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Die Auskunftei sammelt Informationen über die Bonität der Deutschen.
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Schufa: Die Schuldenfrage

Die Schufa sammelt Daten über fast jeden - und gibt nur wenig über sich preis. Wer bei der Auskunftei schlecht bewertet wird, hat schlechte Karten, wenn er beispielsweise einen Kredit aufnehmen möchte. Denn das private Unternehmen bewertet die Kreditwürdigkeit der Deutschen und leitet die Informationen weiter.

Kreditantrag? Abgelehnt. Handyvertrag? Keine Chance. Neue Mietwohnung? Der Nächste, bitte. Wer bei der Auskunftei Schufa eine schlechte Bewertung erhält, steht plötzlich blöd da, wenn es darum geht, sich Geld zu leihen oder Verträge zu schließen. Denn das private Unternehmen bewertet die Kreditwürdigkeit von derzeit über 66 Millionen Bundesbürgern und leitet seine Erkenntnisse an Banken, Händler und Vermieter gegen Geld weiter. Wonach genau sich die Bewertung richtet, sagt die Schufa nicht. Geschäftsgeheimnis. Das hat in der vergangenen Woche der Bundesgerichtshof noch einmal bestätigt. Was Verbraucher jetzt wissen müssen:

Das macht die Schufa

Schufa steht kurz für „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“ und ist ein privates Unternehmen. Im Prinzip sammelt die Schufa Daten von Verbrauchern und versucht aus dem Zahlungsverhalten in der Vergangenheit eine Prognose über die Kreditwürdigkeit in der Zukunft zu erstellen. Die Daten stammen von Vertragspartnern der Schufa, also etwa Banken, Sparkassen, Leasingunternehmen sowie Versandhandels- und Telekommunikationsgesellschaften. Die Auskünfte lässt sich die Schufa von den Unternehmen bezahlen.

Diese Daten werden gesammelt

Insgesamt sind bei der Schufa derzeit 554 Millionen Daten gespeichert. Dazu gehören Name, Geburtsdatum, Geburtsort, die aktuelle Anschrift und frühere Anschriften. Außerdem werden alle Daten über Bankkonten, Kreditkarten, Leasingverträge, Mobilfunkkonten, Versandhandelskonten, Ratenzahlungsgeschäfte, Kredite, Bürgschaften, Zahlungsausfälle und Mahnungen gespeichert. Nicht gespeichert werden laut Schufa Angaben zur Nationalität oder Religion, zum Familienstand, dem Beruf oder zu Einkommen und Vermögen. Gerade Letzteres wäre aber für die Bewertung der Kreditwürdigkeit besonders wichtig, kritisieren Verbraucherschützer.

Das passiert mit den Daten

Das Unternehmen erstellt eine Bonitätsauskunft und errechnet anhand der Daten einen sogenannten „Score“ also eine Punktzahl, die zwischen eins und hundert liegt. Je niedriger der Wert, desto schlechter ist die finanzielle Prognose. Dabei kann die Schufa die Bonität auch dann anzweifeln, wenn man sich noch gar nichts hat zuschulden kommen lassen. Denn Privatpersonen werden nicht nur nach den eigenen Daten bewertet, sondern auch nach den Daten einer Vergleichsgruppe mit ähnlichen Merkmalen. Der Score soll dann rein statistisch prognostizieren, ob ein bestimmter Kreditvertrag ähnlich zuverlässig bezahlt wird wie die Kreditverträge von Vergleichspersonen in der Vergangenheit.

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Die Schufa ist entscheidend

Wie genau sie die Bonität berechnet, will die Schufa im Detail geheim halten. Einige Faktoren sind aber bekannt. Wie die Schufa selbst schreibt, wirken sich vor allem Zahlungsausfälle und eine hohe Anzahl laufender Kredite negativ auf das Rating aus. Umstritten ist, ob auch häufiger Wohnungswechsel den Score beeinflusst. Allerdings streitet die Schufa ab, die jeweilige Wohnlage in ihre Berechnungen mit einzubeziehen. „In Schufa-Scores gehen standardmäßig keine Daten dazu ein, ob es sich um eine ,gute’ oder ,weniger gute’ Wohngegend handelt“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Ausnahmen gibt es aber. Fragen die Vertragspartner bei der Schufa konkrete Adressdaten an, darf sie die auch herausgeben. So kann es passieren, dass dieselbe Person mit Wohnsitz im durchschnittlich solventen Berlin-Zehlendorf bessere Chancen auf einen Kredit hätte als in der chronisch verschuldeten Nachbarschaft in BerlinNeukölln.

Theoretisch muss jede Bank und jedes Unternehmen selbst wissen, ob ein Vertrag zustande kommen soll und nach welchen Kriterien die Bonität bewertet wird. In der Praxis verlassen sich aber die meisten Vertragspartner auf die Einschätzung der Schufa. Die wiederum weist jede Verantwortung von sich. Jeder Kreditgeber sei verpflichtet Anfragen selbst sorgfältig zu prüfen. „Manche Unternehmen verhalten sich dabei vorsichtiger als andere. Wir unterstützen Entscheidungen durch Informationen – wir treffen sie aber nicht“, heißt es bei der Schufa.

Die Auskunft ist Pflicht

Gemäß Paragraf 34 des Bundesdatenschutzgesetzes hat jeder Verbraucher einmal pro Jahr das Recht sich eine Übersicht der über ihn gespeicherten Daten kostenlos zusenden zu lassen. Darin sind automatisch auch alle Auskünfte der letzten zwölf Monate enthalten, die an Unternehmen weitergegeben wurden. Je nachdem, welche Branche eine Auskunft beantragt, kann die Bonitätsprognose unterschiedlich ausfallen, da es einen Unterschied macht, ob jemand ein Haus finanzieren will oder nur etwas im Versandhandel bestellen. Bis die kostenlose Auskunft per Post kommt, kann es aber bis zu drei Wochen dauern.

Online ist die Abfrage günstiger

Schneller ist die kostenpflichtige Auskunft, die per Post nur wenige Werktage braucht oder online sofort einsehbar ist. Eine einfache schriftliche Bonitätsauskunft kostet dann aber 25 Euro. Online zum Selbstausdrucken immerhin noch 19 Euro. Für drei weitere Monate wird über neue Einträge informiert. Ein Jahresabo kann bis zu 70 Euro kosten. Darin sind Extras wie eine Beratungshotline enthalten. Die Schufa-Auskunft funktioniert übrigens auch andersherum: Für 26 Euro können Privatpersonen Infos über die Bonität von Unternehmen einholen.

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