangen sind oder jetzt gehen müssen.
Die unruhigen Zeiten bei der Deutschen Bank sind längst nicht vorbei. Es wird vermutlich noch schlimmer kommen, bevor es besser werden kann. Erst 2018 könnte für das Geldhaus wieder ein einigermaßen normales Jahr werden.
Das ist schlecht für die Bank und das ohnehin massiv lädierte Image: Unter diesen Umständen wird es schwer, Kunden zu halten, und noch schwerer, neue Kunden zu gewinnen. Die Misere ist auch schlecht für den Standort Deutschland und das Ansehen der deutschen Wirtschaft. Schließlich geht es um nicht irgendein Geldhaus.